Auch ein Angriff auf Odessa ist offenbar kein Tabu mehr: Erstmals seit Kriegsbeginn haben russische Kriegsschiffe zivile Gebäude in Außenbezirken der drittgrößten Stadt der Ukraine beschossen. Dies meldete der ukrainische englischsprachige »Kyiv Independent« am Montag. Bei dem Angriff auf die Stadt, die seit ihrer Gründung durch Katharina die Große als Sehnsuchtsort russischer Kultur und Literatur gilt, wurden mehrere Häuser beschädigt. Tote gab es nach vorläufigen offiziellen Angaben nicht. Die Schwarzmeermetropole ist für die Ukraine von großer strategischer Bedeutung: Odessa besitzt den größten Hafen des Landes und gilt als Nadelöhr für den internationalen Handel der Ukraine. Der Großteil der ukrainischen Im- und Exporte wird über Odessa abgewickelt. Als Schlüssel zur Eroberung der Hafenstadt auf dem Landweg gilt die Kontrolle über das etwa 130 Kilometer westlich gelegene Mykolajiw. Um die 480 000-Einwohner-Stadt toben seit Tagen erbitterte Kämpfe. Viele Bewohner sind geflohen. Allein in der Nacht auf Dienstag habe die russische Luftwaffe drei Angriffe auf Mykolajiw geflogen, meldete am Dienstag Witali Kim, der Gouverneur des Gebietes. Verletzte oder Tote soll es dabei nicht gegeben haben. Die ukrainische Armee kämpft weiter gegen den Einschluss Mykolajiws durch russische Truppen. In der Hauptstadt Kiew sollen in der Nacht auf Dienstag zahlreiche Saboteure festgenommen worden sein. Das ukrainische Medienportal NW spricht von insgesamt 149 Personen. Zehn Sprengsätze seien entschärft worden. In der Stadt wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Nach ukrainischen Angaben konnte das Schließen des russischen Belagerungsringes um die ukrainische Hauptstadt weiterhin verhindert werden. Beobachter und Journalisten beschreiben teilweise einen Stimmungsumschwung. Nach tagelangen Gefechten soll den ukrainischen Streitkräften sogar die Rückeroberung der Kleinstadt Makariw, 60 Kilometer von Kiew entfernt, gelungen sein. Die Information ist nicht unabhängig überprüfbar Am Rande einer humanitären Katastrophe befindet sich weiterhin die seit rund drei Wochen belagerte Stadt Mariupol. Die Uno beklagt einen »kritischen und potenziell lebensbedrohlichen Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten«. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nannte am Montag »das, was in Mariupol geschieht, ein schweres Kriegsverbrechen«. (…) Einen überraschend offenen Einblick in Moskaus reale Verlustzahlen gewährte am Sonntag die russische Boulevardzeitung »Komsomolskaja Prawda«. Seit Beginn des Feldzuges gegen die Ukraine seien 9861 russische Soldaten gefallen und 16 153 verletzt worden, meldete das Blatt unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. Bislang hatte Moskau offiziell von 498 getöteten Soldaten gesprochen. Der Artikel verschwand wenige Stunden nach der Veröffentlichung wieder von der Webseite.
Categories: Rechtsextremismus