Biologie-Doktorandin Vollbrecht macht nicht nur durch Transfeindlichkeit von sich Reden. Auch wollte sie NS-Verharmlosung nicht ahnden lassen. Interview mit Eva und Dana Mahr. Die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht wurde bekannt, weil die Berliner Humboldt-Uni einen Vortrag von ihr wegen Sicherheitsbedenken verschoben hatte. Was sind die Kritikpunkte an Vollbrechts Thesen? Ihr Vortrag und auch ihre Thesen waren aus fachwissenschaftlicher Perspektive sehr grob vereinfacht und stellten keinesfalls den Stand der biologischen Forschung zur Geschlechtlichkeit des Menschen dar, sondern nur einen sehr reduktionistischen Ausschnitt. Das ist aber nicht das grundsätzliche Problem. Das eigentliche Problem bestand darin, wie die Verschiebung des Vortrags durch die Leitung der Humboldt Universität medial von transfeindlichen Aktivist:innen sowie von Frau Vollbrecht selbst ausgeschlachtet wurde. Dies fängt schon dabei an, dass der Vortrag nicht wegen Sicherheitsbedenken gegenüber einer angemeldeten und bewilligten Demonstration von Studierenden abgesagt wurde, sondern erst durch den angekündigten Gegenprotest von transfeindlichen Akteur:innen. Die Aussage, sie wäre von gewaltbereiten Aktivist:innen von ihrem Vortrag abgehalten worden, stimmt also nur insofern, als dass ihr eigenes aktivistisches Umfeld dafür gesorgt hatte. Dieses Narrativ fand weite Verbreitung … Dass viele Medien unreflektiert das aus dem Umfeld von Frau Vollbrecht stammende Narrativ einer jungen Wissenschaftlerin, die von einer „woken“ „cancel-culture“ daran gehindert worden wäre, ihren Vortrag zu halten, übernommen haben, ist der eigentliche Skandal der ganzen Geschichte. Die Vorgeschichte von Vollbrecht als lautstarke und einflussreiche transfeindliche und sexworkfeindliche Aktivistin war bereits weitgehend in den sozialen Medien bekannt und hätte sehr leicht recherchiert werden können. Bei dieser Geschichte im Sommer ging es nie um die Person Marie-Luise Vollbrecht. Vielmehr wurde gezielt das Bild einer gefährdeten „Wissenschaftsfreiheit“ erzeugt, mit einem Gesicht versehen und dann als Mittel im Kulturkampf rechts-konservativer Akteur:innen gegen eine sich diversifizierende Gesellschaft eingesetzt. Es sollte unseres Erachtens aus politischem Kalkül heraus einer kleinen marginalisierten Minderheit maximaler diskursiver Schaden zugefügt werden, und zwar auf Kosten des Ansehens der Humboldt-Universität. Marie-Luise Vollbrecht und Transfeindlichkeit im Netz: Halbwahrheiten oder Lügen Die Debatte anschließend auf Twitter wurde mit harten Bandagen geführt. Was waren die Kernthesen von Vollbrecht und ihren Twitter-Anhänger:innen? Wenn Sie Thesen sagen, meinen Sie dann als Diskussion verbrämte Agitation? Es geht nicht um irgendwelche Thesen, das würde eine Fakten- oder wenigstens Theorie basierte Auseinandersetzung implizieren. Bis auf die Parole „Es gibt nur zwei Geschlechter“ und die Behauptung, dass trans Frauen den Feminismus untergraben, gibt es dort auch nicht viel zu holen. Das meiste stützt sich auf Halbwahrheiten oder Lügen, meist wissenschaftlich anmutend verpackt, die Angst und Ekel gegen trans Menschen auslösen sollen. Beispielsweise die fachwissenschaftlich widerlegte Behauptungen „Trans-Sein“ wäre sozial ansteckend und prädatorisch gegenüber jungen Frauen und Kindern.
via fr: PSEUDO-WISSENSCHAFT Causa Vollbrecht: Zwischen Leugnung von NS-Verbrechen und Transfeindlichkeit
