Die Spezialkräfte der Frankfurter Polizei haben offenbar ein seltsames Eigenleben entwickelt. Ein Beamter spricht von einem »übersteigerten Eliteverständnis«, Hessens Innenminister von »Verrohung«. …) Mittlerweile wurden sämtliche SEK-Beamte aus Frankfurt am Main abgezogen und in eine Unterkunft der hessischen Bereitschaftspolizei in Wiesbaden versetzt. Auslöser dafür war eine Besichtigung der Diensträume im Frankfurter Polizeipräsidium. Was er dort gesehen habe, zeuge nicht nur von einer befremdlichen Trauerkultur, sagt der Wiesbadener Polizeipräsident Stefan Müller, der jetzt für eine »Neustrukturierung« der Einheit sorgen soll. Abgeschottet und nicht für jedermann zugänglich In den Diensträumen soll es eine Unmenge von »Erinnerungsstücken« und verherrlichenden Aufnahmen der Arbeit des SEK gegeben haben: Beamte, die in voller Einsatzmontur vor der Frankfurter Skyline posieren, bildliche und textliche Inszenierungen von Stärke und Macht. Müller kritisiert ein »übersteigertes Elitebewusstsein« und einen »zur Schau gestellten Korpsgeist« der Frankfurter Truppe. Skeptisch wurde Müller zudem bei zahlreichen Devotionalien aus dem Film »300«, die er in den SEK-Räumen gesehen habe. In der US-amerikanischen Comicverfilmung aus dem Jahr 2006 geht es um eine fiktive Geschichte von heldenmütigen Spartanern, die ihre abendländische Heimat gegen eine Übermacht aus Persien verteidigen müssen. Symbole aus dem Film würden auch in rechtsextremen Kreisen verwendet, heißt es aus Führungskreisen der hessischen Polizei. Auch der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill, in dessen Verantwortungsbereich das SEK bis vor wenigen Tagen arbeitete, spricht von einer »Glorifizierung und Selbstbeweihräucherung« der Truppe, die ihm unangemessen erscheine.
via spiegel: Rechtsextreme Nachrichten in der Polizei – Die seltsamen Rituale des Frankfurter SEK