Neue Details zu dem Skandal-Video von Sylt zeichnen ein genaueres Bild der Partygruppe. Ihr Gesang von ausländerfeindlichen Parolen an Pfingsten hatten für Empörung gesorgt. Der taz liegen nun weitere Urlaubsvideos der Beteiligten vor. Sie zeichnen das Bild eines Milieus, das protzt, prahlt, feiert – und wohl meint, sich auch Rassismus leisten zu können. (…) Einige Beteiligte wurden danach entlassen, manche entschuldigten sich. Medien berichten bundesweit. Dass zu dem Lied „L’Amour toujour“ ausländerfeindliche Parolen gesungen werden, hat sich zu einem hässlichen Trend entwickelt. Die Nazi-Version wurde am Pfingstmontag auch auf dem Schützenfest in Löningen im Landkreis Cloppenburg gesungen sowie am Freitag auf dem Bergkirchweih in Erlangen. Auch auf Sylt war über Pfingsten der rassistische Fall im Pony Club nicht der einzige. Im Luxus-Club „Rotes Kliff“ wurden ebenfalls die Parolen zu dem Song gegrölt, wie die Betreiber mitteilten. taz-Recherchen zeigen entgrenztes Oberschicht-Milieu Das Video aus dem Pony sorgt allerdings für besonders breite Empörung. Weil es verdeutlicht, dass rassistische Äußerungen kein Phänomen allein von saufenden Neonazis oder Dorfprolls sind – und vielleicht auch, weil sich die sogenannte Mitte heimlich entlastet fühlt: Hier grölen keine Normalverdiener, sondern Leute, die zum Klischee einer reichen Oberschicht passen. Recherchen der taz geben nun ein noch klareres Bild von dem Milieu und der Gruppe, die da unterwegs war. Es sind Unternehmensberater, Influencer, Werber, Manager, Wirtschaftsdozenten – aus München, Coburg, Hamburg. Die Sylt-Ausflüge scheinen Tradition zu haben. Der taz liegen zwei weitere Videos vor, die ihre Reisen auf die Insel dokumentieren, eines aus diesem Jahr, eines aus dem letzten. Beide Clips wurden direkt aus dem Netz entfernt, nachdem das Skandalvideo die Runde gemacht hatte. Der taz liegen Sicherungen vor. Champagner in Strömen und Rolex-Vergleich Eine Aufnahme hat die Frau, die in dem Skandalvideo in Großaufnahme zu sehen ist, bei Tiktok veröffentlicht. Es zeigt sie bei Reitausflügen, im Strandkorb vor dem Restaurant Sansibar, bei Partys auf der Terrasse des Pony Clubs und der Strandbar „Buhne 16“ in Kampen. Der Champagner fließt in Strömen, wird verspritzt oder sich gegenseitig in den Mund gegossen. Entleerte Flaschen stapeln sich eimerweise neben den Tischen. In mehreren Szenen wiederzuerkennen: ein Mann aus München, der sich bei Instagram selbst „Fashion-Influencer“ nennt, sein Kumpel sowie eine weitere Frau – alle drei sind auch auf dem Skandal-Video zu sehen und grölen mit. (…) Nach taz-Informationen gehörte zu der Reisegruppe auch ein Mann, der Manager bei Vodafone Deutschland und Dozent an der Uni Coburg ist. Er ist auch in dem aktuellen Skandalvideo in einem Kapuzenpullover einer Luxusmarke zu sehen, Neupreis: über 1.000 Euro. Er äußerte sich nicht auf Anfrage der taz. (…) Als an Pfingsten 2024 die rassistischen Parolen gerufen werden, sieht man auf dem Video, wie er daneben steht und zur Musik wippt. Er singt nicht mit, schreitet aber auch nicht ein. Die Hochschule Coburg erklärte auf Instagram, der Sachverhalt werde untersucht und entsprechende Konsequenzen gezogen. Vodafone Deutschland schrieb in dem Netzwerk, die genannten Vorfälle würden intern vollumfänglich geprüft.

via taz: Neue Details zu Skandal-Video von Sylt :Champagner, Rolex und Rassismus