Die erste Grundlagenstudie zu strukturellem Rassismus in der Schweiz zeigt: Er ist weit verbreitet – bis in die Mitte unserer Gesellschaft Angenommen, zwei Frauen bewerben sich auf dieselbe Stelle. Sie schreiben die gleiche Bewerbung und haben die exakt gleichen Qualifikationen. Einziger Unterschied: Der Name. Die eine Frau heisst Fabienne Kälin, die andere Frau heisst Shpresa Krasniqi. Forschende haben genau dieses Experiment gemacht und fiktive Bewerbungsmappen verschickt. Das Resultat ist deutlich: Fabienne Kälin hat die besseren Chancen, zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. «Das Vorstellungsgespräch ist nur die erste Hürde bis zu einer tatsächlichen Einstellung – aber schon da gibt es eine eindeutige Benachteiligung. Wer etwa einen albanisch klingenden Namen hat, muss bei gleicher Qualifikation 30 Prozent mehr Bewerbungen schreiben, bis es klappt», erklärt Denise Efionayi. Die Soziologin ist Vizedirektorin am Schweizerischen Forum für Migrationsstudien an der Universität Neuchâtel. Sie hat die Grundlagenstudie zu strukturellem Rassismus in der Schweiz geleitet. Wer bekommt die Wohnung? Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Bewerbungen für die Wohnungssuche. Im Rahmen eines Feldexperimentes verschickten Forscher und Forscherinnen erfundene Anfragen für Wohnungsbesichtigungen. Der Text der Anfrage war immer derselbe, aber jeweils mit einem anderen Namen versehen. Passend zum Thema Hinweis auf einen verwandten Artikel: Expertengruppe zu Rassismus Schweiz weist Rassismus-Vorwürfe der UNO zurück 03.10.2022 Mit Video Auch hier zeigte sich: Ein Manuel oder eine Stefanie wird deutlich häufiger zur Wohnungsbesichtigung eingeladen als ein Ardit oder eine Dragana. Das gilt auch dann, wenn beide einen Schweizer Pass besitzen. Was auffällt: Menschen mit Namen aus Nachbarländern werden nicht benachteiligt, auch wenn sie nur einen C-Ausweis und keinen Pass haben. «Rassismus wird häufig mit Migration vermischt. Dabei kann Rassismus ganz viele Leute betreffen – und eben auch diejenigen, die einen Schweizer Pass haben und seit Generationen hier leben.»
via srf: Grundlagenstudie zu Rassismus – Fabienne bekommt die Wohnung eher als Shpresa – und den Job