Was hat der Attentäter von Halle auf Onlineportalen gemacht? Mit wem hat er sich ausgetauscht? Radikalisierungsexpertin Julia Ebner hat bei MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE über die Rolle von Onlineportalen für Rechtsextreme gesprochen – und erklärt, warum der Attentäter von Halle kein Einzeltäter war. Am siebten Tag des Prozesses des Attentäters von Halle ging es auch darum, welche Rolle Onlineportale bei der Radikalisierung des Angeklagten gespielt haben – und ob er wirklich ein Einzeltäter war. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat dafür unter anderem ausgewertet, was der Attentäter in Chaträumen, Imageboards und dem Gameportal Steam gemacht und mit wem er dort kommuniziert hat. MDR-Reporter Roland Jäger schreibt, dass das BKA in der Zeugenbefragung zu dem Thema keinen besonders souveränen Eindruck gemacht hat. MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE hat mit Radikalisierungsexpertin Julia Ebner über die Rolle von Onlineportalen für Rechtsextreme gesprochen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institute für Strategic Dialogue in London und analysiert, wie sich Extremisten im Internet vernetzen und wie Radikalisierung im Internet funktioniert. MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE: Frau Ebner, die Ermittler sagen ja, das, was auf der Spiele-Plattform Steam gespielt wird, ist nicht rechtsextrem. Sehen Sie das auch so? Julia Ebner: Das, was auf Steam stattfindet, ist nicht an sich extrem, aber es gibt dort rechtsextreme Gruppen und Influencer. Die rechtsextreme Szene überlappt sich mit der Gaming-Szene. Das haben wir auch bei Anschlägen im letzten Jahr, zum Beispiel in Neuseeland und den USA, festgestellt – dass sich Mitglieder dieser Plattformen radikalisieren. Der Attentäter selbst hat keine Angaben gemacht, mit welchen Leuten er im Internet Kontakt gehabt hat – er wolle “seine Leute schützen”, sagte er. Gleichzeitig steht er in der Öffentlichkeit als Einzeltäter da. Der Anschlag in Halle ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie gefährlich es sein kann, den Attentäter als Einzeltäter zu bezeichnen. Er war eingebettet in ein größeres Netzwerk. Man sieht das auch anhand des Manifests und der Dokumente, die er zurückgelassen hat. Die sind voll mit Referenzen auf eine klar rechtsextreme Subkultur. Diese Subkultur hat eine übergeordnete Ideologie und Verschwörungstheorien und stellt schon ein größeres Netzwerk dar. Deswegen kann man den Attentäter von Halle eigentlich nicht als Einzeltäter bezeichnen. Genauso wenig, wie wir auch IS-inspirierte Attentäter als Einzeltäter bezeichnen sollten.

via mdr: Radikalisierungsexpertin Julia Ebner – Warum der Attentäter von Halle kein Einzeltäter war

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