Im Mai hatten “FAKT” und MDR THÜRINGEN über die Neonazi-Hooligan-Gruppe “Jungsturm” berichtet, gegen die die Polizei in Thüringen wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgegangen war. Unter den damals Festgenommenen war auch der preisgekrönte Kickboxer Theo Weiland, der für das Hallesche Kampfsportstudio “la familia FIGHTCLUB” als Kämpfer antrat und dort auch die Kindergruppen trainierte. Was ist seitdem passiert? Nach brutalen Überfällen auf andere Fußball-Fans soll im November in Gera der Prozess gegen vier Mitglieder des “Jungsturm” beginnen. Ihnen wird Bildung einer kriminellen Vereinigung, Raub sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, wie ein Sprecher des Landgerichts am Montag mitteilte. Verhandelt wird der Fall vom 12. November an vor der Staatsschutzkammer, es sind zunächst Verhandlungstermine bis in den März 2021 hinein vorgesehen.
Preisgekrönter Kickboxer nicht mehr im Vorstand Nur ein paar Hintergrundbilder und Szenen im Promo-Video sind auf der Internetseite seines Vereins “la familia FIGHTCLUB Halle” von Theo Weiland übrig geblieben. Laut Landessportbund ist der preisgekrönte Kickboxer kurz nach der MDR- und ARD-Berichterstattung von seinen Vorstands- und Trainertätigkeiten durch den Verein entbunden worden. (…) Doch das Neonazi-Problem bei “la familia” ist mit Weilands Festnahme offenbar keinesfalls vom Tisch. Seit Jahren dürfen rechtsextreme Schläger dort ungestört für den Straßenkampf trainieren. Zwar gab es mit dem Verein mehrfach Gespräche durch den Landessportbund und zivilgesellschaftliche Initiativen, geändert habe sich in der Realität des Vereins wenig, sagt Valentin Hacken, der sich im Bündnis “Halle gegen Rechts” engagiert. “la Familia” gebe gewalttätigen Neonazis einen Raum, in dem die im Zweifel für ihre nächsten Taten trainieren könnten. “Und damit setzt der Verein ja auch ein Zeichen in die Stadtgesellschaft, in diese Gesellschaft hinein, das es völlig in Ordnung ist neonazistische Positionen zu vertreten, solange man sich im Ring an die Regeln hält”, sagt Hacken. Kampfsport ist in den letzten Jahren bei Neonazis immer beliebter geworden. Nach MDR-Recherchen trainieren auch bei “la familia Halle“ nach wie vor Rechtsextreme, auch Mitglieder der Neonazi-Schlägertruppe “Fightclub 62”.Darunter ein Mann, der am 1. Mai 2015 bei dem brutalen Angriff auf drei Punks durch eine 80-köpfige Neonazigruppe in Saalfeld dabei war. “La familia”-Vereinschef Mathias W. selbst modelt mit “Jungsturm”-Mitglied Weiland für “Label 23” – eine scheinbar unpolitische Boxmarke, die aber als populäres Aushängeschild eines rechtsextremen Geschäftsnetzwerks gilt, das seine Wurzeln tief im gewalttätigen Cottbusser Hooligan-Milieu hat und eng verbunden mit der sogenannten “Kampfgemeinschaft Cottbus” ist.

via mdr: Die Thüringer Neonazi-Hooligangruppe “Jungsturm” und der Hallesche Kampfsportverein