Die “New York Times” hat Videos und andere Quellen aus dem Vorort von Kiew ausgewertet. Sie machen es jetzt offenbar möglich, die mutmaßlichen Kriegsverbrechen einem Regiment der russischen Armee zuzuordnen. Es gibt Bilder, es gibt Videos, es gibt Zeugen und es gibt Dokumente, die belegen, was in Butscha passiert ist. Der Vorort von Kiew ist nach dem Rückzug der russischen Truppen im Frühjahr zu einer Art bewohntem Mahnmal für Kriegsverbrechen geworden, die mutmaßlich unter der Besatzung verübt wurden. Mehr als 450 Tote sollen alleine hier geborgen worden sein, mehr als 400 davon mit Anzeichen von Folter oder Schusswunden, wie nach einer Hinrichtung. Manche sind auch erschlagen worden. (…) Eine ausführliche Recherche der New York Times (NYT) hat nun eine Vielzahl von Quellen aus Butscha ausgewertet und kommt zu dem Schluss, dass russische Truppen an den Verbrechen beteiligt waren, nämlich das 234. Fallschirmjäger-Regiment der russischen Armee. Die in Butscha eingesetzten Fahrzeuge konnten dem Regiment zugeordnet werden, obwohl von den russischen Truppen teilweise versucht wurde, ihre Insignien unkenntlich zu machen. Sogar einzelne Soldaten und Kommandanten, die auf Videos aus Butscha zu sehen sind, wollen die amerikanischen Journalisten namentlich identifiziert haben. Verräterische Mobilfunk-Daten Dazu wurden unter anderem Anrufe zurückverfolgt, die von Mobiltelefonen Ermordeter nach Russland gingen, teilweise nur Stunden nach ihrem vermutlichen Tod. Dazu benutzen die Journalisten Daten, die ihnen von ukrainischen Behörden zur Verfügung gestellt worden sind. Einzelne Handys wurden wohl unter den russischen Besatzern herumgereicht und für mehrere Anrufe genutzt. Die Nutzung von Smartphones unterliegt in der russischen Armee sehr strengen Regeln, weshalb viele Soldaten wohl keine eigenen Geräte in der Ukraine bei sich trugen.

via sz: Krieg in der Ukraine : Dokumente des Schreckens aus Butscha

siehe auch: “Systematische Säuberungsaktion” Schwere Vorwürfe gegen russische Division. Zwei ukrainische Soldaten gehen auf einer Straße, die übersät ist mit zerstörten russischen Militärfahrzeugen: In der ukrainischen Stadt Butscha, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, bietet sich nach dem Rückzug der russischen Armee ein Bild des Grauens. (Quelle: Rodrigo Abd/AP/dpa-bilder) Nach dem Abzug der Truppen aus Butscha waren mehr als 460 Leichen entdeckt worden. Die “New York Times” hat monatelang vor Ort recherchiert und grausame Details ans Licht gebracht. Schwere Vorwürfe gegen eine Einheit der russischen Armee: Nach einer monatelangen Recherche zum Massaker in der westukrainischen Stadt Butscha hat die “New York Times” am Donnerstag ein 28-minütiges Video mit Hintergründen und den Ergebnissen ihrer Nachforschungen veröffentlicht. Das Resultat ist schockierend: Fallschirmjäger der 234. Luftlandedivision sollen Dutzende Zivilisten in der Jablunska-Straße in Butscha umgebracht haben. In der Recherche ist von einer “systematischen Säuberungsaktion” die Rede, um eine Route in die Hauptstadt Kiew zu sichern. “Soldaten haben unbewaffnete Männer im wehrfähigen Alter befragt und exekutiert und sie haben Menschen getötet, die ihnen unabsichtlich in den Weg kamen – seien es Kinder, die mit ihren Familien flüchteten, Anwohner auf der Suche nach Lebensmitteln oder Menschen, die einfach nur versuchten, auf ihren Fahrrädern nach Hause zu fahren”, schreibt die “New York Times”, die zu dem Video auch einen Zeitungsbeitrag veröffentlichte. In der Kiewer Vorstadt Butscha waren im April nach dem Abzug des russischen Militärs laut ukrainischen Angaben mehr als 460 Leichen gefunden worden. Die Gräueltaten an der Zivilbevölkerung hatten weltweit Entsetzen ausgelöst. Russland streitet eine Verantwortung für die Taten ab und hat erklärt, Aufnahmen von Toten seien fingiert gewesen.