Für den Fall eines sich ausweitenden Konfliktes mit dem Westen bereitet Russland die Sabotage von Offshore-Windparks, unterseeischen Gasleitungen und Seekabeln in Nord- und Ostsee vor. Das ist das Ergebnis einer Recherche der öffentlichen Rundfunkanstalten Skandinaviens. Die Recherchegruppe von DR (Dänemark), SVT (Schweden), NRK Norwegen und Yle (Finnland) hat versucht, Routen und Aktivitäten sogenannter “Dark Ships” in Nord- und Ostsee zu rekonstruieren. Solche “dunklen Schiffe” fahren inkognito. Sie senden weder Positionen noch Daten, die Rückschlüsse auf den Zweck ihres Einsatzes geben könnten. Den Journalisten ist es schließlich gelungen, mit Hilfe von Protokollen des Funkverkehrs der russischen Flotte die Kurse einzelner Schiffe nachzuzeichnen, da sie in unregelmäßigen Abständen ihre Positionen an die Flottenbasis senden. Nord-Stream-Anschläge: “Da gingen viele seltsame Dinge vor sich” Aus den staatlichen Untersuchungen zu den Nord-Stream-Anschlägen sickert nur wenig durch. Erkenntnisse von unabhängigen Datenanalysten werfen allerdings neue Fragen auf. “Admiral Wladimirsky”: Ein Forschungsschiff als Ausforschungsschiff Ein Beispiel ist Seereise der “Admiral Wladimirsky” im November vergangenen Jahres. Offiziell ist es ein Forschungsschiff, aber es wird nach Erkenntnissen von Danmarks Radio auch für Spionage-Zwecke eingesetzt. Mit Hilfe des Funkverkehrs der “Admiral Wladimirsky” wurde die Route des knapp 150 langen Schiffes schließlich sichtbar. Sie führte von Sankt Petersburg durch die Ostsee, an Mecklenburg-Vorpommern vorbei, über das Kattegat, weiter bis an die schottische Küste und zurück nach Kaliningrad – dem Hauptsitz der Baltischen Flotte. Stopps an mehreren Windparks Das russische Meeresexpeditionsschiff “Admiral Vladimirsky” (Aufnahme vom Juni 2020) wird offenbar auch zur Spionage eingesetzt. Dabei steuerte die betagte “Admiral Wladimirsky” mehrere Windparks an, um sich teilweise mehrere Tage in deren Nähe aufzuhalten. Der dänische Militäranalytiker Jens Wenzel Kristoffersen von der Universität Kopenhagen vermutet, dass das vermeintliche Forschungsschiff damit beauftragt war, die Infrastruktur von Windparks zu erkunden, um Stellen zu finden, an denen sie deren Infrastruktur treffen könne, so der ehemalige Kommandant in der dänischen Marine gegenüber Danmarks Radio. GUGI-Programm für Sabotage am Meeresboden Der Recherchegruppe von DR, NRK, SVT und Yle hat auch die öffentlich zugänglichen Schiffsverkehrsdaten der vergangenen zehn Jahre ausgewertet. Dabei sind 50 russische Schiffe aufgefallen, die in Verbindung mit Spionagemissionen stehen könnten. Nach Erkenntnissen der Journalisten werden die gesammelten Daten der verschiedenen Schiffe auch dazu benutzt, um ein Programm namens GUGI durchzuführen. GUGI dient angeblich dazu, die Sabotage von westlicher Infrastruktur am Meeresboden vorzubereiten.
via ndr: Russlands Spionage-Schiffe: Sorge vor Unterwasser-Sabotage