Haben die Richter im NSU-Prozess Beweise falsch gedeutet und damit einen Terrorhelfer geschont? Drei Jahre nach dem Urteil prüft der Bundesgerichtshof jetzt den Fall. (…) Die Bundesanwaltschaft hatte zwölf Jahre gefordert, wegen Beihilfe zum versuchten Mord. In ihren Augen – und auch jenen vieler Opfer – war Eminger der engste Freund des NSU-Trios und einer der wichtigsten Helfer. Dreimal mietete er für Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Wohnmobile auf seinen Namen, in den Jahren 2000 und 2003. Zweimal fuhren die beiden Männer damit zu Raubüberfällen. Im Dezember 2000 führte eine Reise zum Lebensmittelladen nach Köln. Bestraft wurde Eminger jedoch lediglich, weil er Zschäpe und Böhnhardt zwei Bahncards auf die Personalien von sich und seiner Frau überlassen hatte, die sie im Falle des Falles als behelfsmäßigen Ausweis nutzen konnten. In allen anderen Punkten wurde er freigesprochen. Für die Bundesanwaltschaft ein grober Fehler. “Es gibt Auslassungen und Lücken beim Überzeugungsbildungsprozess”, sagt Bundesanwalt Jochen Weingarten in der Karlsruher Verhandlung.

via zeit: Revision gegen NSU-Urteil – Terrorprozess, ein letzter Versuch

siehe auch: Letzte Revision gegen NSU-Urteil – Neonazi André E. muss um seine Freiheit bangen. André E. war mutmaßlich Kumpan der Terrorzelle, doch er kam im NSU-Prozess mit einem milden Urteil davon. Nun nimmt sich der Bundesgerichtshof den Fall vor. Er war der optisch abstoßendste Angeklagte im NSU-Prozess, aber auch der cleverste. André E. sagte die ganzen 438 Verhandlungstage kein einziges Wort und vermied so, sich in Widersprüche zu verwickeln. Doch die Tätowierungen des Neonazis, die im Oberlandesgericht München bei der Beweisaufnahme auf Fotos gezeigt wurden, waren eine deutliche Sprache. Auf dem Bauch des Angeklagten prangt die Parole „Die Jew Die“ (Stirb Jude stirb) neben Runen, Pistolen und anderem  Gegrusel.  Der Anwalt von André E. betonte im Plädoyer, sein Mandant sei „Nationalsozialist, der mit Haut und Haaren zu seiner politischen Überzeugung steht”. Der Fanatismus paart sich zudem mit Kaltschnäuzigkeit. Obwohl André E. in München vor Gericht stand, prügelte er im Mai 2016 in Zwickau einen jungen Mann. Das Amtsgericht Zwickau verurteilte den Neonazi im Mai 2017 zu einer Geldstrafe. Umso überraschender wirkte das milde Urteil im NSU-Prozess.