In den letzten Jahren lässt sich eine Zunahme extrem rechter Comic-Publikationen im deutschsprachigen Raum beobachten. Wiederkehrende Narrative sind der Rächer, der Außenseiter und die dystopische Überzeichnung aktueller politischer Entwicklungen. Die vorliegende Ausgabe von magazine untersucht die jüngsten Comicprojekte der extremen Rechten und gibt einen Einblick in die Bildsprache und Motive der Verantwortlichen. (…) Im extrem rechten Spektrum sind Comics ähnlich wie rechte Musikproduktionen zwar vertreten, besondere Aufmerksamkeit wurde ihnen jedoch nicht zuteil. Dennoch gab es immer wieder Versuche, eigene Comics zu zeichnen und zu vermarkten.[1] Mitunter haben rechte Akteur*innen und Bewegungen versucht, sich bestehende Comics anzueignen, beispielsweise »V wie Vendetta« und »Watchmen« von Alan Moore oder »300« von Frank Miller, aus dem die »Hooligans gegen Salafismus« (HoGeSa) ihren Ruf »Ahuu!« entlehnt hatten. Zum einen nutzt die extreme Rechte die Reichweite dieser prominenten popkulturellen Werke, um ihre eigenen Inhalte zu verbreiten. Zum anderen lässt sich fragen, welche bereits vorhandenen Ideologiebezüge in den Comics für dieses Milieu attraktiv sind. Comics sind ein Produkt ihres zeitlichen Kontextes, in ihnen spiegelt sich genauso viel Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Behindertenfeindlichkeit und Klassismus wider, wie in der Gesellschaft, in der sie entstehen. Bereits seit den 1980er Jahren sind Comics in Periodika und Publikationen unterschiedlicher Spektren wie der NPD, aber auch subkulturell geprägter Neonazi-Zusammenhänge nachweisbar. Letztere verzichten, so der Comic-Experte Ralf Palandt, weitestgehend auf den Versuch, die eigene politische Ideologie argumentativ zu untermauern. Sie richten sich zuallererst an die eigene Klientel, indem bestehende Feindbilder markiert werden, darunter JüdinnenJuden, Migrantinnen, Linke, Punks oder der Staat. Neben den in den 1980er und 1990er Jahren für die interne Kommunikation relevanten Fanzines lassen sich auch in einigen CD-Booklets von RechtsRock-Bands Comics finden.
via apabiz: Rechte Comics
siehe auch: Rechte Comics – Teil 2 In den letzten Jahren lässt sich eine Zunahme extrem rechter Comic-Publikationen im deutschsprachigen Raum beobachten. Wiederkehrende Narrative sind der Rächer, der Außenseiter und die dystopische Überzeichnung aktueller politischer Entwicklungen. Die vorliegende Ausgabe von magazine untersucht die jüngsten Comicprojekte der extremen Rechten und gibt einen Einblick in die Bildsprache und Motive der Verantwortlichen. (…) Ein Beispiel ist der Comic »Outdoor Illner«. Die Kunstfigur wurde vor einigen Jahren von einem rechten YouTuber aus Trier geschaffen und repräsentiert einen natur verbundenen jungen Mann, der sich mit einer »Mischung aus Blödelei und Menschenverachtung« (Endstation Rechts) insbesondere bei den Identitären einen Namen gemacht hat. So stellt »Outdoor Illner« in dem von Ein Prozent im Herbst 2020 herausgegebenen und kurz darauf indizierten Computerspiel »Heimat Defender« einen der auszuwählenden Charaktere dar. In der vierten Ausgabe von Arcadi verlässt »Outdoor Illner« den Wald und begibt sich auf eine rechte Demonstration. (…) Mit »Hydra-Comics« existiert seit 2019 ein extrem rechter Verlag, der sich unter dem Motto »Comics gegen Gleichschaltung« auf Comic-Produktionen spezialisiert hat. Im Eigenverlag werden Comics und Fanartikel produziert, des weiteren kauft Hydra Titel aus dem Ausland ein und übersetzt sie. Der Vertrieb liefert auch Veröffentlichungen anderer Verlage, die ins politische Programm passen. Viel Augenmerk erhält das Marketing, so wird großflächig plakatiert, in sozialen Medien gibt es allerlei Beiträge und Videos sowie Aufrufe zur Beteiligung an Projekten. Künstler*innen, die angeblich aufgrund »politischer Differenzen« keinen Platz mehr in der Mainstream-Comicszene finden könnten, werden direkt von Hydra angesprochen und dabei auch finanziell unterstützt: Der IB-nahe AfD-Bundestagsabgeordnete Roger Beckamp vergab dem Verlag im Sommer 2022 ein einjähriges Stipendium in Höhe von monatlich 500 Euro für die Veröffentlichung eines »Abenteuercomics« über den Jagdflieger Manfred von Richthofen. Angesiedelt ist das selbsternannte »kreative Zentrum« der extrem rechten »Gegenkultur« in einem zweistöckigen Neubau in Dresden. Unter dem Banner des extrem rechten Netzwerks Ein Prozent (Vorstand Philip Stein) versammeln sich dort diverse Podcasts und Youtube-Formate. Zudem haben neben dem Jungeuropa Verlag auch die PR-Agentur Archetyp und der Oikos Verlag (Jonas Schick) hier ihren Sitz. Verlags- und Lesetreffen werden gemeinsam durchgeführt. Wie beim unter derselben Adresse registrierten Oikos Verlag handelt es sich bei Hydra-Comics um ein Ein-Mann-Projekt: Alleiniger Geschäfts-führer ist der ehemalige Bundesvorsitzende der JN, Michael Schäfer.