Die vier im “Jungsturm”-Prozess angeklagten Fußball-Fans sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft mehrjährige Haftstrafen erhalten. Die Männer sollten für jeweils drei bis viereinhalb Jahre ins Gefängnis, weil sie Mitglieder einer kriminellen Vereinigung seien und als solche Gewalttaten verübt hätten, sagte der Staatsanwalt am Mittwoch in seinem Plädoyer vor dem Landgericht Gera. Ausführlich begründete er, dass der sogenannte “Jungsturm” aus Sicht der Ermittler eine Gruppierung ist, die das Ziel hat, Straftaten zu begehen. Die Staatsanwaltschaft Gera sieht es als erwiesen an, dass die 21 bis 29 Jahre alten Angeklagten Mitglieder des “Jungsturms” sind – einer Gruppierung aus dem Umfeld des FC Rot-Weiß Erfurt, in der sich gewaltbereite und rechtsextremistische Fußballfans gesammelt haben sollen. Als solche haben sie nach Überzeugung der Ermittler Übergriffe auf Fans des FC Carl Zeiss Jena etwa an den Bahnhöfen von Saalfeld und Gotha in den Jahren 2018 und 2019 verübt. Auch sollen sie sich mit anderen Hooligans zu Schlägereien verabredet haben.

via mdr: Rechtsextreme Hooligan-SzeneStaatsanwalt plädiert für Haftstrafen im “Jungsturm”-Verfahren

siehe dazu auch exif-recherche: PROZESSBEGINN GEGEN NEONAZIS DER HOOLIGANGRUPPE «JUNGSTURM ERFURT» (11/2020). Ende April 2020 fanden in mehreren Städten in Thüringen und Sachsen-Anhalt Durchsuchungen statt. Betroffen waren die Wohnungen, sowie ein von Mitgliedern der Neonazi-Hooligan Gruppe «Jungsturm Erfurt» genutztes Objekt. Theo Weiland, Marco Klingner und Steve Weinhold sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Nur wenige Monate später, am 29. Juli 2020, folgte die Verhaftung des «Jungsturm»-Mitglieds Robin Brandt aus Waltershausen. Nun soll am 12. November 2020 am Landgericht Gera der Prozess gegen die vier Neonazis eröffnet werden. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Last gelegt. Bisher scheint sich die Anklage vor allem auf die inhaftierten Mitglieder zu konzentrieren und deren Aktivitäten im Zusammenhang mit verabredeten „Ackerkämpfen“. Die personelle Stärke sowie die politische Dimension der Gruppe reicht jedoch viel weiter – besonders hinsichtlich ihrer Bedeutung innerhalb der Thüringer Neonaziszene. Vorwurf: Bildung einer kriminellen Vereinigung Wie das Landgericht Gera in einer Pressemitteilung im Oktober 2020 bekannt gab, werden mehrere Taten der Gruppe angeklagt, welche sich im Zeitraum zwischen 2014 und 2019 ereignet haben sollen. Es geht dabei vorrangig um abgesprochene „Ackerkämpfe“ mit anderen Hooligan-Gruppen, wie auch organisierte Angriffe auf Fans des Erzrivalen FC Carl Zeiss Jena. Laut Anklage sollen Steve Weinhold und Marco Klingner den «Jungsturm» im Jahr 2014 ins Leben gerufen haben. Seit spätestens Sommer 2016 soll Theo Weiland aktives Mitglied beim «Jungsturm» gewesen sein. Robin Brandt sei der Gruppierung 2017 beigetreten. Spätestens ab Sommer 2017, so die Staatsanwaltschaft, seien außerdem Mitgliedsbeiträge erhoben worden und es habe gemeinsame Veranstaltungsbesuche, sowie Kampfsporttrainings gegeben. Für Treffen und Trainings nutzte die Gruppierung Räumlichkeiten im rechten Szeneobjekt «Erlebnisscheune» in Kirchheim, bestätigt die Anklage.