Der „Altonaer Blutsonntag“ jährt sich zum 90. Mal. Der Marsch von 7000 SA- und SS- Leuten aus Schleswig-Holstein am 17. Juli 1932 forderte 18 Todesopfer – die meisten erschossen von einer übermotivierten Hamburger Polizei. In einem Schauprozess verurteilte ein Sondergericht 1933 vier Männer zum Tode, darunter den erst zwanzigjährigen Bruno Tesch. Erst 60 Jahre später wurden die Unrechtsurteile aufgehoben.
via stadtteilarchiv ottensen: 90 Jahre Altonaer Blutsonntag, Juli 1932
siehe auch: Massaker vor 90 Jahren So kam es zum „Altonaer Blutsonntag“. Am 17. Juli 1932 kam es im damals noch preußischen Altona bei Hamburg zu gewaltsamen Unruhen – provoziert durch den Aufmarsch tausender SA- und SS-Männer durch die „rote“ Stadt: Dieser „Altonaer Blutsonntag“ beschleunigte das Ende der Weimarer Republik. Und die Polizei rief dann: ‚Fenster zu, es wird geschossen!‘ Und weil die Leute am Fenster guckten, das ist ja klar, und links und rechts von diesem Zug war Polizei. Es fielen einzelne Schüsse und man sagte, es wären Dachschützen da. Ich muss sagen, ich habe keinen Dachschützen gesehen und habe auch nicht gesehen, dass irgendeiner geschossen hatte von den Arbeitern, die dastanden. Ich habe nicht gesehen, dass Kommunisten oder Sozialdemokraten geschossen haben. Ich habe aber gesehen, dass die SA oder die SS nach Fenstern geschossen hat. Das habe ich beobachten können.“ Was der Zeitzeuge Herbert Bade am Sonntag, den 17. Juli 1932, gesehen hat, ging als „Altonaer Blutsonntag“ in die Geschichte der Weimarer Republik ein. Die Bilanz: 18 Tote, darunter zwei Nazis und zwei Kommunisten. Die anderen Toten waren unbeteiligte Zivilisten, und, ebenso wie die über 60 Verletzten und Schwerverletzten, ganz normale Altonaer Bürgerinnen und Bürger, Hausfrauen, Dienstmädchen, Handwerker und Arbeiter. SA und SS-Verbot kurz zuvor aufgehoben Über 7.000 Nazis marschierten in das als „Klein Moskau“ denunzierte Altona ein, eben jenes Altona, das bis zu seiner 1938 erfolgten Eingemeindung nach Hamburg als preußische, selbstständige Stadt zu Holstein gehörte. Herbert Bade beschrieb die Ankunft der gewaltbereiten Truppe. Sie konnte nach dem kurz zuvor aufgehobenen Verbot von SA und SS uniformiert auftreten: „Am Bahnhof, wie die aus den Zügen kamen, und auch mit Lastautos kamen sie, sammelten sich da an, SA und SS.“ -Schon auf dem Marsch nach Altona hinein war es zu ersten Gewaltausbrüchen gekommen: „Sie haben schon gleich, nachdem sie vom Altonaer Bahnhof, wo sie sich getroffen haben, losmarschierten, auf Passanten eingeschlagen, die ihre Hakenkreuzfahnen nicht grüßten, und haben schon in der Nähe des Altonaer Fischmarkts, in den Nebenstraßen, auf protestierende Passanten geschossen.“