Vor einem Jahr wurde die Neonazi-Partei Goldene Morgenröte verboten und ihre Führungsriege zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Nun erstarken gewalttätige griechische Rechtsextreme wieder. Die Bilder aus einer Berufsschule in Stavroupoli, einem Vorort von Thessaloniki, waren schockierend. Erst sah man schwarz gekleidete und vermummte Jugendliche mit Eisenstangen, Messern und Steinen, die andere Jugendliche attackierten. Die hatten vor der Schule Flugblätter gegen die Bildungspolitik der konservativen Regierung verteilt. Anschließend posierten die Vermummten auf dem Schulhof, die Arme ausgestreckt zum Nazi-Gruß. Der gewalttätige Angriff vor der Schule in Stavroupoli ereignete sich am 27. September. Es war die erste derartige Aktion von potentiellen Nachfolgern der vor einem Jahr verbotenen griechischen Neonazi-Partei Goldene Morgenröte. Seitdem kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen in Griechenland: In Ilioupoli, einem Vorort im Westen von Thessaloniki, wurden Mitglieder der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) am helllichten Tag mit Baseballschlägern und Eisenketten attackiert, vier von ihnen trugen Verletzungen davon. In Evosmos, einem Vorort von Thessaloniki, kam es am 1.10.2021 zu rechtsextremen Ausschreitungen In Evosmos, einem weiteren Vorort Thessalonikis, fand am 1. Oktober eine Neonazi-Parade statt, es kam zu Ausschreitungen. Auch im Athener Vorort Neo Irakleio schlugen Angreifer auf Flüchtlingshelfer der “Bewegung gegen Rassismus und die faschistische Gefahr” (Keerfa) ein. Rekrutierort Schule Die Ereignisse von Stavroupoli seien kein Blitz aus heiterem Himmel, sagt Konstantinos Tsiselikis, der Dekan der Universität Makedonia in Thessaloniki, der DW. Der Professor für Internationales Recht, Migration und Menschenrechte sieht in dem Nazi-Gruß auf dem Schulhof einen schweren Schlag gegen den demokratischen Charakter der Bildung. “Leider gibt es an vielen Schulen rechtsextreme Gruppen”, so Tsiselikis zur DW. “Sie sind über das ganze Land verstreut, überwiegend in wirtschaftlich benachteiligten Gegenden, wo Neonazi-Gruppen leicht Teenager rekrutieren können. Noch schlimmer ist, dass manche Lehrer diese Rekrutierung tolerieren oder sogar fördern. Es ist ein Phänomen, das großer Aufmerksamkeit bedarf.” (-…) Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie macht sich bemerkbar, dass Impfgegner und militante Rechtsextreme gewissermaßen kommunizierende Röhren sind. Konstantinos Tsiselikis beobachtet, dass die Rechtsextremen jeweils den Umständen entsprechend und nach Belieben einen Pseudo-Widerstand gegen bestimmte staatliche Politiken vorschlagen. Im Fall des Impfstoffs nutzten sie die Unkenntnis und die Ängste eines großen Teils der Bevölkerung vor dem Coronavirus aus, so der Professor.

via dw: RECHTSEXTREME GEWALT – Griechenland: Rückkehr des Rechtsextremismus