An diesem ganz und gar unperfekten Tag im Thüringer Landtag gab es einen einzigen perfekten Moment für die Ewigkeit. Er ist Susanne Hennig zu verdanken, der Landesvorsitzenden der Linken. Es ist wie im Film. Wie Susanne Hennig auf Thomas Kemmerich zugeht, den FDP-Mann, der gerade überraschend mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt wurde und diese Wahl angenommen hatte. Seine Partei hatte es mit fünf Prozent kaum in den Landtag geschafft, jetzt steht er da als Sieger und weiß doch, dass er keiner ist. Die Linken-Chefin trägt einen Blumenstrauß in der Hand. Zuvor hat sie mitangesehen, wie ihr Kandidat Bodo Ramelow wegen der plötzlichen AfD-Unterstützung für Kemmerich mit einer einzigen Stimme unterlegen ist. Politiker sind berühmt für ihre Pokerfaces, aber Kemmerich scheint schon genau zu wissen, dass Susanne Hennig ihm nicht die Hand zur Gratulation reichen wird. Sie tritt vor ihn und pfeffert den Strauß nicht etwa hin, nein, sie lässt ihn einfach fallen. Der neue Ministerpräsident schaut genauso wenig überrascht und doch erschüttert drein wie zuvor all jene, die den Beteuerungen der FDP geglaubt hatten, eine Kooperation mit der AfD käme nicht infrage. Hennig deutet eine Verbeugung an, dreht sich um und geht. Im Hintergrund schauen andere Abgeordnete perplex herüber. Sie sind nur das Publikum für diesen perfekten Moment.
via faz: Blumen für die Füße