Bekannte Schauspieler*innen versuchen sich an Satire und ziehen über die Corona-Maßnahmen und die Medien her. Der Applaus von Rechten und Querdenkern kam prompt. Satire soll und darf weh tun und empören, Missstände aufdecken, Mächtigen auf die Füße treten. Satire darf geschmacklos sein. Satire ist wichtig und sie ist in Deutschland zum Glück sehr weit von der Meinungsfreiheit gedeckt. Satire darf auch mal danebengehen. Und so richtig ins warme Braune gegriffen haben die vielen bekannten Schauspielerinnen, die ihre „satirischen“ Videos auf YouTube bei der Aktion Allesdichtmachen (#allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer) veröffentlicht haben. Damit haben sie sich schon einiges an Kritik eingehandelt, auch von Schauspiel-Kolleginnen – und viel Zustimmung geerntet von Braunen, Rechten, Corona-Leugnern und Querdenkern. (…) Nun lebt Satire von der Überspitzung, davon, den Finger in die Wunde zu legen. Aber dieses Nacherzählen der Narrative von „Lügenpresse“-Rufern, Schwurblern und Verschwörungsideologen macht es sich damit zu einfach und ist so wohlfeil wie zynisch. Gerade angesichts der vielen Angriffe auf Journalist*innen bei Querdenker-Demos und der Tatsache, dass Deutschland deswegen diese Woche zwei Plätze im Ranking der Pressefreiheit verloren hat. Damit ist es ein verbaler Schlag ins Gesicht derjenigen, die trotz der Drohungen und Gefahren immer wieder berichten und sich nicht einschüchtern lassen.

via djv: AKTION #ALLESDICHTMACHEN – Nicht mehr ganz dicht…

siehe auch: #allesdichtmachen: Privilegierte Schauspieler wollen sich volksnah zeigen – und scheitern grandios. Wenn über 50 Schauspieler gegen die Corona-Maßnahmen wettern und die Querdenker sie feiern, ist wohl einiges schiefgelaufen. Ein Kommentar von RUHR24-Volontärin Anna Quasdorf. Drei Millionen Menschen starben weltweit bisher an oder mit Covid-19, davon allein 80.000 in Deutschland. Tote, die ohne die derzeitige Corona-Pandemie möglicherweise noch leben würden. Menschen, die ihre Angehörigen noch in ihrem Arm hätten halten können. Umso wütender können einen die über 50 Videos der Aktion #allesdichtmachen machen, die verschiedene Schauspieler am Donnerstagabend (22. April) auf YouTube geteilt haben. Schauspiel-Größen Deutschlands wie Jan Josef Liefers (56) und Heike Makatsch (49) suggerieren in diesen Videos etwas, was sie nicht sind: nah am Volk. „Ich mache nicht auf. Weil ich Verantwortung übernehme für dieses Land. Und es macht mir große Sorgen, dass es da draußen egoistische Leute gibt, die aufmachen wollen“, erklärt Heike Makatsch in ihrem Video. Sie werde jetzt nicht mal mehr dem Paketboten und dem Pizzalieferanten öffnen. Das sei das, was Maßnahmen-Befürworter schließlich wollen, zumindest ihrer Meinung nach. Alles dicht machen: Lob für Schauspieler von Rechten, Querdenkern und Corona-Leugnern
Ulrich Tukur (63) spricht sich hingegen dafür aus, dass die Supermärkte geschlossen werden. Denn wenn die Menschen verhungert seien, könne sich das Virus auch nicht mehr ausbreiten, erklärt er. Ein Schlag ins Gesicht für Menschen, die eine geliebte Person an das Virus verloren haben (…) Ausgesprochen von Schauspielern, die sich nicht in einer Lage befinden, in der sie sich über ihr Leben beschweren sollten. Die Kulturbranche ist innerhalb eines Jahres so gut wie weggebrochen, definitiv. Was jedoch noch weiterhin produziert wird, ist die Krimi-Reihe „Tatort“ in der ARD. Die meisten Schauspieler der Aktion #allesdichtmachen sind eben jene „Tatort“-Darsteller. allesdichtmachen: Schauspieler sind Vorbilder für andere – eine potenziell tödliche Gefahr? Während die Schauspieler vermutlich nun die ganzen Artikel der „gleichgeschalteten Medien“ durchgehen, sitzen sie wohl bequem in ihrem Loungesessel, während der Haushälter oder die Haushälterin das Essen zubereitet. Sie leben in ihrer Luxusvilla – während Ärzte und Pflegekräfte in den Krankenhäusern um das Überleben der anderen kämpfen. Es ist genau die Einstellung der #allesdichtmachen-Schauspieler, die dafür sorgt, dass der Lockdown auch in den nächsten Monaten nicht enden wird. Denn andere Menschen sehen in ihnen Vorbilder. „Also wenn der Liefers oder die Makatsch das so sagt, dann wird das schon richtig sein“, könnten die Gedanken sein. Alles dicht machen: Heike Makatsch will kein Querdenker sein – doch unterstützt sie trotzdem Wegen solchen Einstellungen können Menschen sterben – das scheint ihnen nicht klar gewesen zu sein. Und auch über die Begeisterung bei Querdenkern scheint vorher kein Gedanke verschwendet worden zu sein.; VÖLLIGER REINFALL: WARUM #ALLESDICHTMACHEN SO VON NAZIS & QUERDENKERN GEFEIERT WIRD. NICHT HARMLOSE SATIRE, SONDERN GEFÄHRLICHE FAKE-NARRATIVE. Eine grob misslungene Video-Kampagne mehrerer Schauspieler:innen hat eine große Kontroverse ausgelöst. Die Videos unter dem Hashtag #Allesdichtmachen wollten wohl satirisch die Regierung und die Corona-Maßnahmen kritisieren. Was dabei herauskam, wird jedoch vielfach als „widerwärtig“, „menschenverachtend“ und „Katastrophe“ kritisiert. In Zeiten, in denen professionelle Verschwörungsideolog:innen, Rechtsextreme in den Parlamenten und Hunderttausende in Social Media mit Hass und Lügen manipulieren, ist differenzierte Kritik und Positionierung wichtig. Doch in der „Satire“ lästern die Schauspieler:innen undifferenziert über die Vorsicht vor dem Virus. Wenn undifferenzierte Kritikpunkte satirisch überspitzt werden, kommen aber genau die Argumente heraus, deren sich Querdenker:innen und Rechtsextreme täglich unironisch bedienen. So kann möglicherweise differenzierte Kritik an einzelnen Punkten, wenn sie für dramatische Effekte aus dem Kontext gerissen und übertrieben wird, viel gefährlicher und eindrucksvoller wirken, als sie eigentlich ist. Da sich die Verschwörungsideolog:innen genau dieser Methoden bedienen, ist das Ergebnis von gewollter „Satire“ nicht unterscheidbar von Fake-Narrativen, rechtsradikalen Standpunkten und Fake News der Pandemie-Leugner:innen. (…) In ursprünglich 53 Videos verhöhnen die Schauspieler:innen mehrfach die Opfer des Virus, machen sich lustig über die Menschen, die unter dem Virus und der Pandemie leiden. Sie mokieren sich hämisch über alle, die durchaus die Konsequenz oder Logik der Corona-Maßnahmen kritisch sehen, aber ihre grundlegende Berechtigung aufgrund der wissenschaftlichen Tatsachen akzeptieren und so viel für die Gesellschaft opfern. Das ist zynisch, das ist menschenverachtend. Bei #Allesdichtmachen machen aber nicht nur unbekannte Namen mit, sondern Persönlichkeiten wie Jan Josef Liefers, Nadja Uhl, Wotan Wilke Möhring, Ulrich Tukur, Heike Makatsch, Meret Becker und Volker Bruch. Sie bedanken sich ironisch dafür, dass man heute nur noch „einfache Wahrheiten“ habe, bringen Sätze, die genau so von Neonazis und Querdenker:innen täglich genutzt werden („eine eigene Meinung zu haben ist gerade krass unsolidarisch“). Sie bringen eine Pauschalkritik an den Medien, die von der „Lügenpresse“-Rhetorik der AfD kaum zu unterscheiden ist. Was eigentlich parodiert werden sollte, ist nicht mehr klar. Am Ende sind nur Sprüche von Verschwörungs:ideolog:innen, Wutbürger:innen, AfD und anderen Rechtsextremen zu sehen. (…) Nun die Frage: Viele der Videos bedienen, ob gewollt oder nicht, rechtsradikale und verschwörungsideologische Narrative und Verzerrungen. Sie werden in dieser Szene massiv geteilt und bejubelt. War es Absicht? Ein Indiz für die beunruhigende Antwort „Ja“ ist der Verantwortliche für die Kampagne. Der im Impressum angegebene Bernd W. hatte bereits im Mai 2020 die Pandemie verharmlost und mit einer Grippe gleichgesetzt. Er sah es in einigen Posts als unsinnig an, einen Mundschutz zu tragen. Später schrieb der „Autor und Regisseur“ über Karl Lauterbach: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Klappe halten“. Karl Lauterbach lag übrigens meistens richtig mit seinen Aussagen (Quelle). Auch soll er Befürworter:innen von Corona-Maßnahmen als „Coronazis“ bezeichnet haben. Mehr hat Daniel Laufer von Netzpolitik herausgefunden (mehr dazu).

Infoteil: Wen kannste dir künftig schenken?
Volker Bruch – Jan Josef Liefers – Peri Baumeister – Ken Duken – Felix Klare – Nina Gummich – Martin Brambach – Kathrin Osterode – Miriam Stein – Jörg Bundschuh – Inka Friedrich – Cem Ali Gültekin – Trystan Pütter – Meret Becker – Maxim Mehmet – Samia Dauenhauer – Nicholas Ofczarek – Nadine Dubois – Heike Makatsch – Richy Müller – Ulrich Tukur – Katharina Schlothauer – Kostja Ullmann – Tina Maria Aigner – Bernd Gnann – Markus Gläser – Wotan Wilke Möhring – Vicky Krieps – Ben Münchow – Werner Eng – Gianna Valentina Bauer – Joseph Bundschuh – Nadja Uhl – Claudia Rippe – Christian Ehrich – Ulrike Folkerts – José Barros – Manuel Rubey – Karoline Teska – Thorsten Merten – Brambach & Sommer – Pasquale Aleardi – Kea Könneker – Jeana Paraschiva – Ramin Yazdani – Nina Proll – Jens Wawrczeck – Dietrich Brüggemann – Monika Anna Wojtyllo – Roland Düringer – Christine Sommer – Alexandra Marinescu – Hanns Zischler
(quelle: archive.is)

screenshot; archive is