Wie viel Querdenken steckt in „Die Basis“? – Partei für Energetiker, Aidsleugner und Holocaustverharmloser

Sie wollen in den Bundestag. Und rechnen sich gute Chancen aus. Wie die Mitglieder der jungen Partei „Die Basis“ Deutschland verändern möchten. Im März haben sie in Hannover ihren ersten Bundesparteitag abgehalten. Er begann mit einer wichtigen Ansage. Man sorge sich um die Gesundheit aller Teilnehmer, sagte die Frau auf der Bühne! Damit meinte sie nicht etwa, dass die vielen hundert Menschen in der Halle doch besser Masken aufsetzen sollten. Sondern dass nun Zeit sei, die Augen zu schließen und zu meditieren. „Geht in Verbindung mit der Erde unter Euch“, riet die Frau. „Wir sind wie die Bäume.“ Dann sprach sie von Strömen Richtung Universum, Herzensenergien und einem „morphogenetischen Feld“, das die Gedanken aller Anwesenden miteinander verbinde. Die Partei „Die Basis“, die im Juli 2020 gegründet wurde und mittlerweile über rund 15.000 Mitglieder verfügt, ist in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, seit der Schauspieler Volker Bruch ihr beitreten möchte (netzpolitik.org berichtete). Zuvor hatten die Macher der “#allesdichtmachen”-Videos, zu denen Bruch zählt, jede Nähe zur Querdenken-Bewegung bestritten. „Die Basis“ gilt allerdings als äußerst querdenkernah. Was stimmt denn nun? (…) Der Anwalt Reiner Fuellmich etwa, der behauptet, die Bundesregierung plane in der Pandemie „Schlimmeres“ als den Holocaust – und wolle „eine Art KZ“ für Nichtgeimpfte errichten. Fuellmich schätzte, jeder vierte Deutsche könnte an der Corona-Impfung sterben. Und dies sei von den Mächtigen so gewollt. Als Bundestagskandidat der Partei tritt auch der Maßnahmenkritiker Sucharit Bhakdi an. Der fordert, man müsse „die Corona-Viren laufen lassen in der Bevölkerung“, weil die Menschen auf diese Art „eine Koexistenz mit diesen Viren aufbauen“ könnten.   Corona als „harmloses Schnupfenvirus“ Als „neues prominentes Mitglied“ bewirbt die Partei zudem den Kieler Internisten Claus Köhnlein, der das Coronavirus als „harmloses Schnupfenvirus“ bezeichnete. Köhnlein hat Patienten, die mit Corona-Symptomen in seine Praxis kamen, nach Hause geschickt: „Ich hab gesagt, den Test machen wir nicht, weil ich ihn für unsinnig halte.“  (…) In der Partei „Die Basis“ gibt es auch Verbindungen zur AfD. Ein Mitglied des neuen Vorstands war bis November persönliche Referentin des bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Markus Bayerbach. Ein Bundestagsabgeordneter der AfD schleuste Mitglieder von „Die Basis“ mehrfach in den Bundestag, wo diese unter anderem illegal filmten.  Es gibt „Die Basis“-Mitglieder, die gleichzeitig Mitglied in der AfD sind. Andere sind beim rechtsextremen, vom Verfassungsschutz beobachteten „Compact“-Magazin aufgetreten. Oder auf Propagandaveranstaltungen des Schweizer Sektengründers Ivo Sasek.

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#Filmbranche und #Querdenker Das antidemokratische Netzwerk hinter #allesdichtmachen – #covidioten

Neue Erkenntnisse zu der Internet-Kampagne: Maskenverweigerer am Set, Verwerfungen innerhalb der Filmbranche und ein ominöser Drahtzieher aus dem Querdenker-Milieu. Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Recherchenetzwerk Antischwurbler, einem zivilgesellschaftlichen Rechercheteam, das sich schwerpunktmäßig mit antidemokratischen Strömungen und der Neuen Rechten befasst. (…) #allesdichtmachen kam nicht aus heiterem Himmel. Am 20. März sitzt Paul Brandenburg bei „Kaiser TV“, einem YouTube-Talkformat des Autors Gunnar Kaiser. Unter dem Sendungstitel „Es ist eine Katastrophe!“ sprechen sie über die „Lust an Grundrechtseinschränkung“ in der Pandemie. Was wie ein netter Plausch unter Gleichgesinnten wirkt, ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Aktion #allesdichtmachen von langer Hand geplant war und von Beginn an eine politische Agenda verfolgte. Brandenburg ist Notfallmediziner, Unternehmer und Begründer der Initiative „1bis 19“, zu deren Hunderten von Unterstützer:innen auch der Schauspieler Volker Bruch und Regisseur Dietrich Brüggemann gehören. Sein Gesprächspartner Kaiser gibt auf Facebook mit Suggestivfragen schon mal einen scharfen Ton vor: „Haben ältere Menschen, die das (Anm.: die Corona-Maßnahmen) hinnehmen und freudig akzeptieren für ein paar eigene Lebensjahre mehr, diese Lebensjahre dann verdient?“ Auf diesen Punkt läuft es bei Kaiser und Brandenburg oft hinaus: Menschenleben werden gegen Freiheitsrechte ausgespielt. In der Sendung spricht Paul Brandenburg von einer „Art Kulturkampf des Rechtes auf physisches Leben gegen Menschenwürde und Lebensqualität“. Er sieht keinerlei rationalen Grund für die Corona-Maßnahmen, sie seien „medizinischer und juristischer Unsinn“. Ab Minute 14 wird es dann interessant. Brandenburg spricht über die Unterstützer:innen seiner Initiative: „Wir haben aus dem Medien- und Kunstbereich Namen, die im Vorabend- und Hauptabendprogramm bekannt sind aus den großen Sendern.“ Und weiter: „Wir stehen kurz davor, dass sich sehr viele outen werden. Und ich freue mich auf diesen Tag.“ (…) In der vergangenen Woche galt das mediale Interesse an der Kampagne ausschließlich den prominenteren Namen, wie dem Regisseur Dietrich Brüggemann sowie den Schauspielern Jan Josef Liefers und Volker Bruch; wobei letzterer in der Öffentlichkeit bisher weniger auffällig in Erscheinung trat. Dabei ist die eigentlich interessante Figur im Hintergrund Paul Brandenburg. Auch er ist medial sehr umtriebig, saß zum Beispiel am 22. Dezember 2020 im Sat1-Frühstücksfernsehen und präsentierte dort, rhetorisch sehr geschickt, seine Thesen zur Gefährlichkeit des Virus. Überwiegend bewegt er sich allerdings in Kreisen, die eher unter dem Radar der Öffentlichkeit operieren. Die Initiative „1bis19“ wurde im Mai 2020 von Brandenburg, Utz Hennig, einem Oberstleutnant der Bundeswehr, der Anwältin Barbara von Gayling-Westphal sowie dem Literaturagenten Alexander Simon gegründet. Erklärtes Ziel der Gruppe ist es, die bürgerliche Mitte der Gesellschaft zu erreichen und zu vernetzen, um gegen die „Einschränkung der Grundrechte“ aufgrund der Corona-Eindämmungsmaßnahmen zu opponieren. (…) Im November 2020 war er unter anderem als Gast bei Oval Media, zum Thema „Die Verdrängung der Sterblichkeit“. Die Medienagentur ist federführend bei der Produktion der Live-Übertragungen der „Stiftung Corona Ausschuss“ um Dr. Wolfgang Wodarg, Rechtsanwalt Reiner Füllmich sowie der Rechtsanwältin und Hutmacherin Viviane Fischer. Die drei treten inzwischen auch als Kandidat:innen zur Bundestagswahl für die aus dem “Querdenken”-Spektrum hervorgegangenen Partei „Die Basis“ an. Der “Corona Ausschuss” versteht sich als außerparlamentarischer Untersuchungsausschuss, der in zahlreichen mehrstündigen Live-Übertragungen die Pandemie bagatellisiert und die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung als übergriffig bezeichnet. (…) Doch Brüggemann ist keineswegs nur Unterstützer von „1bis19“. Er und Brandenburg teilen sich auch ein Berliner Postfach. Auf seinem Blog “D-Trick” merkt der Regisseur diese Woche süffisant an, wie sehr er sich darüber freue, dass sich die “Investigativjournalisten” (O-Ton) auf dieses Fundstück gestürzt hätten. Er habe nichts zu verbergen. Und fährt fort: „Ich unterstütze die Arbeit der von Paul Brandenburg mitgegründeten Initiative ‘1bis19’, weil ich die Aussagen des Positionspapiers für richtig halte. Darüber habe ich Paul Brandenburg kennengelernt und halte ihn für einen integren Mediziner und Staatsbürger.” (…) Die Nähe zu solchen neurechten Positionen, verpackt mit den Mitteln der Satire, war ein Grund, warum die Aktion am vergangenen Freitag zum Teil so heftige Reaktionen aus der Kultur- und Medienbranche auslöste. Im Wissen um die Verbindungen Brüggemanns zu Brandenburg kommt auch die Frage der Autorenschaft von #allesdichtmachen wieder auf, das der Regisseur weiterhin als ein Gemeinschaftsprojekt der Beteiligten bezeichnet. In den Medien wurde in den vergangenen Tagen vermutet, dass Brüggemann der Hauptautor der Videos sein könnte. Ein genauerer Blick auf die Texte lässt allerdings Zweifel an dieser Theorie aufkommen. Die Skripte von #allesdichtmachen bedienen zahlreiche Themen, die auch auf “Querdenken”-Bühnen und in „alternativen Medien“ wie Reitschuster.de sowie den auf Youtube inzwischen gesperrten Kanälen Ken FM und Rubikon vorzufinden sind. Die satirische Inszenierung der Corona-Maßnahmen findet sich etwa auch im Konzept der Aktion „Schwarze Wahrheiten“ wieder. Bei diesen Performances tragen Aktivist:innen Schutzanzüge und verbreiten eine dystopische Stimmung, die den „totalen Lockdown“ und ein komplettes Social Distancing einfordert. Ziel ist es, durch Überspitzung das Vertrauen in die staatlichen Maßnahmen zu untergraben. Auffällig ist, dass sich Brüggemanns Verlautbarungen in den sozialen Netzwerken erst in den letzten Wochen vor dem Launch von #allesdichtmachen in Sprache und Rhetorik dem aggressiven Tonfall in den “alternativen Medien” sukzessive angenähert haben. Der Verdacht liegt daher nahe, dass Ideologien aus dem Dunstkreis von Brandenburgs Netzwerken direkten Eingang in die Skripte von #allesdichtmachen gefunden haben. Das lässt sich auch sehr gut an dem Aufruf an die Filmschaffenden belegen, in dem im Zusammenhang mit der staatlichen Pandemiepolitik von “Propaganda” gesprochen wird.

via tagesspiegel: Filmbranche und Querdenker Das antidemokratische Netzwerk hinter #allesdichtmachen

#allesdichtmachen – Auf die Fresse

An „#allesdichtmachen“ beteiligte Schauspieler:innen zeigen sich über den Shitstorm entsetzt. Einer der Drahtzieher will ihn hingegen erwartet haben. Der „Tatort“-Regisseur Dietrich Brüggemann steht im Zentrum der Kampagne. Die Aktion „#allesdichtmachen“ sollte wohl den Eindruck erwecken, dass lauter bekannte Schauspieler:innen Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus ablehnen. Doch in den zwei Tagen seit der Veröffentlichung der Clips auf YouTube ist dieses Bild ins Wanken geraten. Fast jeder dritte Beitrag wurde offenbar zurückgezogen, in den sozialen Netzwerken und Interviews gehen Teilnehmende auf Distanz, sie relativieren, sprechen von einem Missverständnis und bitten um Verzeihung. Überraschend ist dabei vor allem, wie überrascht sich manche:r über die deutliche Kritik an der Aktion zeigt. Wieso würden 53 Schauspieler:innen praktisch mit Anlauf in einen Shitstorm springen? Die Antwort auf diese Frage könnte mit Dietrich Brüggemann zu tun haben. Der Regisseur und Drehbuchautor ist in der deutschen Film- und Fernsehszene hoch angesehen, 2019 durfte er sogar beim Europäischen Filmpreis Regie führen. Zugleich ist er bestens vernetzt. Mit einer Reihe von Schauspieler:innen, die an „#allesdichtmachen“ mitgewirkt haben, drehte er zuvor eigene Filme, Richy Müller und Ulrich Tukur etwa spielten Hauptrollen in seinen „Tatort“-Produktionen. Brüggemanns Anteil an der Aktion ist undurchsichtig, aber in der Geschichte über den Shitstorm ist der Filmemacher womöglich eine Schlüsselfigur. Auffällig ist: Wo andere zurückrudern, teilt der 45-Jährige jetzt erst so richtig aus. Am Freitagnachmittag beklagt er gegenüber netzpolitik.org am Telefon ein „alleiniges Regime des Coronavirus“, aus seiner pauschalen Ablehnung der Schutzmaßnahmen macht er keinen Hehl. Mehrere Beteiligte sehen ihn im Zentrum der Kampagne, er selbst hingegen spielt seine Rolle herunter. (…) Richy Müller sagte ntv, er sei von Brüggemann angesprochen worden, mit dem er sehr gern und sehr vertraut zusammenarbeite. „Ich dachte eigentlich, dass er der Kopf der Aktion ist, deshalb habe ich das nicht weiter hinterfragt.“
Der Filmproduzent Bernd Katzmarczyk Wunder, der von München aus arbeitet, erzählte dem NDR-Magazin ZAPP, Brüggemann sei einer von drei Initiatoren gewesen, gemeinsam mit den Schauspielern Jan Josef Liefers und Volker Bruch. Wunder müsste wissen, wovon er spricht – mit seiner Firma steht er im Impressum der offiziellen Website. ZAPP zitiert ihn auch mit der Aussage, er selbst und Brüggemann hätten die Videos in Berlin, München und Wien gedreht und schließlich geschnitten. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland schreibt, der Regisseur habe die meisten der Clips gedreht. Rund zwei Dutzend der Videos, in denen vorwiegend in Berlin lebende Schauspieler:innen auftreten, wurden nachvollziehbar im selben Raum gedreht. Der Wahlberliner Brüggemann räumt grundsätzlich ein, Schauspieler:innen ermuntert zu haben, bei „#allesdichtmachen“ mitzumachen, auch gibt er zu, mehr als nur sein eigenes Video gedreht zu haben – auch wenn nicht sämtliche in Berlin entstandene Videos von ihm gedreht worden seien, etwa weil manche sich selbst mit dem Handy aufgenommen hätten. Auch die Texte, welche die Schauspieler:innen vortragen, stammen teilweise aus seiner Feder. „Irgendwelche Leute haben Textfetzen in die Runde geworfen, dann haben andere Leute was dazu geschrieben“, sagt Brüggemann. Er habe nicht Buch geführt, welchen Text er geschrieben habe und welchen nicht, betont aber: „Ich als Autor und Regisseur bin natürlich in der Lage, etwas dazu beizutragen.“ (…) Auf dem Soundcloud-Profil mit dem Namen „Noisy Nancy“ fand sich ein Song, der mit den folgenden Zeilen beginnt: „Steckt euch euren Polizeistaat in den Arsch, steckt euch eure Maskenpflicht in den Arsch, steckt eure Abstandsregeln in den Arsch, steckt euch eure Hygienemaßnahmen in den Arsch.“ „Noisy Nancy“ ist ein kaum bekanntes Projekt, hinter dem niemand sonst steckt als Dietrich Brüggemann. Bei der Musik handelt es sich offenbar um ein auf „Querdenken“-Demos beliebtes Lied, das er neu aufgelegt hat. Seit seine Autorenschaft bekannt wurde, hat jemand den Track von der Musikplattform Soundcloud entfernt.

via netzpolitik: allesdichtmachen – Auf die Fresse

MJK 69237 Dietrich Brüggemann (Medienboard Party 2020).jpg
Von Martin Kraft – <span class=”int-own-work” lang=”de”>Eigenes Werk</span>, CC BY-SA 4.0, Link

AKTION #ALLESDICHTMACHEN – Nicht mehr ganz dicht…

Bekannte Schauspieler*innen versuchen sich an Satire und ziehen über die Corona-Maßnahmen und die Medien her. Der Applaus von Rechten und Querdenkern kam prompt. Satire soll und darf weh tun und empören, Missstände aufdecken, Mächtigen auf die Füße treten. Satire darf geschmacklos sein. Satire ist wichtig und sie ist in Deutschland zum Glück sehr weit von der Meinungsfreiheit gedeckt. Satire darf auch mal danebengehen. Und so richtig ins warme Braune gegriffen haben die vielen bekannten Schauspielerinnen, die ihre „satirischen“ Videos auf YouTube bei der Aktion Allesdichtmachen (#allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer) veröffentlicht haben. Damit haben sie sich schon einiges an Kritik eingehandelt, auch von Schauspiel-Kolleginnen – und viel Zustimmung geerntet von Braunen, Rechten, Corona-Leugnern und Querdenkern. (…) Nun lebt Satire von der Überspitzung, davon, den Finger in die Wunde zu legen. Aber dieses Nacherzählen der Narrative von „Lügenpresse“-Rufern, Schwurblern und Verschwörungsideologen macht es sich damit zu einfach und ist so wohlfeil wie zynisch. Gerade angesichts der vielen Angriffe auf Journalist*innen bei Querdenker-Demos und der Tatsache, dass Deutschland deswegen diese Woche zwei Plätze im Ranking der Pressefreiheit verloren hat. Damit ist es ein verbaler Schlag ins Gesicht derjenigen, die trotz der Drohungen und Gefahren immer wieder berichten und sich nicht einschüchtern lassen.

via djv: AKTION #ALLESDICHTMACHEN – Nicht mehr ganz dicht…

siehe auch: #allesdichtmachen: Privilegierte Schauspieler wollen sich volksnah zeigen – und scheitern grandios. Wenn über 50 Schauspieler gegen die Corona-Maßnahmen wettern und die Querdenker sie feiern, ist wohl einiges schiefgelaufen. Ein Kommentar von RUHR24-Volontärin Anna Quasdorf. Drei Millionen Menschen starben weltweit bisher an oder mit Covid-19, davon allein 80.000 in Deutschland. Tote, die ohne die derzeitige Corona-Pandemie möglicherweise noch leben würden. Menschen, die ihre Angehörigen noch in ihrem Arm hätten halten können. Umso wütender können einen die über 50 Videos der Aktion #allesdichtmachen machen, die verschiedene Schauspieler am Donnerstagabend (22. April) auf YouTube geteilt haben. Schauspiel-Größen Deutschlands wie Jan Josef Liefers (56) und Heike Makatsch (49) suggerieren in diesen Videos etwas, was sie nicht sind: nah am Volk. „Ich mache nicht auf. Weil ich Verantwortung übernehme für dieses Land. Und es macht mir große Sorgen, dass es da draußen egoistische Leute gibt, die aufmachen wollen“, erklärt Heike Makatsch in ihrem Video. Sie werde jetzt nicht mal mehr dem Paketboten und dem Pizzalieferanten öffnen. Das sei das, was Maßnahmen-Befürworter schließlich wollen, zumindest ihrer Meinung nach. Alles dicht machen: Lob für Schauspieler von Rechten, Querdenkern und Corona-Leugnern
Ulrich Tukur (63) spricht sich hingegen dafür aus, dass die Supermärkte geschlossen werden. Denn wenn die Menschen verhungert seien, könne sich das Virus auch nicht mehr ausbreiten, erklärt er. Ein Schlag ins Gesicht für Menschen, die eine geliebte Person an das Virus verloren haben (…) Ausgesprochen von Schauspielern, die sich nicht in einer Lage befinden, in der sie sich über ihr Leben beschweren sollten. Die Kulturbranche ist innerhalb eines Jahres so gut wie weggebrochen, definitiv. Was jedoch noch weiterhin produziert wird, ist die Krimi-Reihe „Tatort“ in der ARD. Die meisten Schauspieler der Aktion #allesdichtmachen sind eben jene „Tatort“-Darsteller. allesdichtmachen: Schauspieler sind Vorbilder für andere – eine potenziell tödliche Gefahr? Während die Schauspieler vermutlich nun die ganzen Artikel der „gleichgeschalteten Medien“ durchgehen, sitzen sie wohl bequem in ihrem Loungesessel, während der Haushälter oder die Haushälterin das Essen zubereitet. Sie leben in ihrer Luxusvilla – während Ärzte und Pflegekräfte in den Krankenhäusern um das Überleben der anderen kämpfen. Es ist genau die Einstellung der #allesdichtmachen-Schauspieler, die dafür sorgt, dass der Lockdown auch in den nächsten Monaten nicht enden wird. Denn andere Menschen sehen in ihnen Vorbilder. „Also wenn der Liefers oder die Makatsch das so sagt, dann wird das schon richtig sein“, könnten die Gedanken sein. Alles dicht machen: Heike Makatsch will kein Querdenker sein – doch unterstützt sie trotzdem Wegen solchen Einstellungen können Menschen sterben – das scheint ihnen nicht klar gewesen zu sein. Und auch über die Begeisterung bei Querdenkern scheint vorher kein Gedanke verschwendet worden zu sein.; VÖLLIGER REINFALL: WARUM #ALLESDICHTMACHEN SO VON NAZIS & QUERDENKERN GEFEIERT WIRD. NICHT HARMLOSE SATIRE, SONDERN GEFÄHRLICHE FAKE-NARRATIVE. Eine grob misslungene Video-Kampagne mehrerer Schauspieler:innen hat eine große Kontroverse ausgelöst. Die Videos unter dem Hashtag #Allesdichtmachen wollten wohl satirisch die Regierung und die Corona-Maßnahmen kritisieren. Was dabei herauskam, wird jedoch vielfach als „widerwärtig“, „menschenverachtend“ und „Katastrophe“ kritisiert. In Zeiten, in denen professionelle Verschwörungsideolog:innen, Rechtsextreme in den Parlamenten und Hunderttausende in Social Media mit Hass und Lügen manipulieren, ist differenzierte Kritik und Positionierung wichtig. Doch in der „Satire“ lästern die Schauspieler:innen undifferenziert über die Vorsicht vor dem Virus. Wenn undifferenzierte Kritikpunkte satirisch überspitzt werden, kommen aber genau die Argumente heraus, deren sich Querdenker:innen und Rechtsextreme täglich unironisch bedienen. So kann möglicherweise differenzierte Kritik an einzelnen Punkten, wenn sie für dramatische Effekte aus dem Kontext gerissen und übertrieben wird, viel gefährlicher und eindrucksvoller wirken, als sie eigentlich ist. Da sich die Verschwörungsideolog:innen genau dieser Methoden bedienen, ist das Ergebnis von gewollter „Satire“ nicht unterscheidbar von Fake-Narrativen, rechtsradikalen Standpunkten und Fake News der Pandemie-Leugner:innen. (…) In ursprünglich 53 Videos verhöhnen die Schauspieler:innen mehrfach die Opfer des Virus, machen sich lustig über die Menschen, die unter dem Virus und der Pandemie leiden. Sie mokieren sich hämisch über alle, die durchaus die Konsequenz oder Logik der Corona-Maßnahmen kritisch sehen, aber ihre grundlegende Berechtigung aufgrund der wissenschaftlichen Tatsachen akzeptieren und so viel für die Gesellschaft opfern. Das ist zynisch, das ist menschenverachtend. Bei #Allesdichtmachen machen aber nicht nur unbekannte Namen mit, sondern Persönlichkeiten wie Jan Josef Liefers, Nadja Uhl, Wotan Wilke Möhring, Ulrich Tukur, Heike Makatsch, Meret Becker und Volker Bruch. Sie bedanken sich ironisch dafür, dass man heute nur noch „einfache Wahrheiten“ habe, bringen Sätze, die genau so von Neonazis und Querdenker:innen täglich genutzt werden („eine eigene Meinung zu haben ist gerade krass unsolidarisch“). Sie bringen eine Pauschalkritik an den Medien, die von der „Lügenpresse“-Rhetorik der AfD kaum zu unterscheiden ist. Was eigentlich parodiert werden sollte, ist nicht mehr klar. Am Ende sind nur Sprüche von Verschwörungs:ideolog:innen, Wutbürger:innen, AfD und anderen Rechtsextremen zu sehen. (…) Nun die Frage: Viele der Videos bedienen, ob gewollt oder nicht, rechtsradikale und verschwörungsideologische Narrative und Verzerrungen. Sie werden in dieser Szene massiv geteilt und bejubelt. War es Absicht? Ein Indiz für die beunruhigende Antwort „Ja“ ist der Verantwortliche für die Kampagne. Der im Impressum angegebene Bernd W. hatte bereits im Mai 2020 die Pandemie verharmlost und mit einer Grippe gleichgesetzt. Er sah es in einigen Posts als unsinnig an, einen Mundschutz zu tragen. Später schrieb der „Autor und Regisseur“ über Karl Lauterbach: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Klappe halten“. Karl Lauterbach lag übrigens meistens richtig mit seinen Aussagen (Quelle). Auch soll er Befürworter:innen von Corona-Maßnahmen als „Coronazis“ bezeichnet haben. Mehr hat Daniel Laufer von Netzpolitik herausgefunden (mehr dazu).

Infoteil: Wen kannste dir künftig schenken?
Volker Bruch – Jan Josef Liefers – Peri Baumeister – Ken Duken – Felix Klare – Nina Gummich – Martin Brambach – Kathrin Osterode – Miriam Stein – Jörg Bundschuh – Inka Friedrich – Cem Ali Gültekin – Trystan Pütter – Meret Becker – Maxim Mehmet – Samia Dauenhauer – Nicholas Ofczarek – Nadine Dubois – Heike Makatsch – Richy Müller – Ulrich Tukur – Katharina Schlothauer – Kostja Ullmann – Tina Maria Aigner – Bernd Gnann – Markus Gläser – Wotan Wilke Möhring – Vicky Krieps – Ben Münchow – Werner Eng – Gianna Valentina Bauer – Joseph Bundschuh – Nadja Uhl – Claudia Rippe – Christian Ehrich – Ulrike Folkerts – José Barros – Manuel Rubey – Karoline Teska – Thorsten Merten – Brambach & Sommer – Pasquale Aleardi – Kea Könneker – Jeana Paraschiva – Ramin Yazdani – Nina Proll – Jens Wawrczeck – Dietrich Brüggemann – Monika Anna Wojtyllo – Roland Düringer – Christine Sommer – Alexandra Marinescu – Hanns Zischler
(quelle: archive.is)

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