Der MDR lädt den AfD-Politiker Höcke zum Sommerinterview. Was zeigt das? Die fehlende Lernfähigkeit im Sender. Die rechtsextremen Positionen Björn Höckes zeigen Wissenschaftler:innen schon seit Jahren auf. Im September 2019 ließ das Verwaltungsgericht Meiningen die Bezeichnung „Faschist“ für den Thüringischen AfD-Landtagsfraktions- und Landesvorsitzenden im Rahmen der Meinungsfreiheit zu. Im März 2020 sah das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Höcke eine der „rechtsextremen Führungspersonen“ im ehemaligen „Flügel“. Keine dieser Bewertungen konnte den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) mit seiner Intendantin Karola Wille beeindrucken. Am Dienstag um 11 Uhr lud der Sender den Rechtsextremisten zum „Sommerinterview“, das live über Youtube und Facebook verfolgt werden konnte. In der gut eine halbe Stunde langen Sendung fragte Lars Sänger durchaus nach. (…) Im Vorfeld der Sendung war Kritik laut geworden. Der Redaktionsleiter des ARD-Politikmagazins „Monitor“, Georg Restle, hinterfragte früh die Einladung Höckes durch den MDR. Der Grundsatz der Ausgewogenheit, meinte er gegenüber der Zeit, habe Grenzen. Sie lägen da, „wo es um Parteien oder Politiker geht, die unseren demokratischen Freiheiten und Grundrechten feindlich gegenüberstehen“. Personen wie Höcke haben für Restle „keinerlei Anspruch darauf, sich im Rahmen eines Sommerinterviews präsentieren zu können“. Der MDR aber ließ Höcke gewähren: Er konnte seine antiparlamentarischen Positionen und rassistischen Ressentiments darlegen. Die kritischen Nachfragen dürften die rechtsradikale Anhängerschaft in ihren Einstellungen zur „Lügenpresse“ nur bestätigt haben.
va taz: Björn Höcke im Sommerinterview: Forum für einen Faschisten