Kämpferinnen vermissten passende Uniformen, Kampfstiefel und andere wichtige Dinge des täglichen Bedarfs. Aus diesem Mangel heraus gründete sich eine Hilfsorganisation, die inzwischen in großem Stil weibliche Armeemitglieder mit allem Nötigen versorgt. Kurz nach Beginn der russischen Invasion zog sich Anastasia Mochina einen Tarnanzug an und machte sich mit ihrem Mann auf den Weg, um die Ukraine zu verteidigen. Sie stellte schnell fest, dass die Streitkräfte nicht gut vorbereitet waren auf einen Zustrom weiblicher Freiwilliger. Ihr älterer Halbbruder Andrij Kolesnyk, der wegen einer Behinderung vom Militärdienst befreit ist, und seine Frau Xenija Drahaniuk starteten zuhause eine Sammlung, um Mochina das Nötigste zu schicken. Innerhalb der Truppe breitete sich die Nachricht rasch aus, dass sich eine Amateur-Organisation auf die Bedürfnisse von Frauen spezialisiert hatte: Ein heimischer Versand für Soldatinnen war ins Leben gerufen. Heute stattet die Freiwilligengruppe mit dem Namen „Semliatschky“ – grob übersetzt mit „Landsfrauen“ – viele der 57.000 Frauen beim ukrainischen Militär aus: mit Stiefeln, Uniformen, Frauen-Urinalen, bügellosen BHs, Thermounterwäsche, Medikamenten, passenden Schutzschilden und Artikeln wie Hautcreme, Shampoo, Zahnpasta, Binden und Tampons. Kurz gesagt füllt die Gruppe unerwartete Lücken im Versorgungsnetzwerk der ukrainischen Streitkräfte. (…) Aktuell sind mindestens 6000 Ukrainerinnen an oder in der Nähe der Front stationiert. Sie dienen als Sanitäterinnen und Nachrichtenoffizierinnen, aber auch als Hecken- und Maschinengewehrschützinnen. (…) Der seit fast zehn Monaten andauernde Krieg trifft alle Menschen in der Ukraine. Frauen tragen in vielerlei Hinsicht aber eine besonders schwere Last: Millionen flohen aus dem Land, oft mit Kindern und älteren Angehörigen. Zurückgebliebene Frauen wurden nach Angaben von Menschenrechtlern zum Teil vergewaltigt, sexuell missbraucht oder auf andere Weise brutal behandelt. Eine unbekannte Zahl wurde bei russischen Angriffen verletzt oder getötet. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte nur irgendetwas tun“, sagt Mochina, die schon als Funk- und Kommunikationsspezialistin sowie bei Verteidigungseinheiten in Kiew im Einsatz war. „Wir wollten uns einfach zur Wehr setzen. Deshalb haben mein Vater und ich uns direkt beim nächsten Militärposten gemeldet.“
via rnd: Für Frauen an der Front Freiwillige statten ukrainische Soldatinnen an der Front aus