Für Millionenbeträge kauft eine Sekte der Reichsbürger Schlösser in Sachsen. Nun kritisieren die betroffenen Gemeinden: Der Freistaat hätte das verhindern können. Im Schloss Bärwalde, gelegen in einer der schönsten Ecken der sächsischen Oberlausitz, steht Frühjahrsputz an: Fast 100 Menschen – alte Hippies, junge Frauen mit Rastazöpfen und auch einige Familien mit Kindern – arbeiten gemeinsam im ausladenden Garten des Schlosses, das von einem malerischen Türmchen überragt wird. Aus einem Stall hört man Hühner gackern, Gänse laufen frei herum, eine schwarze Katze blickt auf das Treiben. Sieht doch erst mal ganz nett aus. Was ist denn das? “Das ist das Projekt von einem Peter”, sagt Wiktoria, die junge Frau an der Eingangspforte des Schlossgartens, und fragt: “Kennen Sie das Königreich Deutschland?” Das Königreich Deutschland ist eine Gruppe sogenannter Reichsbürger – also von rechten Verschwörungsideologinnen und Verschwörungsideologen, die die Legitimität der Bundesrepublik leugnen. Manche wünschen sich den Kaiser zurück, andere proklamieren das höchste Amt für sich selbst. So wie Peter Fitzek, Oberhaupt des falschen Königreichs: 2012 krönte er sich in Sachsen-Anhalt zu König Peter I. Seitdem lockt er Menschen mit dem Traum vom Systemausstieg. Durch Scheinkrankenkassen, Fantasiebanken und teure Vorträge über Esoterik zieht er seinen Anhängern das Geld aus der Tasche. Die Bundesaufsicht für Finanzen warnt seit Jahren vor Fitzeks Treiben. Nun hat der König zwei standesgemäße Behausungen in Besitz genommen: das Schloss Bärwalde in Boxberg in der Oberlausitz für 1,3 Millionen Euro. Und das Wolfsgrüner Schlösschen in Eibenstock im Erzgebirge für 2,3 Millionen Euro. Das Geld, prahlt Fitzek in Interviews mit Szeneportalen, stamme von seinen Anhängerinnen. Manche hätten gar ihr Haus verkauft, um Bürger des Königreichs zu werden.
via zeit: Zwei Schlösser für einen falschen König