Belarus: Was in den Wäldern an der Grenze zur Ukraine passiert

Als der Krieg gegen die Ukraine losging, marschierten russische Truppen von Belarus aus in die Gebiete um Kiew und Tschernihiw ein. Inzwischen sind sie von dort verschwunden. Aber sind sie noch im Süden von Belarus? (…) Als die russischen Truppen sich aus der Ukraine zurückzogen, brachten sie von dort Haushaltsgeräte und andere gestohlene Dinge mit. All dies hätten die Militärs, so Jelena, versucht, auf einem spontan eingerichteten Markt an die Einwohner von Mosyr zu verkaufen, sogar Dieselkraftstoff, der durchaus gefragt gewesen sei. Doch die Soldaten hätten vermieden, über das “ukrainische Thema” zu sprechen, erinnert sich Jelena und fügt hinzu: “Sie sagten, dass es ihnen verboten sei, darüber zu reden.” Stille auf den Eisenbahnschienen. Inzwischen ist auch keine militärische Ausrüstung mehr an belarussischen Bahnhöfen in der Nähe der Grenze zur Ukraine zu sehen. Bewohner von Gomel, Mosyr und anderen Städten der Region schreiben in sozialen Netzwerken, Transporte mit gepanzerten Fahrzeugen, Panzern und anderen schweren Waffen seien heute selten zu beobachten. “Meistens handelt es sich um beschädigtes Gerät, das abtransportiert wird, da es offenbar vor Ort nicht repariert werden kann”, so ein Bewohner von Gomel. Dass das Schienennetz in Belarus für den Transport militärischer Ausrüstung inzwischen selten genutzt wird, kann auch auf Sabotageakte gegen die Infrastruktur der Belarussischen Eisenbahn zurückzuführen sein. Berichten zufolge soll es seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine in Belarus mindestens zehn Fälle von Sabotage gegeben haben. Einige von ihnen wurden von den Behörden offiziell bestätigt und sogar als “Terrorakte” eingestuft. Während in den großen Städten von Belarus russische Soldaten nicht mehr so stark ins Auge fallen, bekommen die Bewohner der belarussischen Dörfer im Grenzgebiet zur Ukraine jetzt zu spüren, dass sich in ihren Wäldern russische Einheiten aufgehalten hatten.
So ist mit Stand vom 18. April das Betreten von Wäldern in zehn Bezirken der Region Gomel und in drei Bezirken der Region Brest entweder eingeschränkt oder ganz verboten. Offizieller Grund für das Verbot ist die hohe Brandgefahr in Wäldern und Mooren. Doch die Dorfbewohner wollen dies nicht glauben, zumal der Frühling in diesem Jahr kalt sei und gar keine Waldbrände gemeldet worden seien. Michail, der in Olmany in der Region Brest lebt, glaubt eher den Gerüchten, nach denen in den Wäldern Munition und Waffen zurückgeblieben seien. “Jetzt wird viel darüber geredet, dass es in unseren Wäldern und Sümpfen noch Verstecke gibt, wo die russische Armee Minen und Sprengstoff gelagert hatte, um den Krieg gegen die Ukraine zu führen. Aber irgendetwas ist wohl schief gelaufen”, sagt der Mann. Für diese Vermutung sprechen auch Anweisungen der Behörden an die Menschen im belarussisch-ukrainischen Grenzgebiet. Demnach muss der Fund von Waffen, Munition oder Sprengstoff gemeldet werden. Wer dies nicht tue, mache sich strafbar. Solche Mitteilungen habe es früher nicht gegeben, sagen Menschen vor Ort.

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