Bei dem Terroranschlag nahe Moskau vor einer Woche kamen mehr als 140 Menschen ums Leben, über 180 wurden verletzt. Etwa zwei Wochen zuvor hatten die USA bereits vor einem möglichen Anschlag in Russland gewarnt, doch der Kreml tat das als Versuch der „Destabilisierung“ der russischen Gesellschaft ab. Nun stellt sich offenbar heraus: Auch russische Sicherheitsdienste hatten schon Tage vor dem Angriff die innenpolitische Bedrohung erkannt. Das ergaben Ermittlungen des in London ansässigen Dossier Centers, das sich auf Dokumente des russischen Geheimdienstes berief. Russische Geheimdienste kannten Gefahr eines Terrorangriffs durch den IS-Ableger ISPK Wenige Tage vor dem Terroranschlag hätten Mitglieder des russischen Sicherheitsrats eine Warnung erhalten, dass tadschikische Staatsbürger bei Terroranschlägen auf russischem Territorium eingesetzt werden könnten, so der Bericht des Dossier-Centers. Die Terrorgruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan, kurz ISPK, gilt als Ableger des Islamischen Staats in Afghanistan und Zentralasien. Aktivitäten dieser Terrorgruppe seien in Russland genau beobachtet worden, hieß es demnach in den russischen Geheimdokumenten. Insgesamt habe man die Gefahr terroristischer Anschläge in Russland als hoch eingestuft, so der Bericht weiter. Bereits vor dem Anschlag auf die Crocus City Hall soll eine den Geheimdiensten nahestehenden Quelle das Dossier Center über die Terrorgefahr durch ethnische Tadschiken gewarnt haben. Die Angaben der Investigativ-Organisation ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Über das Dossier Center Der im Exil lebende Kremlkritiker und frühere Oligarch Michail Chodorkowski gründete das Dossier Center 2017 als „Antikorruptionsprojekt“. Der Bericht des Dossier-Centers wies auch auf weitere Probleme des russischen Sicherheitsapparats hin: So seien Polizeibeamte erst eine Stunde nach den ersten Schüssen am Ort des Anschlags eingetroffen. Und das, obwohl das Hauptquartier der Moskauer Bereitschaftspolizei weniger als drei Kilometer von der Konzerthalle Crocus City Hall entfernt liege. Mindestens vier der mutmaßlichen Angreifer konnten fliehen und das rund 400 Kilometer entfernte Brjansk erreichen, „obwohl es in Moskau und auf den nahegelegenen Autobahnen zahlreiche Überwachungskameras gab“, so die Analyse weiter.

via merkur: Anschlag nahe Moskau: Russischer Sicherheitsdienst wusste wohl von der IS-Bedrohung

Crocus City Hall sign after attack.jpg
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