Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AP findet an allen Ecken des Ortes außerhalb von Kiew Zeugnisse der dort verübten Gräueltaten. Bewohner berichten, dass die russischen Soldaten immer brutaler und erbarmungsloser wurden, je länger der Krieg dauerte. Am Eingang eines Hauses in einem ruhigen Wohnviertel von Butscha liegt eine alte Frau in einem Pelzmantel mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Neben der Leiche bellt aufgeregt ein Hund. Im Inneren des Hauses liegt eine andere ältere Frau tot unter dem Küchentisch. Wie und warum die beiden sterben mussten, weiß in der Gegend keiner. Nachbar Serhij sagt, die Leichen lägen schon seit dem 5. März dort. Er glaubt, ein russischer Scharfschütze habe die beiden Frauen aus der Ferne erschossen. Berichte aus Butscha: Russische Soldaten feuerten wahllos auf Zivilisten? Ihre Geschichte ist nur eine von vielen, die möglicherweise nie ganz aufgeklärt werden wird. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AP sprach auf dem Weg durch Butscha mit zwei Dutzend Menschen, die die russische Belagerung miterlebt haben. Viele von ihnen berichteten, dass russische Soldaten teils wahllos auf Zivilisten gefeuert hätten, dass sie mit zunehmender Dauer des Krieges immer brutaler geworden seien und jegliche militärische Disziplin fahrengelassen hätten. Die Frage, die die Bewohner umtreibt, genauso wie Ermittler, die die Verbrechen aufklären sollen, und letztlich die ganze Welt, ist die nach dem Warum. (…) Am Ende, berichtet der 24-jährige Roman Skytenko, hätten die russischen Soldaten jegliche Disziplin verloren und ihrer Grausamkeit freien Lauf gelassen. Sie hätten Granaten in Keller geworfen, Leichen in Brunnen gekippt. In einem Altenheim wurde die Leiche eines alten Mannes gefunden, der offenbar starb, weil sich niemand mehr um ihn gekümmert hatte. Vor der Tür lag eine erschossene Leiche, möglicherweise, die Person, die ihn betreut hatte. Seit dem Abzug der Russen werden die Leichen eingesammelt, die auf den Straßen liegen, oder in Massengräber geworfen wurden. Am vergangenen Mittwoch berichtete Bürgermeister Anatolij Fedoruk von 320 bestätigten Todesopfern, seitdem wurden aber Dutzende weitere Leichen geborgen.
via rnd: Auf den Spuren des Horrors von Butscha