Stephan Brandner muss wegen Nichtbeachtung einer einstweiligen Verfügung nun weitere 15.000 Euro, und damit insgesamt 20.000 Euro, Ordnungsgeld zahlen. Brandner bezeichnete Spiegel-Redakteurin Ann-Katrin Müller trotz einstweiliger Verfügung weiterhin als “Faschistin”. Dafür kassierte er bereits ein Ordnungsgeld in Höhe von 5.000 Euro. Er hört nicht auf, deshalb wird es jetzt noch teurer. Schon im Januar hatte das Landgericht (LG) Berlin AfD-Politiker Stephan Brandner untersagt, “zu behaupten oder zu verbreiten, die Spiegel-Redakteurin Ann-Katrin Müller sei eine “Faschistin”, “Oberfaschistin” oder “Spiegel-Faschistin” (Beschl. v. 11.01.2024, Az. 27 O 546/23). Dennoch weigerte er sich, einen entsprechenden Post auf X zu löschen. Nach dem ersten Ordnungsgeldbeschluss aus Mitte März hat das LG Berlin am Mittwoch einen zweiten Ordnungsgeldbeschluss gegen Brandner erlassen: Statt 5.000 Euro beträgt das Ordnungsgeld nun 15.000 Euro (Beschl. v. 03.04.2024, Az. 27 O 546/23). Brandner wirft der Spiegel-Redakteurin eine ausufernde Verwendung des Begriffs “Faschismus” vor. Er behauptet eine “Verharmlosung” und glaubt, er dürfe sie als Retourkutsche selbst als “Faschistin” bezeichnen. Wenn jeder, jeden “Faschist” nennen dürfte, würde der Begriff diffus und substanzlos werden und würde daher als Kritik völlig an Bedeutung verlieren, wie LTO-Chefredakteur Dr. Felix W. Zimmermann in seinem Kommentar schreibt.* Brandner hatte zwar die im Eilverfahren angegriffenen Posts gelöscht, doch einen anderen ließ er stehen. Als Reaktion auf das rechtliche Vorgehen Müllers hatte Brandner bereits vor Erlass der einstweiligen Verfügung ein Posting auf X verfasst, in dem er schrieb: “Spiegel-Müller fühlt sich als Faschistin beleidigt. Es ist meine feste Auffassung, dass sie eine solche ist.” Durch die unterlassene Löschung dieses Posts habe Brandner gegen das Unterlassungsgebot der einstweiligen Verfügung verstoßen, entschied das LG (Beschl. v. 05.03.2024, Az. 27 O 546/23). Deshalb verhängte das Gericht ein Ordnungsgeld in Höhe von 5.000 Euro. Das streitgegenständliche Posting war jedoch auch am 18. März 2024 – und damit eine ganze Woche nach Zustellung des Ordnungsgeldbeschlusses – weiterhin online abrufbar. Daher folgte der neue Ordnungsgeldbeschluss.
Day: April 5, 2024
Auf Staatskosten: AfD-Fraktion in Brandenburg beschäftigt Rechtsextreme
Wie im Bundestag arbeiten Rechtsextreme auch für die AfD im Brandenburger Landtag. Die anderen Fraktionen sind alarmiert und wollen nun die Vorschriften verschärfen. Brandenburgs AfD-Landtagsfraktion hüllt sich in Schweigen. Eine Tagesspiegel-Anfrage, wie viele Rechtsextreme die Fraktion auf Kosten des Steuerzahlers beschäftigt, bleibt unbeantwortet. Dabei ist es die AfD, die anderen Parteien besonders im Superwahljahr 2024 regelmäßig vorwirft, sich den Staat zur Beute zu machen. „Wie passt das dazu, dass die Fraktion selbst Funktionäre der Partei und der Jungen Alternative beschäftigt? Was sagen Sie zum Vorwurf, dass die AfD angesichts einer solchen Praxis inzwischen selbst eine ,Altpartei’ geworden ist?“, lauteten weitere Fragen. Keine Reaktion. Der Grund dafür dürfte darin liegen, dass die Jobpraxis der extrem rechten Oppositionsfraktion im Parlament, deren Landespartei vom Verfassungsschutz als „rechtsextremer Verdachtsfall“ eingestuft wird, auffällig ist. Nach Tagesspiegel-Recherchen und einer dieser Zeitung vorliegenden Telefonliste des Parlamentes haben etwa zehn der 25 AfD-Fraktionsmitarbeiter einen rechtsextremen Hintergrund. Referenten aus den Reihen der Jungen Alternative Ein Großteil der Referenten und Mitarbeiter stammt aus den Reihen der Jungen Alternative (JA), der AfD-Jugendorganisation, die der Verfassungsschutz 2023 als „gesichert rechtsextremistisch“ einstufte. Beim jüngsten AfD-Landesparteitag wurde daraufhin fast einstimmig eine Solidaritätserklärung beschlossen. Die JA-Vorsitzende Anna Leisten arbeitet für die Fraktion. Im sozialen Netzwerk Instagram postet sie schon mal ein gemeinsames Foto mit dem österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner, ein Porträtfoto mit dem Schriftzug „Team #Remigration“ oder wie sie durch Schlamm unter einer Stacheldraht-Sperre robbt, dazu die Zeile: „Trainingslager Ostfront 2025“ samt Stahlhelm-Smiley. Leisten wurde zuvor, wie die frühere Parteichefin Birgit Bessin beim Landesparteitag in Jüterbog stolz betonte, vom Landesverband als Kauffrau für Büromanagement ausgebildet – die AfD-Parteizentrale ist sogar ein von der IHK anerkannter Ausbildungsbetrieb. Der Co-Landeschef der Jungen Alternative, Franz Dusatko, steht ebenfalls auf der Gehaltsliste der Fraktion, und auch das JA-Landesvorstandsmitglied Oliver Stiffel. Dusatko war dabei, als die rechtsextreme Identitäre Bewegung (IB) 2016 die CDU-Parteizentrale in Berlin zu blockieren versuchte. Als Referent für die AfD-Fraktion arbeitet auch Erik Lehnert. Er ist Geschäftsführer des „Instituts für Staatspolitik“, eine Art Thinktank der Neuen Rechten, vom Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Landesverfassungsschutz Sachsen-Anhalt als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Auf der Telefonliste der Landtagsfraktion stehen weiterhin auch ein Mitarbeiter, der einst für die NPD auf kommunaler Ebene kandidierte, ein Rechtsanwalt, der die Identitäre Bewegung vor Gericht vertrat, und ein früheres Mitglied der mittlerweile verbotenen rechtsextremen „Spreelichter“.
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Russlandkontakte der AfD : Der Club der Putin-Versteher
Reisen nach St. Petersburg und Moskau, Verharmlosung von Kriegsverbrechen, gar Forderungen nach einem”Schulterschluss” mit dem autoritären Regime: Nicht wenigen in der AfD gilt Russlands “nationale Demokratie” als Vorbild. Wer verstehen will, wie nah sich die “Alternative für Deutschland” und Wladimir Putins Russland sind, muss nur gelegentlich in die dortigen Sender reinhören. Dort behauptete der AfD-Bundestagsabgeordnete Eugen Schmidt in einem Radiointerview: “Es gibt keine Demokratie in Deutschland. Andere politische Meinungen werden mit allen möglichen Mitteln unterdrückt.” Im staatlichen Fernsehkanal Rossija 1 sagte Schmidt in fließendem Russisch, die Ersparnisse der Deutschen würden sich in dieser Krise “in Luft auflösen”, und die Regierung “profitiere davon”. Die Proteste in Deutschland würden zunehmen. Das war Anfang Februar vergangenen Jahres, fast ein Jahr nach dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine. Eugen Schmidt wuchs in Kasachstan in Zentralasien auf, ehe er als Spätaussiedler nach Deutschland zog. Seine Auftritte in russischen Medien brachten ihm den Vorwurf ein, Putins Propagandist im Bundestag zu sein. Dort sitzt er bis heute in der AfD-Fraktion, unter anderem als deren “Beauftragter für Russlanddeutsche”. Die AfD stilisiert sich als “Friedenspartei” Vorwürfe gegen Schmidts Fraktionskollegen Petr Bystron haben jetzt noch drängendere Fragen Richtung AfD aufgeworfen: Wie stark ist die Partei mit russischen und prorussischen Kräften verflochten? Wie kommt es zu dieser Nähe der in Teilen rechtsextremistischen Partei mit Akteuren in Moskau? Bei Petr Bystron steht der Verdacht im Raum, dass sogar Geld geflossen sein könnte. Bystron ist außenpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion und steht auf Listenplatz 2 der AfD zur Europawahl, er bezeichnet sich selbst als “der ranghöchste Außenpolitiker der AfD”. Der tschechische Geheimdienst soll eine Audioaufnahme haben, die Geldzahlungen aus prorussischen Quellen an Bystron belegen soll, wie die tschechische Zeitung Deník N diese Woche berichtete.
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In der Partei der Nazi-Verharmloser: Warum ein jüdischer Netzwerker sein Heil in der AfD sucht
Sie unterstützen ausgerechnet jene Partei, in der der Nationalsozialismus heruntergespielt wird. In der rechten Szene sind die „Juden in der AfD“ um Artur Abramovych gut vernetzt. Am 25. Januar 2024, zwei Tage vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, tritt im Dresdner Stadtrat ein Mann mit Sakko, Brille und Spitzbart ans Rednerpult. Das Thema der aktuellen Stunde: „Jüdisches Leben gehört zu Dresden“. Der Gastredner ist selbst Jude. Doch über jüdische Lebensrealitäten in der sächsischen Landeshauptstadt wird er an diesem Tag kaum ein Wort verlieren. Stattdessen relativiert er den Nationalsozialismus: Die Teilnehmer der aktuell überall im Land stattfindenden Demonstranten gegen Rechts, behauptet er, wollten die „einzige Oppositionspartei“ verbieten lassen und damit „de facto die Demokratie abschaffen“ – genau so, wie es auch die „Nationalsozialisten taten“. Bei dem Mann mit dem Spitzbart, der von der AfD-Fraktion eingeladen wurde, handelt es sich Artur Abramovych, den Vorsitzenden der Gruppe „Juden in der AfD“ (JAfD). Seit Jahren werden jüdische Verbände, Vereine und bekannte jüdische Personen wie der Publizist Michel Friedman oder die Shoa-Überlebende Charlotte Knobloch nicht müde, vor der AfD zu warnen – umso weniger jetzt, da im Herbst in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewählt wird und in allen drei Bundesländern die AfD die Umfragen anführt. Doch während sich die überwiegende Mehrheit der Jüdinnen und Juden vor der AfD sorgt, scheint es eine Minderheit zu geben, die dies anders sieht. Und die sich ausgerechnet in der Partei engagiert, deren Mitglieder immer wieder wegen Volksverhetzung verurteilt werden und deren Parteiobere das Berliner Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ und die NS-Zeit als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte bezeichnet haben. Ist das nicht ein Widerspruch? Jüdische Organisationen distanzierten sich Ins Leben gerufen wurde die Bundesvereinigung der Juden in der AfD von 19 Gründungsmitgliedern am 7. Oktober 2018 in Wiesbaden. Schon damals gab es starken Gegenprotest aus den jüdischen Communities: Unter dem Motto „Keine Alternative für Juden – Gemeinsame Erklärung gegen die AfD“ distanzierten sich mehr als 40 jüdische Organisationen und Institutionen wie zum Beispiel der Zentralrat der Juden in Deutschland, die Union progressiver Juden in Deutschland und Makkabi Deutschland von dem Vorhaben. Ihre Kritikerinnen und Kritiker werfen der JAfD immer wieder vor, lediglich als Feigenblatt zu dienen und dem Antisemitismus der Partei einen „Koscher-Stempel“ zu verleihen. Denn wie es auch Abramovych regelmäßig tut, wird der Antisemitismus der extremen Rechten bei der JAfD relativiert oder sogar negiert. Wohingegen nur muslimischer Antisemitismus oder Antisemitismus in der politischen Linken thematisiert wird. Ein Zustand, der der Mutterpartei sehr gelegen kommt.
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Plant die AfD ein Schulungszentrum bei Fürth? Gegner alarmiert
Die AfD sucht nach einer Immobilie im Landkreis Fürth – angeblich für ein Schulungszentrum. Das geht aus einem Mietvertrag hervor, der dem BR/NN-Rechercheteam zugespielt worden ist. Die Partei dementiert. AfD-Gegner sind alarmiert. Das frühere Café und Restaurant “Gwäxhaus” in der Erzleitenmühle am Rand der Markgemeinde Cadolzburg im Landkreis Fürth hat schon bessere Tage gesehen. Die graue Fassade ist verschmutzt, die verglaste Veranda, in der sich früher Freundeskreise, Heiratswillige und Familien zum Kaffeeklatsch zwischen Palmen und wuchernden Topfpflanzen trafen, macht heute einen tristen Eindruck. Die Besitzer, eine Erbengemeinschaft, versuchen seit einigen Jahren, die verkehrsgünstig nahe an der Bundesstraße 8 gelegene Immobilie wiederzubeleben. Ohne Erfolg, das Gebäude steht seit der Coronazeit leer. Nun aber sorgt die Immobilie für Wirbel in der Region, denn dort will sich die AfD offenbar niederlassen. Das geht aus einem Mietvertrag hervor, der dem gemeinsamen Rechercheteam von Bayerischem Rundfunk und Nürnberger Nachrichten (NN) zugespielt worden ist. Als Mieter im Vertrag sind der Kreisverband Fürth/Neustadt a.d. Aisch und die AfD-Bezirkstagsfraktion Mittelfranken eingetragen. Die Parteiverbände wollen demnach das gesamte Erdgeschoss, ein Kellerabteil, die Veranda und die Terrasse samt 16 Parkplätzen mieten – laut Mietvertrag unter anderem für “Veranstaltungen mit Öffentlichkeitszutritt”. Es soll ein “Schulungszentrum” werden, so der Hinweis ans Rechercheteam.
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Gewalt als Alternative
Schläge, Drohungen, Waffenbesitz: Eine CORRECTIV-Recherche zeigt, dass die AfD auf allen Ebenen Mandatsträgerinnen und -träger duldet, die mit körperlicher, verbaler oder indirekter Gewalt aufgefallen sind – viele trotz Verurteilung. Darunter sind mehrere Landtags- und Bundestagsabgeordnete. (…) CORRECTIV recherchierte in den vergangenen Wochen zu 48 AfD-Mandatsträgerinnen, -trägern und Mitarbeitern auf Kreis-, Landes- und Bundesebene, die in der jüngeren Vergangenheit mit Gewalttaten aufgefallen sind, darunter mit direkter körperlicher Gewalt, psychischer Gewalt, einer Form der Beihilfe zu Gewalt oder gewaltnahem Verhalten. 28 dieser Politikerinnen und Politiker wurden der Recherche zufolge von einem Gericht zumindest erstinstanzlich verurteilt – und 14 davon sind trotz dieser Verurteilung noch immer in ihrem politischen Amt tätig. Unter diesen 14 Politikerinnen und Politikern sind zwei Bundestagsabgeordnete und drei Landtagsabgeordnete. Gegen mindestens fünf weitere AfD-Mandatsträger wird zurzeit ermittelt. Bei den Fällen geht es teils um brutale körperliche Angriffe, teils verbale Gewalt wie Beleidigungen oder Volksverhetzung und indirekte Gewalt wie Beihilfe, Waffenbesitz oder Missbrauch des Gewaltmonopols qua Amt. Juristisch gesehen handelt es sich dabei meist um „Vergehen“. (…) Spätestens seit den CORRECTIV-Enthüllungen zum Geheimtreffen von Potsdam ist offensichtlich, welche Absichten zentrale Akteure der Partei verfolgen, sollten sie über die nötige Macht verfügen. Der rechtsextreme und als Gewalttäter rechtskräftig verurteilte Mitarbeiter eines AfD-Bundestagsabgeordneten, Mario Müller, brüstete sich dort auch unverhohlen mit weiteren Gewalttaten. Das ist allerdings nur ein Beispiel für eine bemerkenswerte Gewaltaffinität. Die meisten Urteile ergingen in den vergangenen zwei Jahren – die AfD scheint die verurteilten Täterinnen und Täter in ihren Reihen zu dulden. Der AfD-Bundesverband hat sich gegenüber CORRECTIV nicht dazu geäußert, auch die 14 verurteilten AfD-Mandatsträgerinnen und -träger äußerten sich bis zur Veröffentlichung dieses Artikels nicht oder nicht konkret.
via correctiv: Gewalt als Alternative
1.000 Rechtsextremisten mit Waffen-Erlaubnis
Die Entwaffnung von Rechtsextremisten und “Reichsbürgern” geht wohl nur schleppend voran. Mehr als 1.000 Rechtsextremisten und etwa 400 “Reichsbürger” haben eine Waffenerlaubnis. 181 mutmaßliche Rechtsextremisten haben im Jahr 2022 waffenrechtliche Erlaubnisse entzogen bekommen oder nach Druck der Behörden zurückgegeben. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Linken-Abgeordneten hervor, über die das Redaktionsnetzwerk Deutschland am Freitag berichtete und die bereits vom Bundestag veröffentlicht wurde. Demnach waren Ende 2022 insgesamt 1.051 mutmaßliche Rechtsextremisten und etwa 400 sogenannte Reichsbürger und Selbstverwalter bekannt, die Inhaber mindestens einer waffenrechtlichen Erlaubnis waren. Abschließende Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor.
via zdf: 1.000 Rechtsextremisten mit Waffen-Erlaubnis
By <a href=”//commons.wikimedia.org/wiki/User:Hmaag” title=”User:Hmaag”>Hmaag</a> – <span class=”int-own-work” lang=”en”>Own work</span>, CC BY-SA 3.0, Link