Lange schon haben sich die US-Republikaner zur Trump-Partei verwandelt. Nun stellen sie zwei konservative Abgeordnete kalt, die für den Rechtsstaat kämpfen und verklären den Putschversuch vom 6. Januar 2021 zur „politischen Meinungsäußerung“. Die zynische Geschichtsfälschung und die Säuberungsaktion erinnern fatal an totalitäre Regime, kommentiert Karl Doemens. „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“ und „Unwissenheit ist Stärke“ – diese drei Parolen der Partei sind am Wahrheitsministerium in George Orwells düsteren Zukunftsroman „1984″ eingemeißelt. Längst haben die nach dem Zweiten Weltkrieg mit beißendem satirischen Unterton beschriebenen Methoden der Sprachmanipulation und Gehirnwäsche das Reich der Dystopie verlassen und sind von vielen Unrechtsregimen übernommen und perfektioniert worden. Doch in den USA des Jahres 2022 wird die Fiktion nun endgültig von der Realität überholt. Nicht etwa in einem totalitären Überwachungsstaat stalinistischer Prägung, wie ihn Orwell im Sinn hatte, sondern in einer der ältesten Demokratien der Welt wird ein blutiger Putschversuch nach einer freien Wahl zur „legitimen politischen Meinungsäußerung“ erklärt. Nicht ein paar rechtsradikale Hitzköpfe haben diese ungeheuerliche Tatsachenverdrehung beschlossen, sondern die Republikaner auf ihrem Parteitag in Salt Lake City – ohne Gegenrede, per Akklamation, mit ganz wenigen Gegenstimmen.
via rnd: Parteitag der US-Republikaner: Auf dem rasanten Weg zur rechtsextremen Sekte