Er sitzt im Bundestag und will den Virologen Christian Drosten zum Sträfling machen: Die AfD hat ihren Abgeordneten Robby Schlund mit Steuergeldern auf Ayurveda-Dienstreise nach Indien geschickt – und die Botschaft spielte Gastgeber für eine Preisverleihung. Bis vor ein paar Tagen war Robby Schlund einer der kaum bekannten Parlamentarier. Der AfD-Politiker praktiziert als Orthopäde, bezeichnet sich selbst als „Ayurveda-Arzt“ und tritt mit einer „Deutschen Gesellschaft für Adaptive Therapien“ auf, die ihren Sitz in seiner Geraer Nachbarschaft hat. Von Schlund kann man aber vielleicht über die AfD lernen – und darüber, dass ihre Abgeordneten gern die parlamentarische Demokratie kritisieren, deren Vorteile aber durchaus bereitwillig nutzen. Zumal, wenn sich auch noch möglicher eigener Nutzen ergeben könnte. Mediziner Schlund ist hauptberuflich Bundestagsabgeordneter der AfD Thüringen, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft ist. Schlund selbst ist dazu noch bei seiner Standesvertretung ein Verdachtsfall: Die Bundesärztekammer hält ihm einen “Frontalangriff auf den gesamten ärztlichen Berufsstand” vor, die Landesärztekammer prüft ein standesrechtliches Verfahren. (…) 2019 hatte der indische Geschäftsfreund Schlund am Flughafen zur vielleicht ungewöhnlichsten Dienstreise eines deutschen Abgeordneten in der laufenden Legislaturperiode empfangen: ein Ayurveda-Trip. In der AfD ist der Arzt zuständig für die „Analyse der Gesundheitssysteme der Welt“, wie er t-online erklärte. Deshalb habe seine Fraktion ihn im Frühjahr des vergangenen Jahres auf die fünftägige Mission nach Indien geschickt. Auf freundliche Einladung des indischen Ministeriums, das unter anderem für Ayurveda zuständig ist. Aber im Wesentlichen bezahlt vom deutschen Steuerzahler. (…) Was der Indien-Trip von Robby Schlund gekostet hat, ist deshalb unbekannt. Bekannt ist dagegen viel von dem, was Schlund in Indien gemacht hat: Er schilderte es in einem Blog ausführlich. Es begann mit einem Besuch bei Nitin A.. Und in A.s Begleitung war Schlund auch oft, als ihn seine Recherche über das Gesundheitssystem zu verschiedenen Schulen, Handelskammern, einer Hilfsorganisation und einer Kläranlage führte. Aber auch zu einem Staatssekretär im “Ayush”-Ministerium. Die Abkürzung steht für „Ayurveda, Yoga, Unani, Siddha und Homöopathie“. Das Ministerium bekam Glückwünsche für diesen Schritt zur “Globalisierung von Ayurveda”. (…) Zu sehen war im Parlament davon noch nicht viel: Anderthalb Jahre sind seit dem Trip vergangenen. Und die AfD-Fraktion im Bundestag hat seitdem weder Anfragen noch Anträge im Zusammenhang mit indischer oder alternativer Medizin gestellt oder sich in irgendeiner Weise zum indischen Gesundheitssystem geäußert.

via t-online: Robby Schlund in Indien- Die fragwürdige Reise des Ayurveda-Arztes der AfD