Alina Lipp: Die Deutsche verbreitet aus dem Donbass Putins Version von der “Befreiung” und “Entnazifizierung” der Ukraine. Die Zahl ihrer Abonnenten auf Telegram steigt rapide. Ermittlungen wegen Billigung eines Angriffskriegs? Für einen neuen AfD-Verein ist das Anlass, Putins deutschem Sprachrohr Alina Lipp zu Hilfe zu eilen. (…) Sie hat ihren 180.000 Abonnenten angekündigt, sie sollten sich freuen auf spannende Eindrücke von der Donbass-Front, im Video trägt die Frau die Uniform der Kriegspartei. Sie nennt sich “unabhängige Journalistin”, verbreitet aber ungefiltert russische Propaganda. Und jetzt bekommt sie von einem neu gegründeten AfD-Verein Hilfe, der sich offiziell gegen “Russophobie” ausspricht. In der AfD selbst wird um Russlandhörigkeit gestritten, und der Streit bekommt jetzt eine neue pikante Note: Explizit wird eine Frau unterstützt, die Russlands Angriff auf die Ukraine begrüßt hat. Gegen Lipp wird wegen Billigung eines Angriffskriegs ermittelt. Beistand für Lipp war eine der ersten Handlungen des neuen Vereins um ein Vorstandsmitglied, das aus der Partei schon vor “Landesverrat” gewarnt worden ist. (…) Vor allem aktuelle und ehemalige AfD-Abgeordnete haben die “Vereinigung zur Abwehr der Diskriminierung und der Ausgrenzung Russlanddeutscher sowie russischsprachiger Mitbürger in Deutschland” (VDAR) gegründet. Sie sind in der Vergangenheit aufgefallen als willige Zeugen Russlands, wie vermeintlich fair Wahlen oder Abstimmungen verlaufen oder wie toll Verwaltungen arbeiten. Sie sind als “Wahlbeobachter” oder Gäste nicht anerkannter Regierungen im russischen Einflussbereich gerne gesehen. Zu den Gründern zählen: Gunnar Lindemann, Abgeordneter des Berliner Abgeordnetenhauses, twitterte Ende 2018 stolz vom Orden für seinen “Einsatz für Frieden in Donezk”. Zuvor war er zum “Tag der Republik” der Separatisten in der “Volksrepublik Donezk” (DNR) gereist und nach eigenen Worten auf Einladung der Wahlkommission der DNR dort Wahlbeobachter. Ulrich Öhme, bis zum vergangenen Jahr AfD-Bundestagsabgeordneter für Chemnitz, Vorsitzender von VDAR und Vorsitzender der “Christen in der AfD”. Er ließ sich zur russischen Präsidentschaftswahl 2018 von der Duma eine Reise auf die Krim bezahlen und lobte dort die Wahl. Harald Weyel, Abgeordneter im Bundestag für Bergisch-Gladbach und stellvertretendes Mitglied im Europarat. Er gehörte einer AfD-Delegation an, die 2018 in enger Abstimmung mit dem Assad-Regime Syrien besuchte. Eugen Schmidt, Bundestagsabgeordneter für den Rhein-Sieg-Kreis und Vorsitzender der Russlanddeutschen für die AfD. Mit acht Landtagsabgeordneten war er im Februar 2018 “privat” auf der russisch annektierten Krim, traf aber öffentlichkeitswirksam Mitglieder des Krim-Parlaments. Zwei Monate später nahmen er, Lindemann und Öhme bei einem “Wirtschaftsforum” einer russischen Stiftung auf der Krim teil. 2009 war er mit russischem Pass nach Kasachstan gereist. Olga Petersen, Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft. Sie lobte im September 2021 in Moskau die angebliche Transparenz der Duma-Wahl. Der Verein war drei Tage alt, da schrieb Lipp am 24. Juni auf Telegram, dass sie vom VDAR kontaktiert worden sei und ein Anwalt ihre Interessen in Deutschland vertreten werde – ohne Kosten für sie. Der Verein bestätigte auf Telegram: “Unser Vereinsanwalt hat bereits ein erstes Mandat übernommen.” Der Jurist vertritt Lipp, weil ein “Ermittlungsverfahren wegen prorussischer Meinungsäußerungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt läuft”. “Prorussisch” ist dabei nur ein Teil der Wahrheit. Prorussische Äußerungen sind erst einmal nicht strafbar. Bei Lipp lautet der Vorwurf, dass sie damit eine Straftat billigt.
via t-online: Alina Lipp Jetzt unterstützt ein AfD-Verein das deutsche Putin-Sprachrohr