In Chemnitz stirbt ein Geflüchteter nach einem Streit. Mutmaßlich beteiligte Männer sind stadtbekannt, ein rechtes Motiv ist nicht ausgeschlossen. Zwei Männer tragen in einem blauen Sack die Leiche Bilal Jaffals aus der Flüchtlingsunterkunft Annaberger Straße in Chemnitz. Radwan Mozahem, der Mitbewohner des Toten, hatte die Leiche etwa 12 Stunden vorher gefunden und die Polizei alarmiert. Mozahem erinnert sich: Jaffal sei in der Nacht vom 18. auf den 19. Mai spät nach Hause gekommen und habe Abschürfungen im Gesicht gehabt. Hinter seinem Ohr sei ein tennisballgroßes Hämatom zu sehen gewesen. (…) Der Tod Jaffals wirft Fragen auf: Starb der junge Mann an den Kopfverletzungen? Und wer hat sie ihm zugefügt? Eine Suche in Chemnitz bringt schnell beunruhigende Ergebnisse. (…) Auf dem Totenschein findet sich allerdings ein Vermerk, dass eine Obduktion empfohlen werde. Als Jaber dann wegen der Widersprüche erklärt habe, die Familie werde anwaltlichen Beistand in Anspruch nehmen, sei der Kripo-Beamte merklich nervös geworden, berichtet Jaber. Die Polizei Chemnitz will am Telefon nicht auf Nachfragen der taz antworten. Per E-Mail heißt es dann, derzeit werde weiter ermittelt. Das Umfeld des Toten habe von einer Auseinandersetzung vor Bilal Jaffals Tod berichtet, bei der der später Verstorbene eine Kopfverletzung erlitten habe. Es gebe laut vorläufigem Obduktionsergebnisses aber „keine Anhaltspunkte für eine todesursächliche Straftat“. Weiter heißt es in der Mail, Jaffal sei an Erbrochenem erstickt. Der Streit, den die Polizei erwähnt, spielte sich nur wenige Stunden vor Jaffals Tod ab. Drei Au­gen­zeu­g­in­nen schildern den Vorfall unabhängig voneinander. Alle wollen anonym bleiben und geben an, am Mittwochabend des 18. Mai am Pavillon am Schlossteich in Chemnitz trinken gewesen zu sein. Eine Gruppe junger Erwachsener habe sich zu ihnen gesetzt und ebenfalls viel getrunken. Dann hätten sie Bilal Jaffal gesehen und diesen angesprochen. Bei dem dann ausgebrochenen Streit sei es um Jaffals Verhalten gegenüber einem Mädchen gegangen. Als eigentlich alles im Gespräch geklärt gewesen sei, habe einer der Begleiter von Jaffal einem der Männer unterstellt, Sex mit Minderjährigen zu haben, schildert eine Augenzeugin. Dieser sei dann wütend geworden, habe dem Begleiter ins Gesicht geschlagen und eine erste handfeste Auseinandersetzung sei ausgebrochen. Nachdem sich die Situation beruhigt habe, sei die Gruppe an den Pavillon zurückgekehrt. Jaffal sei wenig später mit zwei Flaschen in den Händen auf sie zugelaufen. Einer der beiden jungen Männer, die davor mit Jaffal gestritten hatten, sei sofort wieder auf ihn losgegangen und habe ihm Schläge ins Gesicht verpasst. Der andere habe eine leere „Jack Daniels“-Flasche gegriffen und Jaffal auf den Hinterkopf geschlagen. So schildern es die Augenzeuginnen. Unabhängig voneinander geben alle Au­gen­zeu­g­in­nen an, dass es sich bei den beiden mutmaßlichen Tätern um „Tymonn“ und Lukas W. handle. Alle Au­gen­zeu­g­in­nen kennen die beiden flüchtig. „Es ist doch geisteskrank, dass die ganze Stadt weiß, wer es war, außer der Polizei“, sagt einer der Augenzeug*innen.

via taz: Toter Geflüchteter in Chemnitz :Aufklärung verläuft schleppend

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