Sie drucken sich eigene Ausweise und zweifeln an der Existenz der BRD: Doch die Reichsbürger sind keine harmlosen Spinner, sagen Experten und warnen vor einer neuen Entwicklung. Berlin/Wemding – Es hat schon Symbolcharakter, wenn sich Dutzende Reichsbürger ausgerechnet in einem Einschlagskrater treffen. Im Nördlinger Ries, wo heute ein Tagungshotel am Rande der bayerischen Stadt Wemding steht, ist vor knapp 15 Millionen Jahren ein Komet auf die Erde gekracht. Jetzt waren dort etwa 100 Reichsbürger und sogenannte Selbstverwalter zu einem überregionalen Kongress zusammengekommen. Vorbote einer neuen Entwicklung, sagen Experten: Die Szene organisiert sich. Reichsbürger-Treffen: „Im Vorfeld viel Aktivität bei Telegram“ „Es hat im Vorfeld viel Aktivität bei Telegram gegeben“, sagt Politikberater und Extremismusexperte Johannes Hillje, der Kommunikationsformen von Extremisten erforscht. Die Plattform werde von Verschwörungsideologen und Extremisten gern genutzt, weil auch fragwürdige Posts und Fake News, die bei anderen Plattformen schnell aussortiert oder gekennzeichnet werden, nur selten gelöscht würden. „Es gibt dort große Gruppen, über die sich Szene vernetzt und organisiert.“ (…) Die Szene kauft Gebäude, gibt Lehrgänge, richtet sich ein. So soll eine Reichsbürger-Gruppe aus Sachsen-Anhalt laut NDR ein Hotel im niedersächsischen Bad Lauterberg gekauft haben, um dort ein Schulungscenter zu eröffnen. Und in Düsseldorf gibt es mitten in der Innenstadt eine Kampfsportschule, in der man Wing Tsun-Kung Fu lernen kann – ein Kampfsport, der unter anderem von Sicherheitskräften und der Polizei zur Selbstverteidigung genutzt wird. Hauptsitz der Kampfsportschule laut Impressum ist das „Königreich Deutschland“, so lautet der Name einer extremistischen Splittergruppe der Reichsbürgerbewegung, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

via merkur: Reichsbürger kaufen Hotels und gründen Kampfschulen: „Szene wird professioneller“