Mit offener Queerfeindlichkeit reagiert die AfD auf die olympische Eröffnungsfeier – und wittert einen Anschlag auf das Christentum. Dabei hatte der kritisierte Showpunkt rein gar nichts mit dem Christentum zu tun. Am Wochenende zeigten führende AfD-Politiker*innen in sozialen Netzwerken ihre Abneigung gegen die Darstellung von Dragqueens bei der Eröffnungsfeier der olympischen Spiele am Freitagabend. (…) Noch schriller war freilich die Ablehnung in der AfD auf dem Portal X (früher Twitter): “Ekelhafter hätte es selbst das woke Deutschland nicht hinbekommen!”, giftete Martin Reichardt, der familienpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion. Die Vize-Fraktionschefin Beatrix von Storch ergänzte: “Erst dieser Haufen Transen und dann die Verhöhnung der gesamten Christenheit. Was sind das für Leute, die sowas inszenieren?” Der bayerische Landtagsabgeordnete Hans Schmid schrieb: “Freunde, es ist das Mindeste, die Olympischen Spiele ab jetzt zu boykottieren! Linksextrem, wer das nur eine Sekunde schaut.” Und der frühere baden-württembergische AfD-Kandidat Johann Martel ergänzte: “Lobpreis der totalen Perversion, bezahlt vom Steuerzahler.”
siehe dazu auch: Katholiken empören sich zu Unrecht: Dragqueens haben nicht das Abendmahl dargestellt. Der Streit in Frankreich offenbart Unkenntnis Rechtsextremer und Kirchenoberhäupter in griechischer Mythologie und heidnischer Kultur. Nein, es war nicht das letzte Abendmahl, das Dragqueens bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am Freitagabend vorgeführt haben. Diese Szene soll die religiöse Gefühle mancher Katholiken verletzt haben. Frankreichs Bischöfe sprachen von einer Verhöhnung des Christentums. Rechtsextreme von Frankreich über Italien und Luxemburg bis nach Russland nutzten es politisch aus. Mittlerweile haben aber Spezialisten der Mythologie und Kunstgeschichte, etwa der französische Anthropologe Jean-Loïc Le Quellec (auf Facebook), und auch der Regisseur der Eröffnungsfeier Thomas Jolly (auf BFM-TV) die Dinge in ein ganz anderes Licht gerückt. Sie haben dabei die Ignoranz der Rechtsextremen in Sachen griechische Mythologie, keltisch-römische Götterverehrung und alteuropäischer Naturglauben entlarvt. In der dargestellten Szene handelt es sich absolut nicht um „Das Letzte Abendmahl“, so wie es Leonardo Da Vinci (1452-1519) in seiner Freske (1494–1498) im Refektorium des Mailander Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie dargestellt hat, sondern um „Das Festmahl der Götter“ des niederländischen Malers Jan Van Biljert aus Utrecht (1598-1671). Dieses Gemälde befindet sich im Musée Mangin in Dijon. Warum ist es „Das Festmahl der Götter“? Weil nur dieses Bild in den Kontext der Olympischen Spiele passt. Die Götter des Olymps feiern die Hochzeit von Thetis und Peleus, und in der Mitte des Tisches befindet sich nicht Christus, sondern der gekrönte Apollon als Sonnengott. Im Vordergrund liegt derweil Bacchus-Dionysos. In der griechischen Klassik wurde Helios mit Apollon gleichgesetzt, und der Apollon in der Szene bei der Eröffnungsfeier ist auch so dargestellt – mit Sonnenstrahlen am Kopf. Und da schließt sich ein weiterer Kreis zu Olympia und zum olympischen Feuer.