Seit Jahren erhält der Journalist Hasnain Kazim Morddrohungen, zuletzt mehrere täglich. Er steht auf Todeslisten, Anzeigen bleiben folgenlos. Was macht das mit einem? Hassmails, Beschimpfungen, Drohungen – das, was derzeit Politiker, Journalistinnen und viele andere in der Öffentlichkeit stehende Menschen in Deutschland erleben, kennt der Journalist und Autor mehrerer Bücher, Hasnain Kazim, schon lange. Er ist bekannt für seine harten, inhaltlichen Auseinandersetzungen mit seinen Kritikern auf Twitter und Facebook. E-Mails, und seien sie noch so beleidigend, beantwortet er mit bewundernswerter Konsequenz. Nun aber bekam er Morddrohungen in einem Ausmaß, das auch für ihn neu und schockierend war. Hier beschreibt Hasnain Kazim, wie schwierig es ist, einen Weg zu finden, damit umzugehen. Natürlich, ich hätte wissen können, was mir blüht, wenn ich die AfD und ihre Wählerinnen und Wähler kritisiere. Bei der Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober 2019 hatte diese Partei 23,4 Prozent geholt und war damit, hinter den Linken, zweitstärkste Kraft geworden. Und das trotz der vielen rechtsextremen Entgleisungen. Oder wahrscheinlich gerade deswegen. Auf Twitter schrieb mir ein Nutzer ein paar Tage nach der Wahl, es nütze ja nichts, auf die Wählerinnen und Wähler zu schimpfen. Vielmehr müsse man diese Leute “erreichen”. Ich bin entschieden anderer Meinung. Nicht jeder, der diese Partei wählt, ist ein Nazi. Aber jeder, der sie wählt, ebnet wissend Nazis den Weg an die Macht. Er teilt ihre menschenverachtende Haltung, heißt sie gut oder toleriert sie zumindest. Ich antwortete also, es gehe nicht darum, diese Menschen zu “erreichen”, sondern “sie auszugrenzen, zu ächten, sie kleinzuhalten, ihnen das Leben schwer zu machen, sie dafür, dass sie Neonazis und Rassisten den Weg zur Macht ebnen wollen, zur Verantwortung zu ziehen”. Das ist hart formuliert, und sicher muss man mit allen Menschen reden, “den Dialog suchen”, wie so oft gefordert wird. Aber wenn am Ende eines solchen Dialogs der Gesprächspartner immer noch glaubt, eine Aussage wie die, dass Deutschland “unter einem Befall von Schmarotzern und Parasiten” leide, die dem deutschen Volk “das Fleisch von den Knochen fressen”, sei eine sagbare, akzeptable Meinungsäußerung, der muss die Folgen seiner Worte ertragen.

via zeit: Hass gegen Journalisten: “Und morgen bist du tot!”