Es ist die 214. Woche von Greta Thunbergs freitäglichem Schulstreik fürs Klima, wie ihr Protestschild vom Freitag wissen ließ. Diesmal lächelten um die schwedische Aktivistin noch acht Mit­strei­te­r:in­nen von dem Foto, das sie in den sozialen Medien verbreitete. Die Zeiten, in denen Thunberg wie eingangs vor vier Jahren allein vor dem schwedischen Parlament saß, sind vorbei. Die Zeiten, in denen Fridays for Future wie 2019 Millionen von Menschen auf die Straße trieb, allerdings auch – und das trotz Rekordsommer mit Waldbränden, Dürre und leeren Flussbetten. Für den Freitag hat Fridays for Future zum globalen Streik aufgerufen, die elfte weltweite Aktion der Bewegung. Auch wenn die Proteste für eine ausreichende Klimapolitik nicht mehr so groß sind wie einst, kamen teils mehr Menschen als erwartet. In Berlin hatten die Veranstalter zum Beispiel nur 8.000 Klimastreikende angemeldet. Bei der Polizei war nachmittags von 22.000 die Rede, die auf dem Invalidenplatz vor dem Bundeswirtschaftsministerium zusammengekommen seien. Das wäre ungefähr ein Zehntel derer, die 2019 in der Hauptstadt protestierten, als über ganz Deutschland verteilt sogar 1,4 Millionen Menschen auf der Straße waren. Die Aktivistin Luisa Neubauer sprach am Nachmittag auf Twitter aber sogar von 36.000 demonstrierenden Berliner:innen. Forderung: 100 Milliarden Euro fürs Klima Tagelang hatten hier zuvor die Ak­ti­vis­tin­nen von Extinction Rebellion auf dem Demo-Platz in Zelten kampiert. Nun war Fridays for Future dran. „100 Milliarden für internationale Ausgleichszahlungen, für unsere Generation und für alle, die nach uns kommen“, forderte Maya Winkler, die Sprecherin der Gruppe. Investiert werden solle das Geld etwa in eine „Energiewende im Rekordtempo“ und „ein Null-Euro-Ticket“. Die Idee: langfristige Schutzmaßnahmen anstelle von kurzfristigen Entlastungen. Es ist eine der zentralen Forderungen von Fridays for Future in Deutschland: Ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro, wie es die Bundesregierung auch für die Bundeswehr eingerichtet hat. Ein breites Bündnis hatte den Klimastreik in Berlin unterstützt. Greenpeace, WWF und Amnesty International hatten Stände aufgebaut. Bundeskanzler ging lieber zur Bergbau-Gewerkschaft Gar nicht nur jugendlich waren die Proteste in Hannover. Nach und nach strömten am frühen Nachmittag auch hier die Klimabewegten zusammen. In der niedersächsischen Landeshauptstadt folgten mehrere Tausend dem Aufruf. Jung und Alt sammelten sich mit Fahrrädern und Schildern am Königsworther Platz. Schü­le­rin­nen waren augenscheinlich in der Unterzahl. „Es ist 2022, die Klimakatastrophe ist jetzt“, rief eine junge Rednerin von der Bühne. „Nur wenn wir die nächsten Jahre den Druck erhöhen, können wir dafür sorgen, dass die am stärksten von der Krise Betroffenen echte Klimagerechtigkeit erfahren“, schallte es über den Platz. Eine Kundgebung, die sich eher wie ein gemütliches Get-together als wie wütender Protest anfühlte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach das aber offenbar nicht an. Er würdigte die Demo kaum eines Blickes, als er gegenüber der Auftaktkundgebung aus seiner Limousine stieg, um bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie zu sprechen.

via taz: Globaler Klimastreik :Fridays-Protest größer als erwartet

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