Im Prozess gegen Familie N. aus Colditz hat das Landgericht Leipzig die Angeklagten zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Doch der Prozess hat noch mehr Erkenntnisse zu den Machenschaften der Familie gebracht. Außerdem bleibt die Frage: Wie sieht die Lage nach der Razzia und dem Urteil in Colditz aus – und wie geht es dort weiter? Der weiße Lieferwagen fährt heran, während der MDR in Colditz auf dem Marktplatz gerade Anwohner zu drei stadtbekannten Neonazis befragt. Der Mann hinter dem Lenkrad hält das Auto direkt vor der Kamera und ruft aus dem Seitenfenster: “Packt eure Dreckskamera ein und verschwindet aus unserer Stadt, ihr Wichser!” Auch der Pöbler gehört zur rechtsextremen Szene. Einstellungen wie seine sind es, die manchen in der sächsischen Kleinstadt resignieren lässt – noch immer und trotz einer Verurteilung von drei Männern aus der Szene. Nach sieben Prozesstagen fiel Ende November die Entscheidung am Landgericht Leipzig: Wegen gemeinschaftlichen Handels mit Crystal sind drei Männer aus Colditz zu Haftstrafen verurteilt worden. Vater Ralf N. erhielt vier Jahre, seine beiden Söhne Uwe und Andreas drei. Bei den Männern hatte der Zoll im Frühjahr 5,5 Kilo Crystal gefunden. Den Großteil im Keller von Andreas, den Rest auf dem Schrottplatz der Familie. Außerdem wurden auch scharfe Waffen entdeckt. Weil sowohl die Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft auf Rechtsmittel verzichteten, ist das Urteil rechtskräftig. Die Männer kamen aus der Untersuchungshaft frei und müssen Anfang 2024 ihre restliche Strafe antreten. Im Prozess ging es um Drogen, die Verstrickungen der N.’s in die Neonazi-Szene spielten keine Rolle. Dennoch erklärte der Anwalt im Auftrag von Ralf N. mehrfach, sein Mandant und dessen Söhne würden von den Medien zu Unrecht in die rechtsextreme Ecke gestellt. Am Abend ihrer Entlassung feierten Vater N. und Sohn Uwe in einer Gaststätte in Colditz mit Familie und Freunden. Davon liegt MDR Investigativ ein Foto vor. Darauf sind neben den beiden Verurteilten auch drei langjährige Neonazis aus Colditz und Leisnig zu sehen. Der Mann ist wegen einschlägiger Straftaten polizeibekannt und saß auch schon mehrfach im Gefängnis.

via mdr: NACH DEM COLDITZ-PROZESS Die Angst vor den Neonazis in Colditz bleibt