Vor 90 Jahren verbrannten die Nationalsozialisten in vielen deutschen Städten Bücher von unliebsamen Autoren. Zum Jahrestag wurde an diesen “Akt der Barbarei” erinnert. In Berlin und andernorts ist an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten vor 90 Jahren erinnert worden. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach von einem “Akt der Barbarei”, der bis heute die Bedeutung von Meinungsfreiheit und des Schutzes demokratischer Grundrechte vor Augen führe.Die Verbrennung von Büchern sei nicht nur ein Akt des Gesinnungsterrors, sondern auch die Vorstufe zu den entsetzlichen Verbrechen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gewesen. Am 10. Mai 1933 verbrannten die Nationalsozialisten in zahlreichen deutschen Städten Bücher von Autoren, die sie zuvor auf eine “schwarze Liste” gesetzt hatten. Allein auf dem Berliner Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz, wurden unter dem Jubel von Zuschauern mehr als 20.000 Bände ins Feuer geworfen. Es handelte sich vor allem um Werke jüdischer, linker und pazifistischer Autoren.Zu ihnen gehörten Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Anna Seghers, Nelly Sachs, Rosa Luxemburg, Erich Maria Remarque und Alfred Kerr. Auf einer sogenannten Schwarzen Liste standen 12.000 zensierte Werke von fast 150 Schriftstellerinnen und Schriftstellern.Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) rief bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Bebelplatz zur Verteidigung der literarischen Freiheit als Grundpfeiler der Demokratie auf. 70.000 Menschen hätten damals dabei zugesehen, “wie der Hass Flammen schlug, Bücher Feuer fingen und damit die systematische Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden, politisch Andersdenkender und vieler anderer ihren bitteren Lauf nahm”, sagte Roth.
via tagesschau: Gedenken an Bücherverbrennung “Ein Akt der Barbarei”
siehe auch: Wie die Nazis erst Bücher und dann Menschen verbrannten Vor 90 Jahren loderten in deutschen Städten Scheiterhaufen mit als “undeutsch” geschmähten Büchern. Unter den Autoren illustre Namen wie Thomas Mann, Erich Maria Remarque oder Erich Kästner. In einer regnerischen Mainacht steht der deutsche Schriftsteller Erich Kästner inmitten von Schaulustigen vor einem brennenden Scheiterhaufen, der den Berliner Opernplatz, den heutigen Bebelplatz, hell erleuchtet. Männer in schwarzen SA-Uniformen werfen packenweise Bücher ins Feuer. Kästner hört, wie sein Name in ein Mikrofon gebrüllt wird: “Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.” Ein Akt der Barbarei, der bis heute nachwirkt Es ist die Nacht des 10. Mai 1933. In Berlin und 21 weiteren Städten lodern Scheiterhaufen voller Bücher. Ein Akt der Barbarei, der bis heute nachwirkt. Der Bebelplatz (früher Opernplatz), Ort der Berliner Bücherverbrennung 1933 “Wenn es den Nationalsozialismus nicht gegeben hätte, wenn es die Bücherverbrennung nicht gegeben hätte”, sagt der Historiker Werner Treß, der mehrere maßgebliche Werke zum Thema geschrieben hat, “dann hätte sich sicherlich die kulturelle Vielfalt und auch der innovative Geist, der sich in den 1920er-Jahren in Deutschland entwickelt hatte, weiter fortgesetzt.” Denn die Machtübernahme der Nationalsozialisten beendete endgültig die kulturelle Blüte, die Deutschland in der Weimarer Republik (1919 bis 1933) erlebt hatte. Und die Bücherverbrennung am 10. Mai war das sichtbare Zeichen dafür. Flucht der kulturellen Elite Viele der Autorinnen und Autoren, deren Bücher brennen, haben zu diesem Zeitpunkt Deutschland schon verlassen: Alfred Kerr, Bertolt Brecht, die Brüder Thomas und Heinrich Mann, die Geschwister Erika und Klaus Mann, Else Lasker-Schüler, Irmgard Keun, Ernst Toller: Und sie sind nur einige von vielen. Die kulturelle Elite der Weimarer Republik ist vor den Nazis geflohen. Denn spätestens am 30. Januar 1933, als Adolf Hitler Reichskanzler wurde, war klar geworden, dass es für sie in Deutschland keine Zukunft mehr geben würde. Feinde der Nazis: Juden, Linke, Liberale Schon in den Jahren zuvor hatten die Nazis gezeigt, dass sie bereit waren, Gegner unerbittlich zu bekämpfen. Ihre Gegner – das waren grundsätzlich alle Juden, aber auch politisch unliebsame Künstlerinnen und Künstler. Alle, die die nicht auf ihrer ideologischen Linie lagen, wurden als “undeutsch” diffamiert und verboten. Dazu wurden Namen und Werke von Autorinnen und Autoren auf fortlaufend aktualisierten schwarzen Listen gesammelt. Im Mai 1933 standen über 200 Namen auf den Listen, ein Jahr später waren über 3500 Werke verboten; »Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen«. Tausende Werke warfen nationalsozialistische Studenten im Frühjahr 1933 ins Feuer – und bezogen sich dabei auf Martin Luther. Doch auch wenn es Bücherverbrennungen schon lange vorher gab: Die Aktion der Nazis war ein Fanal. (…) Begleitet von markigen Sprüchen warfen Studenten Tausende Bücher linker, pazifistischer und jüdischer Autoren ins Feuer. Propagandaminister Joseph Goebbels heizte der Menge ein: Der »kommende deutsche Mensch« werde nicht nur ein »Mensch des Buches« sein, sondern auch ein »Mensch des Charakters«. Den »Ungeist der Vergangenheit den Flammen anzuvertrauen«, lobte Goebbels als »starke, große und symbolische Handlung«.