Deutschland hat die Verbrechen der deutschen Kolonialmacht im heutigen Namibia als Völkermord anerkannt. An Schulen wird das kaum behandelt. Mehr als 100 Jahre nach den Verbrechen der deutschen Kolonialmacht im heutigen Namibia erkennt Deutschland die Gräueltaten an den Volksgruppen der Herero und Nama als Völkermord an. Die offizielle Bestätigung erfolgte vor einem Jahr, als die damalige Bundesregierung eine Einigung mit der namibischen Seite über ein Aussöhnungsabkommen bekannt gab. Auch wenn das bislang nicht unterzeichnet wurde – die Anerkennung verändert den Blick auf die deutsche Kolonialgeschichte. An deutschen Schulen ist dies jedoch so gut wie gar nicht angekommen, sagt Geschichtslehrerin Kristina Wolf. Und das liegt aus ihrer Sicht an den Freiheiten, mit denen die Lehrer*innen selbst Schwerpunkte beim Thema setzen können. Den Nationalsozialismus beispielsweise könne sie natürlich nicht ohne den Holocaust behandeln – den Kolonialismus jedoch auch ohne die Genozide an den Herero und Nama, so die 36-Jährige, die an einer Gemeinschaftsschule im Kreis Flensburg in Schleswig-Holstein unterrichtet: „Wir haben im Unterricht eigene Gestaltungsmöglichkeiten, wenn es darum geht, wie man Kolonialismus im Geschichtsunterricht vermittelt“. Viele wählten lieber die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus oder die Kolonien Europas in Lateinamerika. „Wir sind je nach Stoff sehr frei“, sagt sie.
via taZ. Kolonialverbrechen in Namibia :Genozid, keine Kriege