Mehr als Training? Ein “Straßenkampf”-Seminar in Lützelbach deutet auf eine Vernetzung mit der verschwörungsideologischen Szene hin. Geleitet wurde es von einem mutmaßlichen “Reichsbürger”. Die Gemeinde fühlt sich getäuscht, der Staatsschutz ermittelt. Es geht darum, wie man Gegner am besten in die Angst treibt. Es geht um Straßenkampf und wie man vom “Opfer zum Gegner” wird: Im April soll es bei einem “Straßenkampf-Wochenend-Seminar” in der Mehrzweckhalle im Lützelbacher Ortsteil Rimhorn (Odenwald) genau zu solchen Übungen gekommen sein. Zu dem Seminar wurde in einer regionalen Odenwälder Gruppe des Messengers Telegram eingeladen. Ein Wochenende lang könne man die “härteste Form der Verteidigung” lernen. Über 35 Personen aus Südhessen, Bayern und Sachsen nahmen nach hr-Recherchen diese Einladung an und zahlten den Preis von 95 Euro. Einige von ihnen sind dafür bis zu fünf Stunden mit dem Auto angereist. Als erstes hatte das Recherchenetzwerk “Rhein-Main Rechtsaußen” auf seiner Internetseite auf die Veranstaltung hingewiesen. Straßenkampf für Anfänger Der martialische Eindruck des Flyers, der zum Seminar einlud, dürfte jedoch spätestens bei der Ankunft der Teilnehmer in Lützelbach verschwunden gewesen sein. An der unscheinbaren Mehrzweckhalle der rund 7.000 Einwohner zählenden Odenwälder Gemeinde sammelten sich Menschen mittleren Alters, auch Senioren nahmen teil. Sie trainierten, wie man sich von Griffen löst oder Schläge blockt. Auch mit einem Kubotan, einer Selbstverteidigungswaffe für den Nahkampf, wurde geübt. (…) Eine nähere Betrachtung der Organisatoren lässt eine Vernetzung mit der verschwörungsideologischen Szene vermuten. “Euer Trainer Frank besitzt 25 Jahre Kampferfahrung”, heißt es auf dem Flyer des Seminars. Neben seiner von ihm angegebenen Kampferfahrung besitzt Frank Müller aus Ludwigshafen auch jahrelange Erfahrung mit Verschwörungstheorien. Mit “Metropolnews” und “Metropol Chronicles” unterhält er ein sogenanntes alternatives Nachrichtennetzwerk, dem auf Telegram über 11.000 Nutzer folgen. In seinem Videoblog “Zukunftskompass” kommentiert er tagesaktuelle Nachrichten und erreicht damit bis zu 15.000 Menschen. Auf seiner Webseite veröffentlicht er Kommentare, die Deutschland als “illegale BRD-Besatzungsverwaltung” sehen, die “durch die Marionetten der angelsächsischen Geld-Elite” kontrolliert werden. Das “Deutsche Reich” sei der “Schlüssel für unsere Zukunft”. Das Grundgesetz wird noch immer als eine “Notgesetzgebung in einem besetzten Gebiet” betrachtet. Für den Verfassungsschutz sind das typische Phrasen der sogenannten “Reichsbürger”-Bewegung, die die Existenz der Bundesrepublik und deren Souveränität leugnen. Mit sogenannten “Zukunftsgesprächen mit Frank” bietet er persönlich auch Seminare in ganz Deutschland an. Das “Straßenkampf”-Seminar könnte also ein neues Geschäftsmodell zur Verbreitung von Verschwörungsideologien sein.

via hessenschau: Verschwörungstheorie trifft Selbstverteidigung Mutmaßlicher “Reichsbürger” trainiert Straßenkampf im Odenwald

siehe dazu auch: Reichsbürger trainieren »Straßenkampf« im Odenwald Am 27. und 28. April 2024 fand in der Mehrzweckhalle in Lützelbach-Rimhorn (Odenwaldkreis) ein nicht-öffentliches »Straßenkampf«-Seminar der Reichsbürger-Szene statt. In dem durch diverse Telegram-Gruppen aus dem Spektrum der rechten Verschwörungsszene kursierenden Info-Flyer hieß es: »Straßen-Kampf ist die härteste Form der Verteidigung. Wir bleiben nicht in der Defensive. Wir wehren uns sehr effektiv und hart. Wir zeigen Euch, wie man Gegner in die Angst treibt.« Organisiert wurde das zweitägige Wochenendseminar von der bekannten Reichsbürger-Aktivistin Gabriele Blank aus Groß-Umstadt (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Als »Trainer« fungierte der Esoteriker und Reichsbürger Frank Müller aus Ludwigshafen. Müller besitze nach eigenen Angaben »25 Jahre Kampferfahrung« und trainiere »auf der ganzen Welt mit den unterschiedlichsten Kämpfern«. Er sei »spezialisiert auf effektiven Nahkampf«. 95 Euro ließ sich Müller für die Teilnahme an dem Seminar pro Person bezahlen. Angesichts der Tatsache, dass unklar ist, welche Fähigkeiten und Qualifikationen in Sachen Kampfsportausbildung er tatsächlich hat, ist dies ein stolzer Preis. Möglicherweise ist dies nur eine neue Geschäftsidee der Reichsbürger-Szene, die für ihre dubiosen bis betrügerischen Geschäftspraktiken bekannt ist.


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