Das FBI warnt vor ihm. Und auch beim versuchten Reichstagssturm in Berlin spielte Q eine Rolle. Warum ein anonymer Hetzer so erfolgreich ist. Am Mittwoch vergangener Woche meldete sich „Q“ mit Botschaft Nummer 4627. Darin stellte er fest, das Emblem des Nominierungsparteitags der US-Demokraten gleiche einem Pentagramm. Dies sei ein klares Zeichen dafür, dass die Demokraten den Satan verehren: „Eine Partei löscht Gott aus.“ Manchmal verbreitet Q mehrere Posts direkt hintereinander, manchmal schweigt er tagelang. Das hat strategische Gründe, glauben seine Anhänger. Oder wie Q es selbst formulierte, Ende Juli in seiner Botschaft Nummer 4618: „Verwechsle Schweigen nicht mit Untätigkeit.“ Hinter dem Pseudonym, heißt es unter seinen Fans, verstecke sich ein hochrangiger US-Beamter, der über die oberste Sicherheitsfreigabe verfüge und deshalb jede Menge Geheimnisse kenne. Weil seine Identität unbekannt ist, nennen sie ihn auch „QAnon“, Anon wie anonym. In seinen Botschaften berichtet er von einem apokalyptischen Kampf, der sich im Verborgenen zutrage. Auf der einen Seite stünden finstere Mächte, die das Volk knechteten und sich seit langem im Staatsapparat eingerichtet hätten: Satanisten, Pädophile und Juden. Auf der anderen Seite stehe US-Präsident Donald Trump, der im Weißen Haus aufräumen und die kriminellen Eliten zur Strecke bringen wolle. Für Q-Gläubige ist Trump der Erlöser. Der Verschwörungsmythos hat sich in den USA in nur drei Jahren so rasant ausgebreitet, dass Beobachter von einer „neuen Religion“ sprechen – der ersten, die im Internet entstand. Sie hat auch schon zu Gewalttaten geführt, weil Anhänger eigenhändig in den bewaffneten Kampf gegen vermeintliche Eliten zogen. Im Juli erklärte das FBI die Bewegung zur „Gefährdung der Nationalen Sicherheit“. Auch in Deutschland ist der Glaube inzwischen populär, gerade unter Corona-Skeptikern. Bei Kundgebungen der „Querdenken“-Bewegung geben sich viele Demonstranten als Q-Anhänger zu erkennen, tragen den Buchstaben auf Schildern, T-Shirts, Ansteckern im Haar.

via tagesspiegel: Die gefährlichen Lügen des QAnon Ein Verschwörungsglaube geht um die Welt