Im Verfahren gegen einen KSK-Soldaten aus Sachsen, in dessen Garten illegale Waffen und Sprengstoff gefunden wurden, sind die Ermittlungen abgeschlossen. Der Fall hatte weitreichende Konsequenzen für die Spezialkräfte. Es kommt nicht oft vor, dass die Polizei bei einer Hausdurchsuchung mit einem Bagger anrückt. So geschehen Mitte Mai im kleinen Ort Collm in Nord-Sachsen. Hinter einer hohen Hecke grub dort das sächsische Landeskriminalamt (LKA) den gepflegten Garten eines Einfamilienhauses um. Die Ermittler waren auf der Suche nach weiteren Waffenverstecken. Tags zuvor waren sie bereits fündig geworden.. In dem kleinen Haus mit zwei Etagen wohnte Philipp S., 45 Jahre alt, Oberstabsfeldwebel der Bundeswehr, Angehöriger des Kommando Spezialkräfte (KSK). Am 13. Mai nahmen die Ermittler den Elitesoldaten fest. Auf seinem Grundstück in Collm hatten sie mehrere Kisten entdeckt. Darin befanden sich eine Kalaschnikow aus polnischer Fertigung, mehrere Tausend Schuss Munition und insgesamt zwei Kilogramm Plastiksprengstoff. MAD wies auf Verdacht hin. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) hatte die sächsische Polizei im Februar auf Philipp S. aufmerksam gemacht. Es gebe den Verdacht, teilte der Bundeswehr-Geheimdienst der Polizei mit, dass der Soldat illegale Waffenlager angelegt habe. Zudem stehe S. im Verdacht, ein Rechtsextremist zu sein. (…) Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass S. über gefährliches Material verfügte, das größtenteils aus Bundeswehrbeständen stammte. Hinweise, wofür der Soldat das Rüstungsmaterial nutzen wollte, fanden sich nicht. Auch für eine rechtsterroristische Tatabsicht gibt es, so heißt es aus Ermittlerkreisen, keinerlei Anhaltspunkte. Sein mutmaßlich rechtsextremes Gedankengut spielte bei den Ermittlungen letztlich nur eine Nebenrolle. Die Anwältin von Philipp S. ließ eine Anfrage von NDR und WDR unbeantwortet. In Haus und Garten des Elitekämpfers entdeckten die sächsischen Ermittler nicht nur die Waffenkisten in mehreren Erdverstecken samt Sturmgewehr, Munition und zwei Kilogramm des hochexplosiven Sprengstoffs PETN, sondern auch weitere Waffen und Waffenteile. Gefunden wurden unter anderem das Griffstück und die Hülse einer verschossenen Panzerfaust, Nebel- und Übungsgranaten, ein Schalldämpfer, Messer und ein Teleskopschlagstock. Darüber hinaus wurden mehrere einschlägige Bücher, Hefte und Postkarten mit NS-Motiven sichergestellt, wie etwa ein SS-Liederbuch, vier Ausgaben der Zeitschrift “Nation und Europa”, vierzehn Ausgaben von “Der Freiwillige”, einer Zeitschrift für ehemalige Angehörige der Waffen-SS, und Shirts der in der rechtsextremen Szene beliebten Marke Thor Steinar. Mehrere Handys und Laptops von Philipp S. haben die Ermittler inzwischen ausgewertet und sind dabei nach Informationen von NDR und WDR auch auf Chatnachrichten gestoßen, die ebenfalls eine rechtsextreme Gesinnung des KSK-Soldaten vermuten lassen. So soll der 45-jährige Oberstabsfeldwebel in rechtsextremer Sprache mit anderen Elitesoldaten gechattet haben und etwa der Buchstabe “s” mehrfach mit den SS-Runen ersetzt worden sein. Philipp S. soll nach Erkenntnissen des MAD auch am 27. April 2017 bei der Abschiedsfeier für den KSK-Kompaniechef Pascal D. dabei gewesen sein, die aufgrund rechtsradikaler Umtriebe inzwischen im Fokus des Wehrdisziplinaranwalts bei der Bundeswehr und auch der Strafverfolgungsbehörden steht. Bei der Party soll Rechtsrock gespielt worden sein, es wurde angeblich mit Schweineköpfen geworfen und Hitlergrüße gezeigt. Der Verdacht, dass auch Philipp S. damals “rechtsextremistisches Verhalten an den Tag gelegt hat”, so die Erkenntnis des MAD, “hat sich verdichtet”.

via tagesschau: Ermittlungen gegen KSK-Soldaten Die Kisten von Collm