Die Bewegung gegen die Corona-Politik gibt trotz Verboten und selbst erklärter Großdemopause nicht ganz auf. Doch sie zersplittert. Immer klarer wird, wie sich Querdenker-Promis bereichern. Haben sie mit der Wut der Straße nur spekuliert? Nun wollen sie pilgern. Und erklären sich selbst zu einer religiösen Bewegung. Spötter sagen: Passt. Die Querdenker haben sowieso etwas von einer Sekte, die mit Heilsversprechen und Widerstand gegen den vermeintlichen Mainstream Menschen sammelt. Die Berliner Behörden allerdings waren am Dienstag nicht sicher, ob sie das durchsichtige Manöver zulassen wollen. Sie prüfen. Die Demonstrationen der Corona-Politik-Gegner zum Jahresende waren verboten worden. Nun ist für Mittwochabend aus Querdenker-Kreisen eine „Pilgerwanderung“ am Brandenburger Tor mit 250 Personen angemeldet worden. Mit der Anmeldung als religiöse Veranstaltung versuchen die Organisatoren einmal mehr, Einschränkungen und Auflagen durch das Versammlungsgesetz zu umgehen. (…) Zum Jahresende aber bekommen die Querdenker-Prominenten Gegenwind: von Polizei, Staatsanwaltschaft, Steuerfahndung und Zivilgesellschaft. Die Bewegung flüchtet sich in eine Art Winterpause, während gleichzeitig die Impfungen gegen Covid-19 anlaufen und der Lockdown voraussichtlich weit über den 10. Januar hinaus verlängert wird. Daraus könnte eine zersplitterte, gefährliche Gemengelage entstehen: aus Frustrierten, die sich in den unzähligen Gruppen des Kurznachrichtendienstes Telegram weiter radikalisieren. Dort wird von Verschwörungen über Corona-Leugnung bis Aufrufen zur Revolte alles geteilt und für gut befunden. Und andauernd wird um Geld gebettelt. Die Proteste waren für viele der Bewegungspromis ein Geschäftsmodell. Jetzt fällt es ihnen auf die Füße. Zum Beispiel Bodo Schiffmann. Der Inhaber einer Schwindelambulanz aus Sinsheim war virtuell auf Telegram und Youtube sowie physisch auf einer rastlosen Protestbustour omnipräsent. Nun werden seine Praxisräume gekündigt, seine Approbation ist in Gefahr – und die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen falscher Atteste zur Maskenbefreiung. Das geschieht bundesweit gegen eine Reihe von Ärzten. Inhaber solcher Atteste werden in Telegram-Gruppen nun aufgerufen, sie nicht mehr vorzuzeigen, sondern Bußgelder wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht in Kauf zu nehmen. Und was macht Schiffmann? Er bettelt um Spenden – konkret um Schenkungen, denn diese sind steuerfrei, wenn sie unter 20.000 Euro betragen. Allerdings nur, wenn sie an Privatpersonen gehen.
Busse wurden an die Kette gelegt Zum Beispiel „Honk for Hope“: Unter diesem Namen bewarben der Wiener Alexander Ehrlich und das Plauener Reiseunternehmen Kaden-Reisen Bustouren zu Demonstrationen – teilweise von Ehrlich selbst angemeldet. Nach Auskunft des Aussteigers Joachim Jumpertz waren die Fahrten deutlich überteuert. Doch auch dieses Geschäftsmodell bricht weg: Vor einer verbotenen Leipziger Demonstration am 19. Dezember bekam Kaden-Reisen Besuch von den Behörden, nach einer Gefährderansprache wurden die Busse an die Kette gelegt. Wochenlang wurde für eine Silvesterfahrt nach Berlin geworben – „verboten“ steht nun auf der Website über dem Angebot.
via rnd: Querdenker, querfinanziert: Das Geschäft mit dem Corona-Protest