Das Allensbach-Institut hat Hochschullehrer*innen befragt. Manche Antworten sind besorgniserregend. Die Fragen aber sind besorgniserregender. (…) Das Allensbach-Institut stellt nun die Ergebnisse einer Umfrage vor, in der mehr als 1.000 Hochschullehrer*innen zum Stand der Forschungsfreiheit an deutschen Hochschulen befragt wurden. Die Studie liegt bislang lediglich als Zusammenfassung auf einem guten Dutzend Präsentationsfolien vor. Einige Kernaussagen lassen sich dennoch bereits ablesen. Für ein wenig mediale Beunruhigung sorgten Feststellungen wie die von 20 Prozent der Befragten, dass man den Staat Israel ablehnen können müsse. 43 Prozent möchten den Klimawandel leugnen und 22 Prozent „Rassenforschung“ betreiben dürfen. (…) Einziger deutlicher Ausreißer ist die Einschätzung des Umgangs mit „Rechtspopulisten“, einer Chiffre, von Allensbach zweifellos gesetzt mit Blick auf die immer offensichtlicher rechtsradikal agierende AfD. Während 82 Prozent der Befragten der Auffassung sind, es müsse erlaubt sein, einen „Rechtspopulisten“ zu einer Podiumsdiskussion einzuladen, rechnen 74 Prozent mit Gegenwehr bei solchen Auftritten. So eine Einschätzung der Protestwahrscheinlichkeit ist schwer zu validieren, hat aber sicher einen wahren Kern. Was das aber über die Situation der Forschungsfreiheit an den Hochschulen aussagt, bleibt völlig offen. Schließlich unterliegen die meisten der abgefragten Fälle tatsächlich keinem materiellen Verbot. Es ist (nicht nur an Hochschulen) erlaubt, Politiker*innen auf Podiumsdiskussionen einzuladen. Es ist erlaubt, den Islam als Religion oder Israel als Staat abzulehnen und immer so weiter.
Das Problem sind die Fragen, Das Problem liegt weniger in den Antworten der Hochschullehrer*innen, die auf Nachfrage eben gewisse gesellschaftspolitische Präferenzen und ein gegebenenfalls etwas feudales Selbstverständnis offenbaren. Das Problem liegt in der Fragestellung durch Allensbach. Die Bedrohung der Freiheit der Wissenschaft wird als Prämisse gesetzt, und darauf aufbauend werden schlagwortartig Belege gesucht. So wird zum Beispiel ein Zwang zu gendergerechter Sprache implizit vorausgesetzt. Selbstverständlich besteht eine Mehrheit der Befragten darauf, dass es erlaubt sein müsse, sich dieser zu verweigern. Nur: Niemand verbietet ihnen das. Ein knappes Drittel der Hochschullehrer*innen fühlt sich nach dieser Umfrage dennoch in ihrer Lehre und Forschung durch „Political Correctness“ eingeschränkt. Was dieser ideologisierte Kampfbegriff beinhaltet, wird zumindest in der ersten Präsentation durch Allensbach leider nicht konkretisiert und qualifiziert. So bleibt diese Umfrage über die Freiheit der Wissenschaft mindestens an dieser Stelle ideologisch gefärbt, methodisch ungenau und unpräzise, oder anders gesagt: unwissenschaftlich
via taz: Umfrage zur Forschungsfreiheit – Bedenkliche Fragen