Nirgendwo erhielt die AfD so viele Stimmen wie im Landkreis Görlitz. Viele junge Menschen wählten hier rechts. Wie geht es denen, die sich dagegenstemmen? (-…) Die AfD bekam im Landkreis Görlitz, in dem auch Zittau liegt, bei Kommunal- und Europawahl so viele Stimmen wie sonst nirgendwo in Deutschland. Alena und Lothar sind 17, Johanna ist 16. Alle drei haben das erste Mal gewählt. Geschockt seien sie nicht, bedrückt treffe es eher. Und aktuell vermissten sie die Schule ein bisschen, denn dort könnten sie so was immer gut und offen besprechen. Gerade sind sie im Praktikum: zwei im Gastrobereich, eine beim Tierarzt. „Und da ist natürlich völlig klar, dass viele Kollegen die AfD gewählt haben, und mit denen will man es sich nicht verscherzen“, sagt Johanna. „Ich mag die ja auch alle.“ Wenn nicht gerade Praktikum ist, gehen die drei zusammen auf die Schkola, eine Schule mit alternativem Lernkonzept: flache Hierarchien, weltoffene Ausrichtung. Rechtsextreme Mitschüler seien da kein Thema. Bei einer Mädchengruppe, die in der Zwischenzeit dazugestoßen ist, sieht das anders aus. Sie sind nicht im Praktikum und mussten am Vormittag im Deutschunterricht mit einem ihrer Klassenkameraden rumdiskutieren. „Unsere Lehrerin hatte gefragt, ob wir Mitteilungsbedarf hätten, und der Typ meinte dann, dass ihm die queere Szene extrem auf den Keks geht und heterosexuelle Menschen in ihrer Daseinsberechtigung eingeschränkt werden. Und dass man endlich die Grenzen zu Polen und Tschechien zumauern muss.“ Es sei nur dieser eine Schüler gewesen, aber auch wegen Leuten wie ihm seien sie heute hier. Kooperation zwischen Linken und AfD Als sich dann um 18 Uhr zwei junge CSD-Organisator:innen auf eine Bank vor dem Rathaus stellen und an die Dutzenden Zu­hö­re­r:in­nen appellieren, hier und heute den Mut nicht zu verlieren, beginnt zeitgleich auf der anderen Seite des Rathauses ein Hupkonzert. Niemand hebt auch nur die Augenbraue, es ist schließlich Montag. Seit Jahren schon versammeln sich auf der Rückseite Hunderte Rechte und hetzen gegen die Regierung, Einwanderer, das System. Wie an so vielen anderen Orten in Sachsen, hat sich auch hier der ehemalige Protest gegen die Coronamaßnahmen radikalisiert.

via taz: Rechte Jugend in Ostdeutschland :An der Grenze


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