#EmmaWatson liest aus #Hitlers «Mein Kampf» vor, und #Eminem rappt rassistische Sprüche: #KI macht’s möglich. Auch die Stimme ist vor Diebstahl nicht mehr sicher

Das waren noch Zeiten, als Tech-Vordenker die Voice-Revolution ausriefen und die Stimme zum fälschungssicheren Passwort erklärten. Künstliche Intelligenz hat die Stimme zum Leihobjekt gemacht. Wenn Eminem rappt, ist es vielleicht gar nicht Eminem, sondern David Guetta: Die Stimme ist zur Handelsware geworden. Mario Anzuoni Vor wenigen Wochen präsentierte der französische Star-DJ David Guetta einen neuen Eminem-Song. «This is the future rave sound. I’m getting awesome and underground», rappt eine Stimme, dann hämmern Bässe, die Menge tobt. Doch was da vom Band ertönt, ist nicht Eminem selbst, sondern ein Fake: David Guetta liess Text und Lyrics von einer KI erzeugen – als «Witz», wie er in einem Video erzählte. Zunächst liess Guetta einen Songtext im Stil von Eminem schreiben. Mit dem Ergebnis fütterte er eine Stimm-KI, die die Stimme des Rappers synthetisierte. Fertig war der Rap aus der Konserve. Mithilfe von KI kann heute jeder Songs schreiben und Stimmen klonen. Algorithmen erkennen in Audiodateien spezifische Stimmcharakteristika und akustische Muster, die sie mithilfe eines statistischen Modells reproduzieren. So hat Microsoft kürzlich eine KI (VALL-E) präsentiert, die mit nur drei Sekunden Trainingsmaterial eine Stimme kopiert. (…) Diese Praxis wirft die Frage auf, wo die rechtlichen und ethischen Grenzen der Stimmleihe liegen. Darf man Stimmdoubles auch Dinge artikulieren lassen, die das Sprecheroriginal so nie gesagt hätte? Was, wenn der Fake-Eminem plötzlich rassistisch daherrappt? Im Internet wimmelt es von Deepfakes, bei denen Politikern und anderen Prominenten Worte in den Mund gelegt werden, die sie nie gesagt haben. So liessen Internettrolle im Online-Forum 4chan die Schauspielerin Emma Watson mit einer Stimmimitations-Software Adolf Hitlers «Mein Kampf» vorlesen. Man könnte das als «vokale Vergewaltigung» bezeichnen – die Schauspielerin wurde in ihrer Selbstbestimmung verletzt und konnte sich gegen die Zweckentfremdung ihres Organs kaum wehren.

via nzz: Emma Watson liest aus Hitlers «Mein Kampf» vor, und Eminem rappt rassistische Sprüche: KI macht’s möglich. Auch die Stimme ist vor Diebstahl nicht mehr sicher

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