Die Aufregung nach dem Geheimtreffen in Potsdam ist groß. Doch die Kinder haben deren Parolen wie „Remigration“ längst verinnerlicht. Sie müssen aus dem Wortschatz verbannt werden. Ein Kommentar von Nikolaus Bernau Heute, 15:14 Uhr Groß ist – zu Recht – die Empörung um ein klandestines Treffen von Neonazis, AfD-Funktionären und CDU-Abgeordneten, in dem debattiert wurde, all die, die nach ihrer Machtübernahme nicht-deutsch sind, per „Remigration“ aus dem Land, aus Europa zu schaffen. Gratis testen: Lesen Sie den Tagesspiegel im Abo unbegrenzt. Alles aus der Welt und der Weltstadt. Aber halten zu Gnaden und in tiefem Respekt vor den Kollegen von Correktiv: Im Inhalt ist das alles nichts Neues. Fragen Sie doch mal Kinder und Jugendliche, Lehrerinnen und Lehrer, wie tief die Wirkung der AfD und ihrer Sprachverdrehungen inzwischen reicht. Ihre Parole „Remigration ist Freiheit“ ist schon länger ein Standardspruch auf Berliner Schulhöfen, hineingebracht von radikalen, übrigens oft bemerkenswert gut gemachten (Wer bezahlt das? Nun, die, die von der Spaltung demokratischer Gesellschaften profitieren) und sogar lustigen Filmchen auf Youtube oder TikTok. Wohl alle Kinder haben diese Produkte völkischer Verrohung schon gesehen. Das Geschäft mit der Angst blüht Die Schulen kommen gegen diese immer neuen Wellen von Hass, Verachtung, Spaltung kaum an. Sie haben doch oft nicht einmal genug Personal, um den Lehrplan durchzuhalten. Das Geschäft mit der Angst blüht. Und es beginnt mit der sprachlichen Verrohung. Wie schnell sind wir in die ultrarechte Falle geraten. „Remigration“ – das klingt doch viel netter als „Vertreibung“, nicht wahr? So geordnet und sauber. Aber wir müssen auch unseren Kindern klar machen: Es geht um Diskriminierung, Entrechtung, Ausgrenzung. Und die enden – lies, sieh und hör nach bei der AfD und ihren rechtsradikalen und ultrakonservativen Helfern – mit der Deportation der Mitschüler und Kumpels, unserer Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde, Schwiegereltern und Schwägerinnen, Geliebten, Partner, Ehegatten, Opas und Omas, Onkels und Tanten, Nichten und Neffen, Kinder, Enkel.

via tagesspiegel: Zu den Migrations-Parolen der AfD: Auf dem Schulhof ist die Sprache der Neuen Rechten angekommen

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