Dreistöckig, Pool vor der Terrasse, direkt am Wald: In der Villa im Vordergrund hielt sich Attila Hildmann in den vergangenen Wochen nach seiner Flucht aus Deutschland auf. Zuvor nutzte er noch eine Villa sechs Kilometer entfernt. Er stachelt zum bewaffneten Kampf in Deutschland auf und sitzt auf der Flucht vor deutscher Justiz in einer türkischen Luxusvilla: t-online zeigt, wo sich Attila Hildmann wochenlang versteckt hielt. Attila Hildmann hat sich offenbar bereits deutlich früher in die Türkei abgesetzt, als bislang öffentlich bekannt war. Spätestens ab dem 10. Januar hielt er sich in einer Villa im Ort Kayaköy auf. Von Februar an hatte er ein anderes Domizil: Sein Untergrund, aus dem er deutsche Nationalisten zum Kampf gegen Juden und Kommunisten aufforderte, hat vier Schlafzimmer, fünf Bäder, einen Pool vor der Terrasse und liegt direkt am Wald. Und dabei wird es einsamer um Hildmann. Es hatte Schlagzeilen in Deutschland und in der Türkei gemacht, als die Generalstaatsanwaltschaft Berlin am 25. März mitteilte, dass sie einen Haftbefehl gegen Attila Hildmann nicht vollstrecken kann: Er wird gesucht wegen Volksverhetzung, öffentlicher Aufforderung zu Straftaten und wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, aber er “hält sich nach unseren Erkenntnissen derzeit in der Türkei auf”. (…) Da postete Hildmann ein Video von sich im Bett mit dem Husky, und er räumte ein, in der Türkei zu sein: “Grüße aus Izmir”. Die Gruppe “Anonymous” hatte ihm mit einem Link in einer Nachricht eine Falle gestellt, er hatte darauf geklickt und mit seinen Internet-Daten verraten: Er hält sich tatsächlich irgendwo in der Türkei auf. Anonymous hatte das öffentlich gemacht. Hildmann hatte dann eine Frage an die “jüdische Antifa”. “Jüdisch” oder “bolschewistisch” und “kommunistisch”, das ist in Hildmann-Sprech alles, was ihm nicht passt. An diesem 5. März schreibt er auch, für ihn typisch in Großbuchstaben: “NUR NOCH KLARTEXT, ICH BRAUCH KEINE UMSCHREIBUNGEN MEHR FÜR DEN FEIND!”. Vorher hatte er den Begriff “Zionisten” benutzt, inzwischen zeigt er Hass auf alle Juden unverblümt. Seine höhnisch gemeinte Frage an Anonymous war: “Weiß die jüdische Antifa etwa wo ich bin? Wo denn?” Nicht in Izmir. Sondern bei diesem Video fast 300 Kilometer entfernt in einem der beiden oberen Stockwerke der “Angel Hisar Prestige Villa A” am Rand des Ferienortes Hisarönü im Südwesten der Türkei. Drei Stockwerke, vier Schlafzimmer, rund 110 Euro pro Nacht.
Verräterische Spiegelung auf dem Laptop Die Aussicht auf der Seite über den Pool hinweg ist großartig, zur anderen Seite beginnt hinter den Grundstücken schon der Wald mit einer nahen Paintball-Anlage. Vermieter und Verwalter des Hauses äußern sich auf Anfrage nicht, Datenschutz. Hildmann saß dort aber auf der Terrasse und verriet sich, als er für sein “zenszurfreies” Video-Netzwerk warb: In einer Spiegelung auf seinem Bildschirm war die auffällige Bauart des Sonnenschutzes auf der Terrasse zu erkennen, Hildmann filmte vorher noch den Hund und damit den Bodenbelag der Terrasse. Es sind solche Hinweise, die sich die “Hildbusters” genau angeschaut hatten, nachdem Hildmanns Aufenthalt in der Türkei gesichert war. Welches Haus in der Umgebung des Felsengrabs gibt es auf Vermietungsplattformen, auf das Merkmale der Bilder zutreffen? (…) Das Haus ist ein im August 2020 fertiggestelltes Anwesen mit Pool, zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, Sauna, Tischfußball – und es liegt nur sechs Kilometer entfernt von der “Angel Hisar Prestige Villa A” und einige Steinwürfe weg vom Felsengrab, wo das Foto am 23. Februar zu sehen war. 1.400 türkische Lira pro Tag kostete die Nacht laut Preisliste, knapp 150 Euro. Ein Mann, unter Bewertungen des Hauses als Eigentümer genannt und Chef einer Vermietung, sagte t-online auf Anfrage, man habe keinen Kunden aus Deutschland gehabt. Er beantwortete nicht, ob er den Typen aus den Videos und Fotos kennt, der nach seiner Adoption unter dem Namen Attila Hildmann in Deutschland ein Medienstar wurde und in der Türkei offenbar auch seinen türkischen Geburtsnamen nutzt. Hildmann hat die deutsche und die türkische Staatsangehörigkeit. Der Umstand erklärt vielleicht, warum die deutschen Ermittler bei den “Hildbusters” und zuvor bei Anonymous wenig Interesse für die Hinweise zeigen. Die “Hildbusters” hofften vergebens, dass mit ihren Hinweisen an das LKA etwas geschieht.
via t-online: Hass aus der Türkei – In diesen Luxus floh Attila Hildmann vor der deutschen Justiz