Mit fingierter Social-Media-Empörung und gezielten Downloadappellen kreiert das rechtsextreme Raplabel NDS Aufmerksamkeit. Seine Künstler treten zunehmend radikal auf. (…) Auch in Deutschland hat es sich für Musiker der extremen Neuen Rechten als effektiver herausgestellt, ideologische Widersprüche mit dem künstlerischen Erbe zu ignorieren. Lange war die Neonaziszene skeptisch gegenüber Rapmusik, hörte lieber die rechtsextremistischen Ableger von Black Metal und Punkrock. Inzwischen hat Deutschland jedoch eine relevante Szene rechtsextremistischer Rapper. Dahinter steckt Strategie: “Hip-Hop ist noch lange nicht beliebt bei jedem”, sagt der Rapper Proto in einem YouTube-Livestream, “aber es spricht nun mal die Jugend an.” Proto, ehemals Prototyp, und sein Kollege MKD, kurz für MaKss Damage, veröffentlichten am 17. November das Album Weiß, männlich, kampfbereit. Am selben Abend schrieben sie auf Telegram, sie hätten Platz drei der iTunes-Charts erreicht. Dabei ist von keinen der offiziellen Charts die Rede, die in Deutschland von der Firma GfK im Auftrag des Bundesverbands Musikindustrie ermittelt werden. Die Rapper nutzen Screenshots von Downloadplattformen mit dem Ziel, “einen Skandal zu erzeugen”, wie MaKss Damage selbst in einem Telegram-Video sagt, das zu weiteren Käufen auf iTunes aufruft. Inzwischen ist das Album von allen relevanten Onlinemusikplattformen entfernt worden, ein Skandal blieb aus. Dennoch zeigt der Fall, welche Strategien Proto, MKD und ihr Label NDS Records verfolgen. Die Plattenfirma ist im sächsischen Weifa bei Bautzen beheimatet und tauchte 2022 im Jahresbericht des sächsischen Verfassungsschutzes auf. NDS steht für “Neuer Deutscher Standard”. 2019 erschien ein gleichnamiges Album von Proto und dem rechtsextremistischen Rapper Chris Ares. Ares, bürgerlich Christoph Aljoscha Zloch, hatte das Label ursprünglich mithilfe von Arcadi gegründet, einem Verlag und Onlineshop, den es inzwischen nicht mehr gibt. Auch er wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Proto heißt eigentlich Kai Naggert. Wie Ares und andere mit NDS Records assoziierte Musiker war er bei der Identitären Bewegung aktiv

via zeit: Rap und Rechtsextremismus : Kampf auf allen Plattformen