Zehntausende Binnenflüchtlinge drängen in die „Schutzzone“ al-Mawasi. Doch mitten im sandigen Nirgendwo fehlt es an allem: an Zelten, Wasser, Nahrung, sanitären Anlagen. Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der humanitären Katastrophe. Bis zu 1,9 Millionen Menschen, schätzt das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA), sind in Gaza seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober und dem darauffolgenden Krieg vertrieben worden. Zum Vergleich: Hamburg hat etwa 1,8 Millionen Einwohner. Der Gazastreifen war vorher schon eine der am dichtesten besiedelten Gegenden der Welt. Jetzt, da es kaum noch Gebiete dort gibt, die den Menschen zumindest ein wenig Schutz bieten, drängen sich die Menschen auf einem Bruchteil der Fläche, ohne Zugang zu Wasser, Nahrung, sanitären Anlagen und Medikamenten. Die UN-Einrichtungen können nicht mehr alle Vertriebenen aufnehmen und versorgen. Stellenweise teilen sich bis zu 1000 Menschen eine Toilette. Für Trinkwasser und Holz müssen sie mehrere Kilometer laufen. Das israelische Militär hat einen schmalen Streifen an der Küste im Süden zu einer humanitären Zone erklärt: Al-Mawasi, etwa 14 Kilometer lang und einen Kilometer breit, ungefähr so groß wie ein Flughafen. Al-Mawasi liegt mitten im Nirgendwo, hier gibt es kein fließendes Wasser, keine Toiletten oder Geschäfte für Lebensmittel oder Medikamente – und doch fordert die israelische Armee 2,2 Millionen Menschen auf, sich zum eigenen Schutz hierhin zu begeben. In die „safe zone“ al-Mawasi. Hilfsorganisationen nennen das Versprechen der Israelis, humanitäre Zonen zu schaffen, ein „grausames Trugbild“. Bereits vor einem Monat erklärten die Vereinten Nationen, dass diese Zonen weder sicher noch humanitär seien, wenn sie einseitig zu solchen erklärt werden. Der Ort, an den Menschen nach einer Evakuierung gebracht werden, müsse nach internationalem Recht über ausreichende Ressourcen zum Überleben verfügen – etwa medizinische Versorgung sowie Zugang zu Lebensmitteln und Wasser.

via sz: Humanitäre Lage im Gazastreifen Flucht ins Nichts