Vor einem Promiclub auf Sylt werden ausländerfeindliche Parolen zu Discomusik gesungen. Seit Monaten geht diese Version in rechtsextremen Kreisen viral. Das Video einer ausgelassenen Partyhorde sorgt seit Donnerstagsabend für Aufregung auf diversen Social-Media-Kanälen. Es zeigt knapp 20 feiernde Menschen mit Getränken, die zu Discomusik den alten Nazislogan „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ singen. Gefilmt wurde es offenbar als Selfie von einer jungen Frau, die fröhlich in die Kamera singt. Sonnenbrillenträger singen Aperol Spritz schwenkend lauthals mit. Besonders auffällig ist ein Mann im Hintergrund, der mit lässig über die Schultern gelegtem Pullover den rechten Arm winkend nach oben streckt. Zwei Finger der linken Hand legt er sich zudem an die Oberlippe, eine Geste, die als Symbol für Hitlers Bärtchen gelesen werden kann. Als eine der ersten hatte die Podcasterin Nora Zabel das Video getwittert. „Eher Anzeigen sind raus“ hatte sie dazu auf X als Replik auf den ausländerfeindlichen Slogan im ursprünglichen Post geschrieben. Zabel ist CDU-Mitglied und hat sich mit dem feministischen Podcast „Womensplaining“ einen Namen gemacht. (…) Weil ihr Post auf X schnell gelöscht wurde, hatte Zabel das Video erneut gepostet. Auch dieser zweite Post ist mittlerweile gelöscht. Zuvor war es aber von prominenten Accounts wie dem Jan Böhmermanns retweetet worden. Der ZDF-Moderator stellte zudem die Frage: „Wer und wo sind diese Leute?“. So kam schnell heraus, dass die Szene offenbar vor dem Pony Club in Kampen auf Sylt gefilmt wurde. Der bezeichnet sich auf seiner Homepage als „ältester Nachtclubs Deutschlands“, in dem sich „Stammgäste und die neue Generation von heute in perfekter Harmonie“ zum gemeinsamen Feiern treffen würden. An Pfingsten feiert der Club auf der Nordseeinsel regelmäßig mit besonderen Events. (…) Öffentlich ist über die Teil­neh­me­r:in­nen der rassistischen Sause bisher wenig bekannt. Gleich zu Beginn des Videos erscheint eine Frau in Großaufnahme, die fröhlich feiernd die Zeilen mitsingt. Sucht man nach dieser Frau im Netz, findet man schnell professionelle Modelfotos. Ein norddeutscher Fotograf hat die Frau in seiner Kartei, auch ein anderer Fotograf wirbt mit ihren Bildern. Die Fotos stammen von 2019 und 2021. Bei Linked-In gibt sie an, an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften studiert zu haben, ihr Linked-In Profil ist mittlerweile gelöscht. Zwei weitere Gäste stammen nach Recherche der taz mutmaßlich aus München. Im Video stehen sie hinter der Frau. Einer von ihnen trägt ein weißes Hemd, eine schwarze Weste und eine schwarze Sonnenbrille. Die Aufnahmen zeigen, wie er im Chor ebenfalls „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ singt. Er und vor allem der Mann neben ihm sind im Netz wohl keine Unbekannten. Fotos zeigen die beiden auf einem Instagram-Account, dessen Betreiber sich „Fashion / Lifestyle Influencer“ nennt und mehr als 59.000 Follower hat. Am Freitagmorgen wurde der Account auf „Privat“ umgestellt. Das Video, das in den sozialen Medien die Runde macht, ist selbst von einem anderen X-Account namens „Oskar Breitfeld“ abgefilmt. Er hatte das Video mit dem Kommentar gepostet: „Hier ist kein Ton reingeschnitten, war wirklich so…“ Aktuell ist das Profil abgeschaltet. „Dieser Account existiert nicht“, heißt es bei Aufruf der Seite. Von dem Video kursieren aber weiterhin zahlreiche Kopien. Am Donnerstagabend teilte auch Anna Leisten, Landesvorsitzende der Jungen Alternative (JA) in Brandenburg, das Video, bezog sich allerdings positiv darauf. „Ich komme im Sommer nach Sylt“, schrieb Leisten und fragte: „Gibt es da schon eine JA?“. Am Ende fügte sie ein Sonnen-Emoji und eine Deutschlandfahne an.

via taz: Rechtsextreme Gesänge auf Sylt :Rassismus als Partykracher

siehe auch: Rassismus-Eklat auf Sylt – und fristlose Kündigung für Gröler. in Video mit „Ausländer raus“ singenden Gästen löst bundesweit Empörung aus. Betreiber des Kultclubs und Vertreter der Politik distanzieren sich. (…) Zu hören ist dabei die Parole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ – zur Melodie des Dance-Klassikers „L‘Amour Toujours“ des italienischen DJ Gigi D‘Agostino aus dem Jahr 1999. Außerdem im Bild: ein Mann, der einen sogenannten Hitlerbart sowie einen verbotenen Hitlergruß andeutet. Die Polizei Flensburg hat inzwischen das Video mit rassistischem Gegröle vor dem Lokal in Kampen geprüft. Die Staatsanwaltschaft Flensburg und die Kriminalpolizei haben die Ermittlungen aufgenommen. „Sie richten sich gegen die Personen, die auf dem Video offensichtlich die oben genannten Äußerungen mitsingen bzw. Kennzeichen tätigen“, teilte die Polizeidirektion Flensburg am Freitagmorgen mit. Es sei aber nicht auszuschließen, dass im Rahmen der Ermittlungen weitere Tatverdächtige hinzukämen, die auf diesem Video nicht abgebildet seien. (…) Das Video, in dem junge Menschen vor einem Lokal auf der Nordseeinsel Sylt rassistische Parolen grölen sollen, ist bundesweit auf große Empörung gestoßen. Das Lokal distanzierte sich in der Nacht zum Freitag von den Gästen und kündigte Konsequenzen an. Die Betreiber des Lokals erklärten auf Instagram zu dem Video, sie seien „tief schockiert“. „Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung.“ Das Pony Kampen hat am Freitagmittag alle Einträge von seiner Instagram-Seite entfernt. Eine der an dem Gegröle in dem Video beteiligten jungen Frauen mit Sonnenbrille im Haar und weißer Bluse hatte die Szene offenbar gefilmt. Die Umstehenden singen und wippen, haben Gläser mit Getränken in den Händen. An dem Gegröle scheint sich niemand zu stören. Ausländerfeindliches Gegröle auf Sylt – HAW Hamburg distanziert sich Bei der Frau, die das Video angefertigt hat, soll es sich um eine Studentin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg handeln. Zu konkreten Namen wollte sich die HAW auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern, „um die Persönlichkeitsrechte zu wahren“. Gleichzeitig distanzierte sich die Hochschule mit deutlichen Worten von dem Video. „Es ist erschreckend und abscheulich, wie ‚normal‘ die rechtsradikalen Gesänge in diesem Umfeld anmuten. Aber ein solches Verhalten ist ganz und gar nicht normal und nicht hinzunehmen – wir stehen als weltoffene Hochschule klar dagegen und tolerieren derartige menschenverachtende Äußerungen in keiner Form“, teilte die HAW mit. Nazi-Gegröle auf Sylt: Shitstorm für Hamburger Firma Die filmende junge Frau war in der Vergangenheit bei einem kleinen Hamburger Unternehmen beschäftigt. Die Firma wird bei Instagram mit einem Shitstorm geflutet. Kunden wollen Bestellungen stornieren. (…) Ebenfalls reagiert hat die Werbeagentur Serviceplan. In ihrer Instagramstory heißt es: „Rassismus wird innerhalb der Agenturgruppe in keiner Form geduldet.“ In einer weiteren, international auf Englisch verfassten Stellungnahme sagt das Unternehmen, man habe „mit Entsetzen“ von den rassistischen Vorfällen erfahren. „Als der Vorfall bekannt wurde, hat die Serviceplan Group sofort gehandelt und eine fristlose Kündigung ausgesprochen.“ Rassismus-Eklat: Pony Kampen auf Sylt zeigt Gäste an Die Pony-Verantwortlichen sind bereits zur Tat geschritten. „Uns wurden nun die Namen von diesen Nazis zugespielt“, schrieben sie bei Instagram. „Wir werden dieses widerliche Verhalten anzeigen und alle strafrechtlichen Möglichkeiten nutzen!!!“; German police investigating viral footage of partyers chanting Nazi slogan Participants in the video chant ‘Germany for the Germans – foreigners out’ instead of the lyrics to a hit disco song, while one does an apparent Nazi salute (…) The video, which was made on Sunday during Pentecost celebrations, shows people on the Sylt island drinking and dancing as the song “L’amour Toujours” plays in the background. Some in the group could be heard changing the lyrics to an old Nazi slogan, “Germany for the Germans – foreigners out.” One of the participants could be seen raising his right arm in an apparent Nazi salute while imitating Hitler’s mustache by putting two fingers above his upper lip.