Keine Willkommenskultur: Viele Expats empfinden die Deutschen als wenig aufgeschlossen. Der Arbeitsmarkt braucht dringend Fachkräfte, doch eine Befragung internationaler Expats zeigt: Die Deutschen sind als Gastgeber äußerst unbeliebt. Im Länder-Ranking landet Deutschland auf Rang 49 von 53. Ökonominnen und Ökonomen sind sich einig: Wenn Deutschland den zunehmenden Fachkräftemangel in den Griff bekommen will, braucht es Verstärkung von außen. 1,5 Millionen Zuwanderer pro Jahr seien allein nötig, um die Zahl der Arbeitskräfte konstant zu halten, hat die Ökonomin Monika Schnitzer gerade erst wieder gesagt. Dafür brauche Deutschland dringend eine „Willkommenskultur“, betont Schnitzer, die den Rat der Wirtschaftsweisen leitet. Doch genau diese Willkommenskultur geht den Deutschen offenbar weitgehend ab. Das zeigt ein aktueller Report der Organisation InterNations, einem weltweiten Netzwerk von Expats, also im Ausland lebenden und arbeitenden Menschen. Demnach ist Deutschland für Expats eines der unattraktivsten Länder der Welt: Im Ranking von 53 Gastgeberländern landete Deutschland auf Platz 49. (…) In Deutschland wurden rund 1000 ausländische Expats befragt, wobei die Befragten tendenziell eher zu den gut Ausgebildeten gehören. Viele von ihnen haben sich auf eigene Initiative eine Stelle in Deutschland gesucht und arbeiten in Branchen wie IT, Produktion und Ingenieurwesen oder im Finanzsektor. Die Auswertung der Ergebnisse zeigt: In Deutschland fällt es den Befragten besonders schwer, sich einzuleben und sozialen Anschluss zu finden. So sagen hierzulande 55 Prozent der Befragten, es sei schwer, mit Einheimischen Freundschaften aufzubauen – in anderen Ländern sagen das nur 36 Prozent. 32 Prozent der Expats haben in Deutschland kein persönliches soziales Netzwerk (weltweit 24 Prozent). Besonders erschreckend: 30 Prozent finden, dass die Deutschen generell nicht freundlich zu ausländischen Mitbürgern sind. Auch dieser Wert ist deutlich höher als in anderen Ländern – weltweit liegt der Wert lediglich bei 18 Prozent. Im Ergebnis fühlt sich jeder dritte Expat in Deutschland nicht zu Hause, weltweit ist es nur jeder Fünfte. (…) Die Bundesregierung hat zuletzt ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz durchs Parlament gebracht, das die Hürden für ausländische Arbeitskräfte senken soll. Allerdings sind die Hindernisse nicht nur formaler Art, wie die Expat-Insider-Studie zeigt. Vor allem in den sozialen Aspekten einer Willkommenskultur – Freundlichkeit und Offenheit – schneidet Deutschland seit Jahren schlecht ab.
via capital: Rassistisch und provinziell: Expats geben Deutschland vernichtendes Zeugnis