Gewalt gegen Frauen: Statistik zeigt nur die „Spitze des Eisbergs“

Ob aus Eifersucht, vermeintlich verletzter Ehre oder Wut – es gibt viele Taten, bei denen Frauen Opfer sind. Manchmal auch, gerade weil sie Frauen sind. Genaue Daten sind allerdings ein Problem. Das soll sich ändern. Geschlagen, vergewaltigt, getötet – bei manchen Straftaten werden Frauen zum Opfer, gerade weil sie Frauen sind. Doch wie häufig spielt das Geschlecht des Opfers eine Rolle für die Tat? In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) werden frauenfeindliche Straftaten bisher nicht gesondert ausgewiesen. Zwar kann der Statistik entnommen werden, wie viele Frauen Opfer welcher Straftaten wurden. Motivationen der Täter dagegen werden nicht erfasst. Nun wird diskutiert, wie das zu ändern ist – in der Politik ebenso wie bei Organisationen, die sich mit Frauenrechten oder mit Opfern von Hass und Gewalt beschäftigen. (…) Polizisten und Staatsanwälte wissen: Gerade wenn es um häusliche Gewalt und Partnerschaftsgewalt geht, bleibt vieles im Dunkeln. Während zum Beispiel Wohnungseinbrüche und Raubdelikte nahezu vollständig zur Anzeige gebracht werden, kommt es bei anderen Taten nicht zur offiziellen Meldung, weil Opfer schweigen – aus Angst, Scham oder dem Gefühl, es werde sich ohnehin nichts ändern. „Wir sehen immer nur die Spitze des Eisbergs“, sagt etwa eine Juristin aus Frankfurt. Juristin: „Sehen nur die Spitze des Eisbergs“ „Bei bestimmten Straftaten weist bereits der objektive Tatbestand auf die wahrscheinliche Motivlage des Täters hin“, sagt eine Sprecherin des Hessischen Landeskriminalamts. So werde in der Kriminalstatistik etwa bei Fällen von Sexualmord und anderen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung „die Motivlage quasi mit erfasst“. Das Bundeskriminalamt veröffentlicht jährlich Zahlen zur Partnerschaftsgewalt. In der jüngsten Statistik für 2019 sind 141.792 Opfer erfasst. Die tatsächliche Zahl erfasster Betroffener dürfte niedriger sein, weil die gleiche Person mit jeder weiteren Tat erneut gezählt wird. Rund 80 Prozent der Opfer waren Frauen, knapp 20 Prozent Männer. Bei sexuellen Übergriffen bis hin zur Vergewaltigung sowie bei Zuhälterei und Prostitution waren die Opfer fast immer Frauen. Die Hälfte aller Opfer lebte mit dem Täter oder der Täterin im gleichen Haushalt. Geschlechtsspezifische Gewalt sollte als solche sichtbar gemacht werden, forderte jüngst die Frauenrechtsorganisation medica mondiale. „Die aktuell vom Bundesfamilienministerium angekündigte Studie ist zwar ein wichtiger Schritt. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass die Studie auch die unterschiedliche Situation einzelner Gruppen in den Blick nimmt, zum Beispiel von geflüchteten und Trans-Frauen“, sagt Vorständin Monika Hauser.

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