Auf der Plattformen “indymedia” bekennen sich Linksextremisten bisweilen zu Straftaten oder Anschlägen. Manche solcher Schreiben sind aber offenkundig gefälscht. “Don’t hate the media, become the media!” Zu deutsch: “Hasse nicht die Medien, werde zum Medium!” So lautet der Slogan der wohl bekanntesten linksradikalen Online-Plattform der Bundesrepublik. In kursiver Schrift prangt der Schriftzug unter dem Logo der Plattform, auf der jeder Beiträge veröffentlichen kann. Dort findet sich auch ein anonym verfasstes Bekennerschreiben vom 31. Dezember 2019, das einen Brandanschlag auf das Auto eines Kolumnisten der “Berliner Zeitung” rechtfertigen soll. Da dieser den Klimawandel für nicht erwiesen halte und Autofahren als seine persönliche Freiheit darstelle, habe man sich dazu entscheiden, “ihn dort zu treffen wo es ihm weh tut: Bei seinem Auto (sic).” Ebendieses Auto parkte nach den Angaben des anonymen Verfassers vor dem Wohnhaus des Journalisten. Auf Anfrage des ARD-faktenfinder erklärte das Berliner Landeskriminalamt, dass die Ermittler das Bekennerschreiben als “authentisch” einstufen. Auf “indymedia.org” schreiben anonyme Autorinnen und Autoren über verschiedene Themen der linken Szene. Neben Aufrufen zu Demonstrationen und Podiumsdiskussionen werden auch politische Statements oder aber Gewaltaufrufe sowie Bekennerschreiben veröffentlicht. Ein Sprecher von “indymedia.org”, der namentlich nicht genannt werden will, erklärte gegenüber dem ARD-faktenfinder: “Wir stellen ein Werkzeug zu Verfügung, damit alle berichten können. Alle Beiträge werden erst mal veröffentlicht.” So verstehe man sich selbst nicht als Medium, sondern als “emanzipatorische Plattform”.(…) Doch nicht alle Bekennerschreiben sind authentisch. In der Silvesternacht 2020 wurden in der Leipziger Thomaskirche und dem benachbarten Thomashaus Fenster mit Steinen eingeworfen. Am 4. Januar tauchte dazu ein Bekennerschreiben auf “de.indymedia.org” auf. Grund des Angriffs sei die “Nazi-Pfarrerin” gewesen. Sie hätte mehrfach Obdachlose vor der Kirche vertrieben. Der Beitrag wurde schnell von den Betreibern gelöscht. Tatsächlich hatte sich ein psychisch verwirrter Mann, der angab “der Sohn Gottes zu sein”, kurze Zeit nach seiner Tat der Polizei gestellt. Die Pfarrerin erstattete Anzeige gegen den Verfasser des Bekennerschreibens, die Leipziger Polizei erklärte auf Anfrage des ARD-faktenfinder, man vermute einen “Trittbrettfahrer”. Am 6. Januar wurde eine Leipziger TV-Journalistin, die unter anderem auch für ARD und ZDF arbeitet, von Polizisten aus dem Bett geklingelt. Kurze Zeit vorher war ein Bekennerschreiben auf “de.indymedia.org” veröffentlicht worden. Die Autoren erklärten die angeblich “AfD-nahe” Journalistin dort getroffen zu haben, “wo es weh tut: im Gesicht”. Die Beamten waren jedoch umsonst angerückt – die Journalistin war wohl auf – und hatte keinen “Besuch” erhalten.
via tagesschau: Bekennerschreiben auf Indymedia Unter falscher Flagge?